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04 - Lebe lieber untot

04 - Lebe lieber untot

Titel: 04 - Lebe lieber untot
Autoren: Kimberly Raye
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zur - wohin auch sonst? - nächsten Kirche.
    Ich ging natürlich nicht wirklich zur Kirche.
    Trotz meiner Schwäche für MasterCard-Werbung bin ich doch ein Vampir. Nicht, dass die Gefahr bestanden hätte, dass ich in einem Feuerball verglühen würde oder irgendwas ähnlich Klischeehaftes. Allerdings neigte ich dazu, einen überaus unangenehmen Hautausschlag zu entwickeln.
    Mein Vater sagt, das liege daran, dass wir in der Dunkelheit gezeugt und geboren werden - Gefäße des Bösen, Lakaien Satans . . (ja, ich weiß: ein Fall von übergroßem Ego, angefacht von deutlich zu vielen Wiederholungen von Dark Shadows.)
    Meine Mutter - genauso großes Ego, aber mit einem Sinn fürs Praktische - meint, ich sei gegen die Chemikalien in den Buntglasfenstern allergisch. (Meine Ururgroßtante Michelle hat ein ähnliches Problem. Vor ein paar Jahren hat sie sich mal während einer Führung durch die Kathedrale von Canterbury von einem dortigen Priester genährt und schwoll an wie ein Ballon.) Und außerdem bin ich allergisch gegen diese Anhäufung geballter Heiligkeit.
    Meiner Ansicht nach liegt das an einem Übermaß von Schwelgerei.
    Aus diesem Grund mied ich das Innere der St. Michaels Cathedral und ging auf direktem Weg zum Aufenthaltsraum im hinteren Teil. Es war Donnerstag - Damenabend -, und das hieß jede Menge Bingo und Bier. Der Saal war brechend voll.
    Ich zahlte einen kleinen Obolus, nahm mir ein Corona und eine Spielkarte und begab mich auf die Suche nach einem freien Stuhl. Nachdem ich mich zwischen einigen Tischen voller Rentnerpärchen durchgeschlängelt hatte, quetschte ich mich schließlich zwischen zwei Blondinen in den Dreißigern.
    Die zu meiner Rechten hatte blaue Augen (yeah, Baby!), reine Haut, eine anständige Figur (zumindest von der Taille aufwärts) und eine Leidenschaft für Bingo. Auf dem Tisch vor ihr waren siebzehn Karten ausgebreitet, und ihr Blick verriet, dass ich es hier mit einer Frau zu tun hatte, die sich auf einer Mission befand.
    „Hi“, sagte ich. „Ich bin Lil. Lil Marchette. Mir gehört Dead End -“
    „Schhhh.“ Sie warf mir einen kurzen, verärgerten Blick zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder der alten Frau zuwandte, die vorn stand und aus einem rotierenden Drahtkäfig Kugeln zog. „Was hat sie gerade gesagt?“
    „B5“, erwiderte ich. „Glaub ich.“ Sie warf mir einen weiteren wütenden Blick zu, und ich nutzte die Gelegenheit, um mit Hilfe meiner Supervampirkräfte in ihre Gedanken einzudringen. Allison Martin.
    Anwaltsgehilfin aus Queens. Alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern. Sexuell enthaltsam seit ihrem letzten Freund vor sechs Monaten (es sei denn, man zählte Larry die Latte mit, einen Vibrator in Übergröße, den sie sich letzten Monat zugelegt hatte). Sie wollte den Pott heute Abend unbedingt gewinnen, weil ihre Jüngste ein Kommunionskleid brauchte und sie selbst einen neuen Vorrat an Batterien.
    Vielleicht.
    Vinnie hatte auf seiner Must-have-Liste Kinder nicht erwähnt, aber in seiner Auf-gar-keinen-Fall-Liste tauchten sie auch nicht auf. Nein, das Einzige, was er dort eingetragen hatte, war KEINE SCHÖNHEITSOPERATIONEN. Denn Vinnie wollte eine echte Frau.
    Mit großem Busen.
    Und einem hübschen Hintern.
    Und tollen Füßen.
    Und-
    Ich verbannte diese Liste schleunigst wieder aus meinen Gedanken, noch bevor sie mich auf direktem Wege in eine Grube der Hoffnungslosigkeit stürzen konnte.
    Dann zog ich eine Visitenkarte aus der Tasche und legte sie neben Allisons Bierflasche ab. Anschließend wandte ich mich Blondine Nummer zwei zu.
    „Hi“, begann ich, schloss meinen Mund aber gleich wieder, als sie sich mit gerunzelter Stirn zu mir umwandte.
    Cecilia Dehart. Programmiererin. Drei Katzen, ein Hund und ein Hamster namens Monique. Sie liebte Rollerblades und Shoppen (gutes Mädchen) und knuddelte gern mit ihren Tieren. Ein absoluter Talkshow-Junkie. Ihren allerschönsten Moment hatte sie, als sie in einem Hard Rock Cafe zufällig Jerry Springer begegnete und ihm alle schmutzigen Details über ihre letzte Trennung unterbreitete. Sie hatte es zwar nicht bis in die Show geschafft - „Mein Freund ist ein bisexueller Transvestit, und ich erwarte Zwillinge von ihm“ -, aber immerhin hatte ihr das eine Eintrittskarte ins Studio eingebracht. Sie wollte den heutigen Pott gewinnen, weil sie plante, ihre Babys - Laffy, Taffy und Daffy - bei Fur-Sace behandeln zu lassen, dem neuen Elite-Wellnesstempel für Haustiere, der vor Kurzem im Village aufgemacht
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