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0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton?
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
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Besuchen her, die ich - dienstlich allerdings - im Staatszuchthaus hatte machen müssen, und diese Bekanntschaft war einmal sogar mit einer halben Nacht Poker gewürzt worden, bei der Ricci am Ende ganze fünfunddreißig Cents verdient hatte.
    »Hallo, Captain!« sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter. »Sie haben -nieder zugenommen. Kein Wunder bei ien Riesenbeträgen, die Sie anderen Leuten abpokern.«
    Ricci lachte breit. »Riesenbeträge!« stöhnte er. »Seit der Nacht damals ziehen mich alle mit den fünfunddreißig Cents auf, die ich Ihnen abgeknöpft habe. Wie geht es Ihnen, Mister Cotton? Sie haben sich lange nicht bei uns sehen lassen!«
    »Hier bei uns gibt es auch genug Arbeit, Ricci. Aber was machen Sie denn hier bei uns? Wollen Sie den Job wechseln?«
    »Ich? Das kann ich gar nicht, selbst wenn ich es wollte. Ich bin der dritte Captain und zugleich Anstaltspsychologe, und mein Vertrag läuft über zwölf Jahre. Ich habe Ihnen etwas mitgebracht. Einen Kassiber, der einem Mann namens Mac Lindsay von außen her zugespielt werden sollte.«
    »Was sollen wir damit?«
    »Wir dachten, Sie könnten den Zettel nach Fingerabdrücken untersuchen.«
    »Fingerspuren«, verbesserte ich. »Was jemand unabsichtlich auf glatten Flächen zurückläßt, sind Fingerspuren. Wenn Sie dagegen Ihre Finger erst auf ein Stempelkissen und dann auf ein Blatt Papier drücken, dann haben Sie Fingerabdrücke.«
    »Verstehe, aber ich wußte bisher nicht, daß man dazwischen einen Unterschied macht. Also wie gesagt, wir dachten, Sie könnten hier mal den Zettel nach solchen Fingerspuren untersuchen. Der Empfänger, eben dieser Mac Lindsay, sollte eigentlich morgen entlassen werden. Aber nach dem Text auf diesem Kassiber muß man den Eindruck kriegen, als ob er schon sehnlichst zu einem neuen Coup erwartet würde. Unter solchen Umständen kann man es dem Gnadenausschuß nicht übelnehmen, daß er die Begnadigung noch einmal überprüfen will. Und dabei möchte man gern wissen, von wem der Kassiber stammt.«
    »Begreiflich. Aber durch wieviel Hände ist das Papier inzwischen gegangen?«
    »Seit es einer der Sträflinge von einem Außenkommando an einem vorbereiteten Versteck aufhob, hat niemand wieder das Blatt mit nackten Fingern berührt. Der Aufseher, der es als erster bekam, war zum Glück so intelligent, daß er von vornherein an Fingerspuren dachte.«
    »Es geschehen ab und zu noch Wunder in dieser Welt«, meinte ich anerkennend. »Wissen Sie, was auf dem Zettel steht?«
    »Ja. Wir haben es abgeschrieben. Der Text lautet: ›Melde dich umgehend 518, Fulham Road, L. P!‹ Leider haben wir keinen Anhaltspunkt, was L. P. bedeuten könnte.«
    »L. P.«, wiederholte ich nachdenklich und war plötzlich wieder hellwach. »Das ist in der Tat ein merkwürdiges Zusammentreffen. Kommen Sie mit, Ricci. So ein paar Fingerspuren auf einem Blatt Papier sind schnell gesichert. Die Sache interessiert mich. Ich werde Ihnen sagen, warum. L. P. - das könnte nach dem Text doch der Name einer Stadt sein, in der diese Fulham Road liegen müßte, nicht wahr?«
    »Das wäre durchaus möglich«, gab Ricci zu.
    Wir begaben uns zusammen zum Erkennungsdienst, wo ich zuerst einmal die Pistole ablieferte, die man Stearne Hatkins aus der toten Hand genommen hatte. Danach legte der Captain aus dem Zuchthaus den Briefumschlag hin, in dem jener Kassiber steckte. Wir mußten zwanzig Minuten warten, bis Adams Myerson seinen Kopf von der Vergleichslupe hob und zufrieden grinste.
    »Es geht doch nichts über eine gute Witterung«, sagte der Fachmann für Fingerspuren zufrieden. »Seit einiger Zeit ist dauernd von diesen Burschen die Rede, die damals den Überfall auf die Mac-Mahone-Lohngelder ausführten. Vorsichtshalber hatte ich mir schon ihre Karten herausgelegt.«
    »Wollen Sie sagen«, fragte ich gespannt, »daß der Zettel an Mac Lindsay von einem der Gangster geschrieben worden ist, die zu der Bande von damals gehörten?«
    »Jawohl, genau das behaupte ich!« sagte der daktyloskopische Experte.
    »Und von wem?« fragte ich.
    Der Kollege hob den Kopf. Er schob eine Karteikarte zu mir hin, auf die er mit dem Zeigefinger tippte. Und dabei sagte er:
    »Von einem Mann namens Jack Sorensky.«
    ***
    Als Snyder und Phil in die Polizeistation von Lincoln Park zurückkehrten, fuhr der ergraute Sergeant am Schreibtisch erschrocken in die Höhe. Snyder lächelte flüchtig, klopfte dem Mann verständnisvoll auf die Schulter und meinte:
    »Sobald einer von den Leuten
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