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040 - Die Tochter der Hexe

040 - Die Tochter der Hexe

Titel: 040 - Die Tochter der Hexe
Autoren: Hugh Walker
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wich vor mir zurück, die Hände abwehrend erhoben. „Aufhören! Nein!“
    Der Strahl erfaßte ein bleiches, angstverzerrtes Gesicht, dessen Anblick mir einen gewaltigen Schock verursachte.
    „Kommissar Pesch!“ entfuhr es mir. als ich die Starre endlich abschütteln konnte. Rasch richtete ich die Lampe auf mich selbst. „Kommissar, ich bin es. Fischer.“
    „Fischer?“ kam es hoffnungsvoll.
    „Ja, erkennen Sie mich nicht mehr?“ fuhr ich fort.
    „Es ist ein Trick“, murmelte er gequält.
    „Kein Trick“, beruhigte ich ihn … „Kommen Sie, es ist besser, wenn wir hier verschwinden, bevor uns doch jemand entdeckt. Es will mir noch immer nicht in den Kopf, daß die hier alle so ruhig schlafen können.“
    Er schien endlich einzusehen, daß ich tatsächlich Fischer sein mußte, denn er seufzte erleichtert. „Großer Gott, Fischer, was sind das nur für Teufel hier. Sie wußten es schon, bevor Sie mich auf die Fährte setzten, nicht wahr?“
    „Mehr oder weniger“, gab ich zu. „Aber Sie hätten es mir doch nicht geglaubt.“
    „Da haben Sie verdammt recht.“
    „Und jetzt?“ fragte ich ihn neugierig. „Glauben Sie’s jetzt?“
    Er schüttelte sich. „Den ganzen Tag und die halbe Nacht stand ich in diesem Käfig und konnte nicht mal einen Finger rühren. Und dann kamen diese Schmerzen, als ob jemand mit einem glühenden Eisen in mir herum stach – genauso hatte diese alte Hexe es mir prophezeit. Ich weiß nicht, was hier gespielt wird. Sagen Sie mir, was ich glauben soll – ich glaube es!“
    „Na, jedenfalls ist erst mal die schlimmste Gefahr beseitigt. Ich habe ein wenig an den Puppen herumgebastelt, anscheinend nicht ganz erfolglos. Wenn Sie sich nicht wieder schnappen lassen, kann Ihnen nichts mehr passieren!“
    „Was meinen Sie damit, Sie haben an den Puppen herumgebastelt? An welchen Puppen haben Sie herumgebastelt? Das scheint mir eine recht zweideutige Bemerkung, Fischer.“
    „Ich sehe, Sie haben Ihren Humor wiedergefunden, Kommissar. Nein, ich meine nicht die Mädchen.“
    Es machte alles leichter, einen Gefährten zu haben und in diesem verdammten Haus nicht mehr allein zu sein. Es schien ihn ebenso aufzumuntern wie mich.
    „Diese glühenden Eisen, die Sie gespürt haben, kamen daher, daß ein Mädchen mit einer Nadel in einer Wachspuppe herumstocherte und ein paar alte Formeln murmelte.“
    „Voodoo?“ entfuhr es ihm.
    „So etwas Ähnliches“, stellte ich fest. „Aber verdammt potent!“
    „Unsinn!“ erwiderte er. „Ich glaube nicht alles, Fischer. Die Phantasie geht mit Ihnen durch …“
    „Kommen Sie“, unterbrach ich ihn. „Aber leise.“
    Ich führte ihn über den Hof zu den Kellerfenstern. Ich schob das unverriegelte Fenster auf und ließ den Strahl der Taschenlampe über Miniaturbernheim gleiten.
    Er zog scharf die Luft ein.
    „Nur Mut“, sagte ich. Wir stiegen hinein.
    Eine Stunde später glaubte er wahrscheinlich immer noch nicht alles, aber eine ganze Menge mehr. Ich erkannte es an der Angst in seinen Augen.
     

     
    Er wollte so rasch wie möglich fort, nicht so sehr aus Furcht, sondern um etwas zu unternehmen. Ich fragte mich, wieviel er von meiner Geschichte wirklich glaubte und was er unternehmen wollte. Sobald er ein paar Kilometer von hier in Sicherheit war, würde ihm alles mehr als verrückt vorkommen, und wen wollte er dann noch von den Dingen überzeugen, die hier vorgingen?
    Ich fragte ihn gar nicht erst danach. Es erschien mir sinnlos. Je später er zu zweifeln begann, desto besser. Da sein Wagen im Moor lag, verriet ich ihm, wo meiner stand.
    Immerhin hatte er auch ein paar persönliche Gründe, wiederzukommen. Er hatte allerhand durchgemacht, ob nun Zauberei dabei im Spiel war oder nicht, war nicht so wesentlich. Dann würde er versuchen, Bärmann zu finden, dem er das alles verdankte. Und schließlich hatte er einen Polizeiwagen verloren, wofür er ein paar verdammt gute Erklärungen nötig hatte. Ich war überzeugt, daß er hier kräftig umrühren würde, wenn er zurückkam, offiziell oder inoffiziell. Das konnte mir nur recht sein. Er war die Trumpfkarte in meinem Ärmel, wenn etwas schiefging. Sehr viel zu verlieren hatte ich ja nicht mehr – außer meinem Leben.
    Ich erklärte ihm die Sache mit den Haaren und mit dem Postboten, auf den ich wartete, weil ich sonst nicht frei und nirgends sicher sein würde. Ich berichtete ihm auch von Frau Kurtz und wies auf diese Verbrennung hin, für die es eine ganze Menge Augenzeugen geben mußte.
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