Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton?
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
Vom Netzwerk:
Kabine, die in einer Ecke abgetrennt war und in der Esmeralda Golling den Papierkrieg des Geschäfts geführt hatte. Es gab einen kleinen modernen Schreibtisch, ein Regal mit ein paar Ordnern für Lieferscheine, Lieferantenrechnungen und abgehefteten Kassenzetteln.
    Ohne zu zögern, ging June Golling zu dem Schreibtisch und zog die mittlere Schublade hervor. Sie stutzte, zog die Schublade noch weiter heraus und fuhr schließlich mit dem ganzen Unterarm hinein, um die Lade auszutasten.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte sie zu Phil, der an sie herangetreten war. »Esmeralda hatte die Pistole immer hier in dieser Schublade. Aber jetzt ist sie nicht mehr da.«
    Phil sah selbst nach. Er prüfte die anderen Schubladen. Er sah sich am Regal um. Die Pistole war nicht zu finden. Eine Umfrage unter allen Verkäuferinnen führte ebenfalls nicht zum Auffinden der Waffe.
    »Sie können mir wohl nicht sagen, was für ein Typ von Waffe es war?« fragte Phil, nachdem sie den Laden wieder verlassen hatten und die Straße überquerten.
    June Golling schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mister Decker. Es tut mir leid, aber ich verstehe von solch schrecklichen Dingen überhaupt nichts.«
    »Aber Sie sind sicher, daß Ihre Schwester die Pistole nicht irgendwann kürzlich mit herüber ins Wohnhaus brachte?«
    »Das hat sie ganz bestimmt nicht getan. Die Pistole war Firmeneigentum und gehörte ins Geschäft. Außerdem gibt es keinen ersichtlichen Grund, warum Esmeralda eine Pistole mit in ihr Schlafzimmer nehmen sollte.«
    »Würden Sie trotzdem einmal nachsehen?«
    »Wenn Sie es wünschen, selbstverständlich.«
    Ihre Suche dauerte über eine halbe Stunde. Dann kam sie ins Wohnzimmer zurück.
    »Nichts zu finden. Und ich wüßte wirklich nicht, wo ich jetzt noch suchen sollte. Ich habe sogar in der Küche alles auf den Kopf gestellt und auch im Heizungskeller nachgesehen. So eine Pistole ist doch immerhin ein verhältnismäßig großer Gegenstand, der sich nicht in einem Mauerriß verstecken läßt.«
    »Nein, das bestimmt nicht«, sagte Phil. »Merkwürdig.«
    »Vielleicht hat sie Sorrensky mitgehen lassen, als er heute nacht drüben im Geschäft einbrach«, meinte Snyder. »Halten Sie das nicht für möglich, G-man?«
    »Möglich schon«, gab Phil zu. »Aber dann werden wir es bald wissen. Die gestohlenen Dinge werden ja in Brooklyn sichergestellt. Sobald wir wieder in Ihrem Office sind, Snyder, wollen wir in New York anrufen und hören, ob sich unter den gestohlenen Waren auch eine Pistole befand.«
    »Okay, Decker. Und was nun?«
    Phil wandte sich wieder der Frau zu, die sich erschöpft in einen Sessel hatte sinken lassen. Ihr rotbraun schimmerndes Haar war streng frisiert, was gut zu dem leicht slawischen Schnitt ihres Gesichtes paßte.
    »Es tut mir leid, Miß Golling, daß wir Sie so lange belästigen müssen«, sagte er höflich, »aber ein paar Kleinigkeiten sind da noch, die ich gern geklärt wissen möchte. Zunächst interessiert mich die Frage, wann das Einkaufszentrum normalerweise schließt.«
    »Wochentags um sechs, außer freitags, da ist bis neun Uhr geöffnet. Die Berufstätigen müssen schließlich ihre Chance bekommen, in Ruhe ihre Vorräte einzukaufen.«
    »Gestern war Donnerstag«, entgegnete Phil. »Gestern wurde also schon um sechs geschlossen, nicht wahr?«
    »Gestern war überhaupt nicht geöffnet«, widersprach June Golling. »Die Firmenleitung hatte aus unerfindlichen Gründen eine Inventur angeordnet. Esmeralda hat sich anfangs ziemlich darüber aufgeregt. Mitten im Jahr ist eine Inventur ausgesprochen unüblich, und sie hielt es für eine Art Mißtrauensvotum, bis ihr das von der Hauptverwaltung ausgeredet wurde. Esmeralda ließ ein paar Hinweisschilder malen und in alle Fenster stellen, damit sich die Leute darauf einstellen konnten.«
    »Ich verstehe. Aber obgleich nicht geöffnet war, werden doch die Verkäuferinnen dagewesen sein? Ihre Schwester konnte doch sicher die ganze Inventur nicht allein machen?«
    »Natürlich nicht. Aber sie hatte am vergangenen Samstag schon ein wenig vorgearbeitet. Wie ich heute mittag von den Verkäuferinnen erfuhr, schickte Esmeralda die letzten gestern nachmittag kurz nach fünf nach Hause, weil sie fertig waren.«
    »Das erklärt allerdings, warum Ihre Schwester gegen sechs Uhr nur noch allein im Geschäft war«, murmelte Phil. »Wo waren Sie eigentlich um diese Zeit, Miß Golling?«
    »Ich war in Newark. Ich hatte dort beruflich zu tun, ich bin Modezeichnerin, und ich mußte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher