Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0399 - Totentanz im Urnengrab

0399 - Totentanz im Urnengrab

Titel: 0399 - Totentanz im Urnengrab
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Flatterblusen war alles dabei. Bei jedem Schritt, den die Mädchen gingen, strahlten ihre Körper ebenso erotische Signale aus wie die Augen oder die Lippen.
    Nun, ich war nicht nach Rio gekommen, um mich zu amüsieren, ich mußte einen Fall lösen und atmete auf, als ich nach über einer Stunde Fahrtzeit endlich den klimatisierten Wagen im Park der englischen Botschaft verlassen konnte.
    Ein herrlicher Flecken Erde. Zwar in der Stadt gelegen, durch den tropischen Park aber so abgegrenzt, daß man das Gefühl haben konnte, sich auf einer Insel zu befinden.
    Fremdartiger Blütenduft erreichte meine Nase. Die bunte Pracht dieser Blumen wuchs zwischen dem satten Grün der Bäume, und wenn ich mal eine Lücke entdeckte, schimmerte dahinter der weiße Bau der Botschaft.
    Auf ihn gingen wir zu. Das Haus erinnerte an eine Mischung aus nordamerikanischem Kolonialstil und spanischer Hazienda. Ein großes Portal wurde geöffnet, ich sah auch die bewaffneten Posten, die den Park durchwanderten, und wurde vom stellvertretenden Botschafter in dessen Büro empfangen.
    Der Mann war groß, grauhaarig, wirkte verstaubt wie die Akten hinter ihm, trug sein Haar streng gescheitelt und knöpfte seine Tweedjacke zu, als ich eintrat.
    Ein Blick in die Augen meines Landsmannes zeigte mir jedoch, daß er wohl anders reagieren konnte und nicht mit einem verstaubten Bürobeamten zu vergleichen war. Er blickte hellwach, scharf und sah aus wie ein Mann, der wußte, auf was es ankam.
    Zwar entschuldigte er sich für diese plötzliche, überfallartige Reise, aber winkte ab.
    »Schon gut, das bin ich gewohnt.«
    »Dann können wir zur Sache kommen?«
    »Ich bitte darum.«
    »Einen Moment noch.« Ich hatte inzwischen in einem englischen hochlehnigen Ledersessel meinen Platz gefunden und schaute zu, wie der Stellvertreter telefonierte. Er erkundigte sich, ob alles vorbereitet war, erhielt eine positive Antwort und reichte mir ein Longdrink-Glas, in dem sich eine Fruchtsaft-Mischung mit einem Schuß Rum befand.
    »Es erfrischt, Mr. Sinclair, trinken Sie.«
    »Danke.«
    Der Mann holte sich einen zweiten Sessel heran und schob ihn neben den meinen.
    »Ist ja wie im Kino«, sagte ich.
    »So werden wir uns auch gleich vorkommen.«
    »Wieso?«
    »Ich möchte Ihnen einen Film zeigen, Mr. Sinclair. Einen Film, den ein Landsmann von uns im Dschungel gedreht hat und der beweist, mit welchen Kräften Sie oder wir es zu tun bekommen. Die Vorgeschichte ist folgende. Es gibt Leute, die behaupten, daß Brasilien bald das gleiche erleben wird, wie es die Staaten schon hinter sich haben. Die Weißen breiten sich immer weiter aus, Urwälder werden abgeholzt. Aus den Dürregebieten des Nordens kommen die Farmer in die Urwälder, roden sie, legen Plantagen an und bedrohen den natürlichen Lebensraum der Ureinwohner. Die Stämme dieser kontaktscheuen Indianer müssen sich wehren, das tun sie auch. Zunächst haben sie sich tiefer in die Regenwälder zurückgezogen, bis es nicht mehr ging. Und die weiße Invasorenwalze folgte ihnen, es waren nicht nur die Farmer, sondern auch andere Existenzen, die es ebenfalls im letzten Jahrhundert gegeben hat, als man in den Staaten Gold fand.«
    »Gold?«
    »Ja, Mr. Sinclair, darum geht es auch. Man findet im Uferschlamm der zahlreichen Flüsse Goldkörner. Nur liegen diese Fundorte in den den Indianern vertraglich zugesicherten Gebieten, doch niemand kümmert sich darum, wenn es um das goldene Metall geht, und das hat die Indianer böse werden lassen. Sie wehren sich auf ihre Art und Weise, und Sie wissen selbst, Mr. Sinclair, daß die Naturvölker den Dingen ihres Umfeldes anders gegenüberstehen als wir. Da glaubt man an Magie, an den Totenzauber und vieles mehr.«
    »Damit wehren sie sich?«
    »Ja.«
    »Haben sie Erfolg gehabt?«
    Der Mann neben mir streckte seinen Arm aus und deutete auf die freie getäfelte Holzwand, die zur Seite glitt, so daß wir auf eine Leinwand blicken konnten. »Sie werden gleich einen Film sehen, und ich möchte Sie jetzt schon warnen. Dieser Streifen ist echt und nichts für schwache Nerven, Mr. Sinclair.«
    »Ich bin Kummer gewohnt.«
    »Das weiß ich. Es hat sich sogar bis zu uns herumgesprochen. Gedreht hat diesen Film ein Mann namens Al Bender. Er gehörte zu den vier Leuten, die ausgezogen waren, um Gold zu suchen. Und dabei drangen sie in das Land der Indianer ein. Der Streifen beginnt damit, daß drei dieser Männer schon tot waren. Der vierte hatte zuvor die Flucht ergreifen können, war aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher