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0398 - Die Töchter von Atlantis

0398 - Die Töchter von Atlantis

Titel: 0398 - Die Töchter von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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wie lange, bizarre Schatten.
    Aus, vorbei…
    Laura hatte die Verwandlung in eine Nixe mit ihrem Leben bezahlen müssen.
    Das fand ich so grauenhaft. Ich selbst war nicht direkt daran beteiligt gewesen, drehte mich um und schaute auf den Kopf des Henkers.
    Trug er daran die Schuld?
    Wahrscheinlich, wenn auch ebenso indirekt wie ich. Die Nixen und die Henker hatten eine Gemeinschaft gebildet und in einem Abhängigkeitsverhältnis gestanden, das ich mit der Vernichtung des Henkers endgültig gelöscht hatte.
    Jetzt wusste ich Bescheid.
    Tötete ich einen der Henker, starb gleichzeitig auch eine der Nixen. Ich schaute den Hang hoch. Die beiden anderen standen noch dort. Ihre Sensen bewegten sich wie stählerne Pendel hin und her und schauten mit den langen Stielen aus den voluminösen Wolkenformen hervor.
    Meine letzte Aktion hatte mir bewiesen, dass ich es schaffen konnte. Aber wollte ich das auch?
    Wollte ich tatsächlich die beiden Henker töten und damit ebenfalls die überlebenden Wassernixen?
    Waren es Menschen oder Dämonen?
    Verflucht, ich wusste es nicht, und ich befand mich in diesen Augenblicken in einer seelischen Zwickmühle.
    Ich war kein Killer!
    Bei meinem Diensteid hatte ich geschworen, Menschenleben zu schonen und nur in Notwehr zu schießen. Und das hatte ich bisher immer eingehalten. Da sich die beiden Henker am Rand des Abhangs nicht rührten und auch in den folgenden Sekunden keinerlei Anstalten trafen, mich anzugreifen, sank mein rechter Arm langsam nach unten. Die gebogene Sensenklinge schleifte dabei durch den feinen Ufersand, und ich trat auf die Gestalt zu, die vor meinen Füßen lag.
    Eingehüllt in eine Kapuze mit drei Löchern. Eines davon war von meiner Kugel hinterlassen worden.
    Ich bückte mich, zupfte an dem Stoff und zerrte daran, bis es mir gelang, die Kapuze vom Kopf des Henkers zu ziehen. Keine Hand, keine Schulter sah ich, nur eben den Kopf.
    Und der sah schlimm aus.
    Ein aufgedunsener Ball mit einem Loch zwischen den düsteren Augen. Mehr möchte ich darüber nicht sagen. Ich beobachtete, wie die Flüssigkeit im Sand versickerte.
    Langsam erhob ich mich.
    Ich hörte das Rauschen der Wellen, den klagenden Gesang der zwei Nixen, schaute wieder dorthin, wo die beiden letzten Henker hätten stehen müssen, und sah sie nicht mehr.
    Die Stelle war leer.
    Zunächst war ich etwas irritiert, drehte mich, weil ich damit rechnete, sie am Strand zu finden, aber auch das war nicht der Fall.
    Weit, wellig und von Fußstapfen gezeichnet, lag das Stück vor mir. Ich kam mir plötzlich sehr einsam vor, trotzdem war das ungute Gefühl längst nicht verschwunden.
    Mein Blick fiel auf das Meer.
    Dort glitten die beiden Wassernixen in Rückenlage über die Wellen. Sie hatten ihre Oberkörper aufgerichtet und schauten nicht zu mir, sondern über das Wasser hinweg, wo sich in der Ferne ein kleiner Gegenstand abzeichnete, der sich im silbrig schimmernden Mondlicht von der dunklen Wasserfläche abhob.
    Ein Boot…
    Bekamen wir Besuch? Ich war plötzlich sehr gespannt, denn wer konnte schon der Joker in diesem Spiel sein?
    Das Boot trieb näher. Wahrscheinlich ohne Motorkraft, denn ich hörte kein Geräusch. Auch sah ich keine Segel. Es musste sich von der Strömung treiben lassen.
    Und die Wellen schoben es heran.
    Mal ragte der Bug aus dem Wasser, mal fiel er zurück in das Wellental. Ich beobachtete voller Spannung den weiteren Vorgang und bemerkte auch, dass sich die Nixen sehr für das Boot und dessen Einmannbesatzung interessierten.
    Ein Einzelner kam.
    Mir zu Hilfe? Hatte er ebenfalls noch eine Rechnung mit den Henkern zu begleichen?
    Ich wartete.
    Die Gestalt hob sich kaum von der dunklen Wasserfläche ab.
    Wenn sie nicht hockte, musste sie sehr klein sein.
    Das wussten auch die Nixen. Sie drehten sich und schwammen in die Richtung des Ankömmlings. Bevor sie das Boot noch erreichten, hörte ich bereits ihre Stimmen. Und was sie riefen, versetzte mir einen regelrechten Schock.
    »Da bist du ja endlich, Muttermörder!«
    ***
    Ich kannte nur einen, der so angesprochen wurde. Myxin, den Magier!
    Plötzlich sah ich vieles anders. Er musste gespürt oder auf magische Art und Weise gesehen haben, dass sich auf dieser Insel etwas tat. Das Schiff, auf dem er einst Macha Rothaar getötet hatte, war noch nicht vergessen. Er nahm die Anreden auch hin, ohne zu widersprechen, und sagte nur: »Ich habe damals noch etwas vergessen, nämlich euch. Das möchte ich jetzt nachholen. Ich will ein für alle Mal einen
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