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0399 - Totentanz im Urnengrab

0399 - Totentanz im Urnengrab

Titel: 0399 - Totentanz im Urnengrab
Autoren: Jason Dark
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erkundigte ich mich.
    »Nein, es geht weiter. Warten Sie noch ein paar Sekunden. Aber stellen Sie sich schon einmal die Frage, aus welch einem Grund die Menschen nicht verbrannt sind.«
    »Das würde mich interessieren.«
    »Ich habe die Antwort von Al Bender bekommen. Man hat die Verurteilten zuvor mit einer bestimmten Lösung oder Paste behandelt, so daß die Haut nicht verbrennt. Die Kamera wird gleich die Gesichter der Toten zeigen. Da sehen sie kaum eine verbrannte Stelle.«
    »Dennoch sind sie tot.«
    »Ja und auch verbrannt, aber von innen. Es geht weiter…«
    Wieder flackerte das Bild zu Beginn, aber die Unruhe hörte bald auf, so daß wir mehr erkennen konnten. Den Schwenk über den Dorfplatz nahmen wir wahr, auch der Ton lief wieder mit, und wir hörten die flüsternden, kehlig klingenden Stimmen der Indianer.
    Dann sah ich die Gesichter.
    Ausgemergelt zwar, schrecklich anzusehen, mit offenen Mündern und starren Augen. Dazu eine leicht glänzende Haut, über die Käfer und anderes Kriechtier krabbelten.
    Sogar Haare waren noch vorhanden, was mich wiederum den Kopf schütteln ließ.
    Ich hatte schon oft genug Zombies gesehen, auch diese hier gehörten in diese Kategorie, aber wie sie entstanden waren, gehörte für mich zu den großen Rätseln. Um dies zu lösen, war ich sicherlich hier.
    »Gleich werden Sie wieder etwas Interessantes erleben, Mr. Sinclair. Ich komme damit nicht klar, obwohl ich schon lange hier lebe und mir einbilde, Land und Leute zu kennen. Aber für das hier habe ich keine Erklärung.«
    Es waren die gleichen drei Männer, die auch die Toten hervorgeholt hatten. Nur bewegten sie sich jetzt auf allen vieren weiter und dicht über dem Boden.
    So näherten sie sich dem noch schwach glühenden Feuer. Sie faßten wieder hinein, die anderen Dorfbewohner hatten einen Kreis um sie gebildet und konnten erkennen, was die drei dort hervorholten.
    Es war Asche!
    Sie lag nicht nur einfach auf dem Boden, sondern war während des Brennvorgangs in flache Tonschalen gefallen, die so hart waren, daß ihnen das Feuer nichts hatte anhaben können.
    »Es ist die Asche der Männer!« flüsterte der Diplomat.
    Ich wollte ihm nicht glauben. »Dann wären die drei doch verbrannt.«
    Er lachte leise. »Sie sind auch verbrannt. Nur innerlich, Mr. Sinclair. Verstehen Sie das? Innerlich verbrannt, das Feuer hat sich nur an ihre Eingeweide herangemacht. Herz, Leber, Nieren…«
    »Stimmt das?« fragte ich skeptisch.
    »Bestimmt.«
    Die Eingeborenen hatten die Tonschalen allesamt aus der unmittelbaren Nähe des nachglühenden Holzstoßes weggeholt und trugen sie dorthin, wo auch die Toten lagen. Vor den Füßen wurden die Tonschalen abgestellt.
    Wieder schwenkte die Kamera und blickte genau auf eine der runden Schalen.
    Nicht nur Asche befand sich darin, auch kleine Knochen sah ich, die gelbweiß schimmerten. Sie hatten sich nur aus dem Verband gelöst, waren aber nicht verbrannt.
    Ich schluckte. Welche Geheimnisse mochte dieser tropische Regenwald noch hüten? Eines bekamen wir jetzt zu sehen.
    Junge Burschen schleppten Gefäße herbei. Bei einer Großaufnahme erkannte ich, daß diese Gefäße aus Glas bestanden.
    Sie wiesen eine seltsame, mir trotzdem bekannte Form auf. Man konnte sie als zylinderförmig bezeichnen, auch wenn sie unten schmaler zuliefen und an ihrer Oberseite einen Deckel besaßen. Im Prinzip jedoch hatten sie Ähnlichkeit mit normalen Urnen.
    Das sagte ich auch laut.
    »Stimmt, Mr. Sinclair. Auch ich bin der Ansicht, daß es sich dabei um Urnen handelt.«
    »In die man die Knochen oder die Asche hineinfüllt.«
    »Warten Sie es ab. Sie bekommen die Auflösung präsentiert.«
    Die drei Urnen wurden dorthin gebracht, wo auch die Leichen und die Tonschalen ihre Plätze gefunden hatten. Ihre Träger gingen vorsichtig mit ihnen um, als würden sie etwas besonders Kostbares zwischen ihren Händen halten.
    Alles Weitere übernahm dann der Häuptling allein. Er schickte die Zuschauer mit wilden Armbewegungen weg und begleitete seine Befehle mit kehligen Lauten.
    Die anderen zogen sich zurück. Es waren nur Männer. Die Frauen mußten in den Hütten geblieben sein. Der Häuptling begann mit seiner Arbeit. Zum Glück blieb das Auge der Kamera auf ihn gerichtet, so daß wir alles mitbekamen, was sich dort abspielte.
    In den Tonschalen lagen die Knochen vermischt mit dem Staub.
    Mit beiden Händen wühlte der Häuptling in den Schalen und legte die Knochen frei. Sogar Schädelknochen sah ich und beugte mich
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