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04 - Lebe lieber untot

04 - Lebe lieber untot

Titel: 04 - Lebe lieber untot
Autoren: Kimberly Raye
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riechen.
    Und meine Mutter? Sie kann jeden mit unerträglichen Schuldgefühlen überhäufen, nur durch einen Augenblick wohlberechneten Schweigens.
    Meine Panik verflog rasch wieder, überschwemmt von einer Welle des Ekels vor mir selbst.
    „Tut mir so leid, Ma. Ich musste mich um einen Kunden kümmern und hatte noch gar keine Zeit, meine Nachrichten abzuhören -“
    „Nicht du. Dein Bruder.“
    „Max? Aber der ruft dich doch immer an.“ Max war heiß, sexy und ein Arschkriecher. „Dein anderer Bruder.“
    „Rob?“ Ebenfalls heiß und sexy, aber statt anderen in den Arsch zu kriechen, blieb er lieber für sich. „Der ruft doch jede Woche an.“ Es sei denn, er war zu sehr mit einer gewissen Tochter des gebürtigen Vampirs und Hoteliers Victor Lancaster beschäftigt. Ich hatte Rob mit Nina Eins verkuppelt, der blonden Hälfte meiner beiden besten Freundinnen. Das waren die Ninas (Nina Zwei lebte in Jersey, zusammen mit ihrem eigenen Ewigen Gefährten, was sie ebenfalls meiner Wenigkeit verdankte), und gerade schien es so, als ob die Sache zwischen den beiden in den letzten Wochen ziemlich ernst geworden wäre. Gedanken versunken lächelte ich vor mich hin, aber dann seufzte meine Mutter, und mein Lächeln verschwand.
    „Vielleicht hat er ja gerade viel zu tun . . bei Moe's. Ist jetzt nicht gerade Frühlingsinventur?“
    „Ja, und ich meine auch nicht Robert. Der andere.“
    Also meinen jüngsten Bruder, Jack. Früher einmal ein Volltrottel und Riesenarschloch, der sich dann aber in einen halbwegs anständigen Vampir verwandelt und vor Kurzem die Frau seiner Träume geheiratet hatte. Die menschliche Frau. Eine Tatsache, die meiner Mutter nach wie vor überhaupt nicht passte, nachdem sie bereits ihr Bestes getan hatte, um die beiden auseinanderzubringen. Sie war sogar so weit gegangen, mich zu engagieren, um eine passendere Gefährtin für ihn zu finden. Doch die wahre Liebe hatte obsiegt (mit ein wenig Hilfe von moi, natürlich), und sie hatten trotzdem geheiratet. Meine Mutter hatte während der Zeremonie den Mund gehalten (mein Bruder hatte ihr gedroht, er würde sonst jeglichen Kontakt mit ihr abbrechen). Doch es war ihr immer noch nicht gelungen zu akzeptieren, dass ihr kleiner Junge absichtlich seine Herkunft verraten und auf seine Chance, kleine Babyvampire zu produzieren, verzichtet hatte.
    „Jack ist in den Flitterwochen in Rio“, erklärte ich. „Er kommt erst nächste Woche zurück.“
    „Na und? Existiert vielleicht irgendeine unausgesprochene Regel, die besagt, dass ein Mann seine Mutter nicht anrufen darf, während er sich in den Flitterwochen in einem fremden Land aufhält?“
    „Also wirklich, Ma. Es sind immerhin seine Flitterwochen.“ „Hat er dich angerufen?“
    „Ich bin seine Schwester. Da greift Regel Nummer zwei.“ Einige Sekunden lang herrschte Stille. „Ich hoffe, es geht ihm gut-“
    „Ich bin sicher, dass es ihm sogar ganz hervorragend geht.“
    „Warum hat er denn dann nicht angerufen?“
    Was für eine Frage. „Vielleicht ist er zu sehr damit beschäftigt, sich zu amüsieren.“
    „Mit dieser Menschenfrau? Wie könnte er sich mit der wohl amüsieren? Schließlich haben sie ja nicht mal Sex.
    Wozu sollte das auch gut sein?“
    Nun, sie sind zwei Seelen, die eine unauflösbare Beziehung miteinander eingegangen sind und ihre gegenseitige Zuneigung nicht nur emotional, sondern auch körperlich ausdrücken wollen. Es gelang mir, meine Antwort zurückzuhalten, bevor sie mir über die Lippen kam.
    Erstens pflegte ich meiner Mutter nicht zu widersprechen (siehe oben - die Schilderung ihrer besonderen Begabung) und zweitens: Sie ist meine Mutter.
    „Vielleicht ist er auf einer Party oder er schaut sich die Sehenswürdigkeiten an oder er beißt ein paar nichts ahnende Touristen.“
    Bei dieser Aussicht wurde ihre Laune gleich besser.
    „Meinst du wirklich?“
    „Saugt ein Vampir Blut?“
    „Ich nehme an, du hast recht. Jack ist ein gebürtiger Vampyr. Es ist ja nicht so, als ob er seiner ureigenen Natur den Rücken zukehren könnte. Nicht für immer.
    Früher oder später wird er dieser Menschenfrau überdrüssig werden, und dann wird ihm klar werden, was für ein wunderbares Leben er früher mal hatte.
    Dann wird er sich ihrer entledigen, und alles wird wieder ganz so wie früher sein.“
    „Bestimmt.“ Nicht. Jack mochte ja mal der größte Frauenheld der Welt gewesen sein, aber er hatte sich wirklich geändert. Ich hatte die Liebe in seinen Augen gesehen, als er Mandy
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