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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett
Autoren: 2 Romane
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verlegen und errötete wieder. „Ich hatte von Jack ein Kätzchen zu meinem zwölften Geburtstag geschenkt bekommen.“
    „Und was geschah?“
    „Mein Kätzchen kletterte auf einen Baum, und obwohl ich wieder und wieder nach ihm rief, wollte es nicht zu mir kommen. Es miaute so jämmerlich, dass ich es nicht mit anhören konnte. Jack war mit Vater ausgeritten, also bin ich selbst hinaufgeklettert, um das arme Tier zu retten. Und dabei blieb ich selbst hilflos hängen.“
    „Cassie!“, rief Sarah halb belustigt, halb entsetzt. „Was hast du dann getan?“
    „Ich saß auf einem Ast und wartete auf Jacks Rückkehr. Aber Vincent Carlton kam vor ihm. Er hatte natürlich Jack besuchen wollen, mit dem er befreundet war. Ich rief ihn zu Hilfe. Allerdings bestand ich darauf, er müsse zuerst mein Kätzchen retten, bevor er mir herunterhalf. Er trug eine helle Reithose, und sie riss an einer äußerst heiklen Stelle, als er auf den Baum kletterte.“ Sie lachte ein wenig beschämt.
    „War er böse?“
    „Na ja, vielleicht einfach bloß ziemlich verlegen, denke ich. Er ritt wieder davon, ohne auf Jack zu warten. Danach sah ich ihn nie wieder. Er hielt sich meist in London auf. Von Lady Longbourne habe ich schon seit Jahren nichts mehr gehört. Nur Lord Carlton schickte mir einen Brief aus Frankreich, in dem er mich bat, mich an seine Anwälte in London zu wenden, sollte ich mich in Schwierigkeiten befinden. Es war ein sehr freundlicher Brief ...“
    „Er muss dir also am Ende verziehen haben.“
    „Oder er hielt es für seine Pflicht. Seine Freundschaft zu Jack setzte sich auf dem Schlachtfeld fort. Mein Bruder erwähnte ihn so oft in seinen Briefen.“
    Cassie hielt bedrückt inne. Doch sie erlaubte sich nicht, in Selbstmitleid zu schwelgen. Vielmehr hatte sie beschlossen, die Zeit der Trauer zu beenden. Jack hätte nicht gewollt, dass sein Tod ihr das Herz brach.
    „Möchtest du mit mir ausreiten?“, fragte sie Sarah. „Du kannst meine Stute haben, und ich nehme Jacks Braunen.“
    „Was wird mit den Pferden, wenn du fort bist?“
    „Ich werde beide mitnehmen. Kendal habe ich schon gesagt, dass Saracen das persönliche Eigentum meines Bruders war, und in seinem Testament hat er alles mir vermacht. Seine ganze übrige Habe ließ ich in große Truhen packen und zu Nanny Robinsons Landhäuschen schicken. Ich werde Kendal nicht erlauben, irgendetwas zu berühren, das meinem Bruder gehört hat!“
    „Ist er so fürchterlich, Cassie?“
    „Abscheulich! Er kam, kaum drei Wochen nachdem Jack gefallen war, zu Besuch und benutzte schon seinen Titel. Dann wagte er es, mir die Gnade zu erweisen, seine Frau zu werden. Genau mit diesen Worten, um mich spüren zu lassen, welch großen Gefallen er mir zu tun gedachte! Ich hätte ihn ohrfeigen können!“
    „Das war wirklich gefühllos von ihm. Was für ein Glück, dass du ihn abgewiesen hast.

    Jetzt, da du über ein Vermögen verfügst, kannst du dir deinen Gatten selbst aussuchen.“
    „Zweifellos hätte er versucht, auch mein Vermögen in seine Hände zu bringen, hätte er davon geahnt“, meinte Cassie aufgebracht.
    „Was stand nun eigentlich in Lady Longbournes Brief?“, fiel Sarah nach kurzem Schweigen ein. „Du hast nichts gesagt.“
    „Nein?“ Cassie lachte. „Wir haben uns durch andere Dinge ablenken lassen.“
    „Wie zum Beispiel Lord Carltons Malheur.“
    Cassie nickte lächelnd. „Sie war so freundlich, mich zu sich einzuladen.“
    „Oh, wie nett.“
    „Ja, das dachte ich auch.“
    „Und wirst du ihre Einladung annehmen?“
    „Nur wenn du mich begleitest. In den letzten Monaten hast du mir immer beigestanden, Sarah. Jetzt könnte ich es nicht ertragen, mich von dir zu trennen. Ich werde Lady Longbourne schreiben, dass sie uns nächste Woche erwarten kann. Sie wird bestimmt erfreut sein, da sie sagt, sie bräuchte dringend Gesellschaft.“
    „Wenn Papa nur einverstanden ist!“
    „Das wird er, denn er kennt Lady Longbourne doch“, beruhigte Cassie sie. „Wir wollen zur Pfarrei gehen und ihn bitten. Außerdem werde ich natürlich Janet mitnehmen. Sie hat auf mich aufgepasst, seit Vater ... und sie wird sich gern um uns beide kümmern.“
    Janet war Lady Thorntons Zofe gewesen. Obwohl sie auf die sechzig zuging und eine nüchterne, strenge Frau war, die ihrer jungen Herrin, ohne zu zögern, die Leviten las, wenn sie es für nötig hielt, war sie ihr natürlich treu ergeben.
    „Papa hält sehr viel von deiner Janet.“ Sarahs Augen leuchteten vor
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