Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0400 - Menschheit im Zwielicht

Titel: 0400 - Menschheit im Zwielicht
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wurde von einer schwarzbraunen Behaarung bedeckt. Dennoch handelte es sich nicht mehr um ein Fell im Sinne des Wortes. An manchen Stellen war der Haarwuchs wesentlich schwächer, als es bei einem typischen Affenmenschen der Fall gewesen wäre.
    Er war zwar zwei Meter zwanzig groß und in den Schultern ein Meter fünfzig breit. Die Beine waren kurz, jedoch, enorm stämmig. Die typischste Annäherung an den prähistorischen Affenmenschen waren die überlangen Arme mit ihren mächtigen Muskelwülsten.
    Schädelform und Gesicht wirkten noch äffisch, aber Kinn, Mundpartie, Nase und die fliehende Stirn waren nicht mehr hundertprozentig mit einem Primaten der Menschaffengattung identisch.
    Vor Deighton lag gewissermaßen ein Übergangsexemplar vom Affenmenschen zum Neumenschen.
    Der Erste Gefühlsmechaniker lauschte auf die erwachenden Gehirnimpulse seines Schützlings. Die ersten Anzeichen des wiedererwachenden Lebens hatte er vor fünf Minuten vernommen.
    Nochmals zehn Minuten später war es soweit. Der Neandertaler kam allmählich zu sich. Deighton beobachtete die ersten Reflexbewegungen des Körpers. Die weit und tonnenartig nach vorn gewölbte Brust bewegte sich plötzlich.
    Die zweite Reflexhandlung des Urmenschen bestand im instinktiven Griff nach seiner Waffe. Es war eine meterlange, schwere Holzkeule von plumper Form. Sie lag neben seiner rechten Hand auf dem Tisch.
    Die Greifzehen bewegten sich ebenfalls. Der große Zeh war noch wie ein Daumen ausgebildet. Dieses Lebewesen war fraglos ein vorzüglicher Kletterer.
    Deighton gab einige Befehle. Der Bergungsroboter glitt auf seinem Energiekissen näher.
    Als der Neandertaler mit dem gesamten Körper zu zucken begann, errichtete der Robot sein Abschirmfeld. Deighton befand sich innerhalb des Schirms. Zusammen mit der Maschine ging er auf den Erwachenden zu.
    Die fremden Medo-Robots - denn nur um solche konnte es sich handeln - zogen sich zurück. Das war für Deighton das Alarmzeichen. Die strahlende Kugel erlosch. Sie bewegte sich auch nicht mehr auf ihrer vorgezeichneten Kreisbahn.
    Dann öffnete der Neandertaler den noch rachenartig ausgeprägten Mund. Fingerlange, gelblich schimmernde Augenzähne erschienen. Das Gebiß war makellos und kräftig wie bei Raubtieren.
    „Umschließen, schnell!" ordnete der Gefühlsmechaniker an.
    Als der Erwachende den ersten Atemzug tat, befand er sich bereits im Schütze des Abschirmfeldes. Reine, kühle und Sauerstoffhaltige Luft strömte in seine mächtigen Lungen.
    Deighton stand wegen des begrenzten Schirmvolumens dicht neben dem Tisch. Er nahm die Keule mit beiden Händen und stellte sie vorsichtshalber mit ihrem dicken Ende neben sich auf den Boden.
    Draußen schien die Hölle ausgebrochen zu sein.
    Leuchtende Gasschwaden drangen in den Konservierungsraum. Explosionen über Explosionen zeugten vom bevorstehenden Ende dieser Station.
    Deighton wartete, bis der Neandertaler die Lider öffnete. Er erblickte relativ kleine Augen mit bräunlich verfärbten Augäpfeln. So starrten sich die beiden Lebewesen einen Augenblick lang an.
    Deighton lauschte angespannt auf die Gehirnimpulse des Urmenschen. Zu seiner größten Überraschung vernahm er nicht die erwarteten Wogen der Panik, Angst und des Unbegreifens, sondern Wellen der Resignation und des klaren Erkennens der Sachlage.
    Der Neandertaler, soeben noch für primitiv gehalten, dachte in einigermaßen logischen Bahnen.
    Er hatte verloren; er gab auf. Er war außerdem friedfertig und bereit, den Anweisungen zu folgen.
    Deightons Hand löste sich vom Griff der Betäubungswaffe. Notfalls hätte er blitzschnell einen Lähmungsschuß abgeben müssen. Körperlich wäre er dem Neandertaler auf keinen Fall gewachsen gewesen.
    Der Blick des behaarten Riesen klarte sich.
    Deighton begann mit ruhiger, suggestiver Stimme zu sprechen.
    Nach weiteren zehn Minuten stieß der Urmensch den ersten Laut aus. Er klang wie „zwiehiebus".
    „Ich werde dich Lord Zwiebus nennen", sagte Deighton lächelnd. „Komm, mein Freund, es wird Zeit. Hörst du?"
    Der Neandertaler regte sich nicht. Als er jedoch Deightons hochgereckten Finger und seine angespannt lauschende Haltung bemerkte, drehte er den Kopf.
    Deighton beobachtete mit Erstaunen, daß sich Lord Zwiebus weder vor dem Energiefeld noch vor dem gefährlich aussehenden Bergungsroboter scheute. Beim Anblick der Maschine knurrte der Neandertaler lediglich bösartig.
    Deighton erfaßte seine riesige Pranke und zerrte daran. Lord Zwiebus verstand. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher