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0402 - Die Burg des Unheils

0402 - Die Burg des Unheils

Titel: 0402 - Die Burg des Unheils
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war. Leonardo war in der Lage, seinen Schatten von sich zu lösen und selbständig handeln zu lassen.
    Irgendwie mußte es diesem Schatten gelangen sein, wieder in Caermardhin einzudringen.
    Oder hatte Sid Amos ihn etwa hereingelassen? War dies die nächste Runde im großen Verräterspiel?
    Wang Lee Chan wirbelte herum. Er huschte so lautlos wie möglich zurück.
    Su Ling und er mußten verschwinden, endgültig. Sie waren in Caermardhin nicht mehr sicher. Das Eindringen des Schattens war der Beweis dafür. Dabei ahnte Wang nicht einmal, daß er es doch selbst gewesen war, der diesen Ableger des Fürsten der Finsternis ahnungslos eingeschleppt hatte…
    Er stürmte in sein Zimmer. Su Ling schreckte auf, als sie sein ernstes Gesicht sah.
    »Wir müssen von hier fort, sofort«, sagte Wang Lee übergangslos. »Wir sind nicht mehr sicher. Leonardos Schatten ist da. Er ist zurückgekehrt.«
    »Amos? Hat er uns erneut verraten?«
    »Ich weiß es nicht. Pack deine Sachen, schnell. Wir müssen raus, bevor er uns wieder erwischt. Diesmal wird es für uns keine Möglichkeit mehr geben, uns zu befreien und zu entkommen, wenn er uns erst einmal wieder in seinen Klauen hat.«
    Su Ling nickte. Hastig begann sie das Nötigste zusammenzupacken, stopfte alles in eine Reisetasche. Wang Lee besaß kein Gepäck. Das heißt, er besaß nichts, worauf er nicht hätte verzichten können. Das einzige, was er mitnahm, war sein Schwert.
    »Aber… können wir überhaupt noch hinaus?« fragte Su Ling. »Hat Leonardo nicht längst alles unter seiner Kontrolle?«
    »Vorerst habe ich nur seinen Schatten gesehen. Er lauerte vor Saranows Tür. Ich kenne einen Seitenausgang, nicht das Haupttor. Niemand wird damit rechnen, daß wir durch jene Tür verschwinden.«
    »Was ist mit Boris?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, daß wir im Moment etwas für ihn tun können. Wir müssen hier verschwinden, das ist wichtiger. Nur wenn wir selbst frei sind, können wir anschließend versuchen, ihm Hilfe zu bringen. Komm.«
    »Ich komme mir wie eine Verräterin an ihm vor«, gab das Mädchen zu bedenken. »Immerhin hat er alles daran gesetzt, mich unten in Cwm Duad vor den Skelettkriegern zu bewahren. Er hat mich in Sicherheit gebracht, und nun… lassen wir ihn im Stich…«
    »Wir werden eine Möglichkeit finden, ihm zu helfen«, sagte der Mongole. »Komm.«
    Er öffnete die Tür, spähte auf dem Korridor in beide Richtungen. Von Leonardos Schatten war nichts zu sehen.
    Sie huschten über Gänge und Treppen. Wang Lee kannte sich in Caermardhin längst aus. Schon zu Anfang hatte er sich bemüht, das Labyrinth von Gängen und Räumen kennenzulernen, um notfalls Fluchtpunkte und Fluchtwege zu haben, falls etwas Unvorhergesehenes geschehen würde. Jetzt zeigte sich, wie weise dieser Beschluß gewesen war.
    Schon bald erreichten sie jenen Seitenausgang, den Wang Lee gemeint hatte, und verließen Merlins Burg. Auch jetzt legte Wang Lee seine Vorsicht nicht ab.
    Aber es erfolgte kein Überfall aus dem Nichts heraus.
    Sie wurden auch nicht verfolgt. Noch nicht…
    »Warum sind wir bloß aus Cwm Duad wieder hierher zurückgekehrt?« murmelte Wang Lee bitter. »Die Kletterei hätten wir uns sparen können…«
    »Was werden wir jetzt tun?« fragte Su Ling, während er sie hinter sich her durch den Wald bergab zog.
    »Wir verschwinden. Wir bleiben nicht in Cwm Duad«, sagte er. »Vielleicht schlagen wir uns zum Beaminster-Cottage durch, Zamorras Haus in der Grafschaft Dorset. Oder wir versuchen, McThruberrys alte Burg zu erreichen, die Gryf vor längerer Zeit von Merlins Geld kaufte… und dann versuchen wir, Hilfe zu bekommen.«
    »Aber wer wird uns helfen? Zamorra ist tot, die Druiden auch…«
    »Es gibt noch Robert Tendyke in den USA. Es gibt Ted Ewigk, der in Rom lebt. Irgend jemand wird uns helfen«, sagte Wang fest. »Darüber werden wir uns Gedanken machen, wenn wir in Sicherheit sind…«
    Er hoffte, daß ihre Flucht noch nicht so schnell bemerkt wurde. Sie mußten zusehen, daß sie einen ausreichenden Vorsprung bekamen, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Und er hoffte, daß Boris Saranow nicht von Leonardo oder Sid Amos umgebracht wurde.
    Als sie Stunden später in der Morgendämmerung unten im Tal ankamen, sahen sie sich nach Caermardhin um.
    Immer noch war die Burg auf dem Berggipfel deutlich sichtbar, das untrügliche Zeichen für Gefahr.
    Doch hatte niemals irgendwer voraussehen können, daß Caermardhin selbst zur Gefahr wurde…
    Merlins Burg in der
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