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04 - komplett

04 - komplett

Titel: 04 - komplett
Autoren: 2 Romane
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einem weiteren Seufzer. „Ich habe nichts anderes erwartet.“
    Lord Carlton saß in Erwartung der Ankunft von Miss Cassandra Thornton und deren Freundin Miss Sarah Walker mit seiner Mama im Salon von Carlton Manor. Es war bereits über drei Uhr nachmittags hinaus. Allmählich begannen sie sich zu fragen, wo ihre Gäste bleiben mochten, da sie vor mindestens einer Stunde hätten ankommen müssen.
    Lady Longbourne sah heute ausgesprochen gut aus in ihrem schlichten, aber eleganten perlgrauen Kleid mit dem seidenen Schultertuch und dem reizenden Spitzenhäubchen, das selbst ihren Sohn zu einer Bemerkung bewegte.
    „Dieses Häubchen steht dir ausnehmend gut, liebe Mama. Es gefällt mir sehr.“

    „Nun, das freut mich, mein Lieber, da du es bezahlt hast – ebenso wie einige andere Dinge, die ich mir auf dein Drängen zu meinem Geburtstag bestellte. Darüber hinaus gabst du mir auch noch die Saphirohrringe, die für eine Frau meines Alters viel zu extravagant sind.“
    „Dir aber auch sehr gut stehen.“
    „Du darfst dein Geld nicht an einen Menschen von meiner delikaten Konstitution verschwenden“, wandte sie ein, ohne einen gereizten Unterton verhindern zu können. Wirklich, sie fand es ausgesprochen rücksichtslos von Carlton, von ihr zu erwarten, zwei junge, sehr wahrscheinlich alberne Dinger zu unterhalten. Es war ein warmer Nachmittag, und eigentlich müsste sie jetzt ihr Nickerchen halten. „Ich denke, ich werde nie die Gelegenheit haben, sie zu tragen.“
    „Ich sehe nicht ein, warum nicht“, erwiderte Vincent ungerührt. „Wir müssen für unsere Gäste einige Abendgesellschaften geben, Mama – und vielleicht einen Ball, sollte Cassandra einwilligen, meine Frau zu werden.“
    Bevor Lady Longbourne antworten konnte, öffnete der Butler die Tür und verkündete die Ankunft der Gäste. „Miss Cassandra Thornton und Miss Sarah Walker.“
    Lady Longbourne hob ihr Lorgnon, als die beiden jungen Damen hereinkamen. Sie trugen beide Kleider von sehr guter Qualität, doch von den Händen einer Provinzschneiderin gefertigt, wie das geübte Auge Ihrer Ladyschaft mühelos erkannte. Die neueste Mode war zwar treu nachgeahmt worden, gereichte aber selbstverständlich einer Dame, die Carltons Gattin werden sollte, nicht zur Ehre.
    Zweifellos würde sie sich selbst um Cassandras Garderobe kümmern müssen!
    Aber welche von beiden war nun Miss Thornton?
    „Ich denke, diese junge Dame ist Cassandra.“ Vincent lächelte belustigt, und seine grauen Augen funkelten, während er ihr die Hand hinhielt. „Es sind einige Jahre seit unserer letzten Begegnung vergangen, die Umstände waren allerdings so ungewöhnlich, dass sich mir Ihr Gesicht unauslöschlich eingeprägt hat. Habe ich recht und sind Sie Miss Thornton?“
    „Ich fürchte ja, Mylord.“ Lachend reichte Cassie ihm die Hand. Leicht errötend hielt sie seinem neckenden Blick stand. „Obwohl es mir lieber wäre, nicht an die damaligen Umstände erinnert zu werden. Sie müssen an jenem Tag sehr böse auf mich gewesen sein, wenn Sie sich auch nichts anmerken ließen.“
    Vincent hob ihre Hand an die Lippen und küsste sie leicht. „Ich kam mir recht albern vor, gebe ich zu. Allerdings hoffe ich doch, nie so flegelhaft zu sein, Sie meine schlechte Laune spüren zu lassen.“ Dann wandte er sich an Sarah und begrüßte sie ebenso vollendet höflich. „Jede Freundin Miss Thorntons ist bei uns willkommen –
    nicht wahr, Mama?“
    Cassandras Aussehen hatte Vincent angenehm überrascht. Auch ihm war aufgefallen, dass ihre Kleidung den letzten Schliff fehlen ließ. Doch sie sah so offen, gesund und freundlich aus, und ihm gefiel ihr Lächeln, das auch ihre Augen erreichte. Insgeheim hatte er gefürchtet, ihre Sorgen hätten sie verändert, doch nun bemerkte er, dass ihr Lebensmut ungebrochen war.
    Lady Longbourne war lächelnd näher gekommen. „Ihr seid sehr willkommen, meine Lieben.“ Sie küsste beide Mädchen auf die Wange. „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie trist es für eine Witwe allein auf dem Land sein kann. Besonders wenn einen die Gesundheit langsam im Stich lässt. Es ist mir ein Vergnügen, so reizende Gesellschaft zu haben.“
    Noch während sie sprach, erkannte sie, dass die Anwesenheit der jungen Damen eine erfrischende Abwechslung für sie darstellen würde. Sie freute sich schon darauf, passende Garderobe für Cassandra auszusuchen. Dann kam ihr der Gedanke, sie würde das Mädchen nach London begleiten müssen, und sie schrak unwillkürlich
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