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0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

Titel: 0394 - Die Unheimliche vom Schandturm
Autoren: Jason Dark
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ich, zunächst einmal abzuwarten.
    Noch jagten wir über den Dächern der Stadt hinweg. Aber wir hatten an Höhe verloren. Manchmal kam es mir vor, als würden die blitzenden Fernsehantennen es schaffen, das Pferd unter dem Bauch aufzuspießen.
    Zudem mußten wir gesehen werden.
    Ich blickte in Straßenschluchten.
    Der Dom erschien!
    Wuchtig, an manchen Stellen, die nicht angestrahlt wurden, das waren die meisten, schimmerte er in einem schmutzigen Grau. Da war er beinahe blaß.
    Die anderen aber, vom Licht der Scheinwerfer getroffen, strahlten in einem fahlen Glanz, und die lebende Leiche dachte noch immer nicht daran, die Richtung zu ändern.
    Wir jagten auf die weltbekannte Kirche zu!
    Sie wuchs vor uns auf, wurde höher und höher. Ein gewaltiges Bauwerk mit mächtigen Mauern, die für eine Ewigkeit gebaut waren. An ihnen prallte alles ab – auch wir?
    Ich bekam Herzklopfen, als auch nach einigen Sekunden die lebende Leiche noch immer keine Anstalten traf, die Richtung zu ändern. Wollte sie voll gegen die Mauern jagen?
    Nein, im letzten Augenblick stoppte sie ihren Ritt, und wir wischten schräg in die Tiefe, so daß wir der Domplatte entgegenjagten, die zum Bahnhof hin lag und wie leergefegt wirkte, denn die Menschen hielten sich in dieser Nacht woanders auf.
    Dennoch wurden wir beobachtet. Es waren Jugendliche, die uns zuschauten, als wir praktisch aus dem Himmel fielen und nicht weit vor dem Haupteingang des Doms landeten.
    Kaum hatte der Schimmel Kontakt mit dem Untergrund bekommen, als ich mich von seinem Rücken schwang und sofort drei Schritte zurücklief, wobei ich meine Waffe auf die Reiterin richtete.
    Aus dem Hintergrund vernahm ich eine Stimme. »He, Freunde, schaut mal. Da wird bestimmt ein Film gedreht.«
    »Bleibt zurück!« brüllte ich ihnen zu und hörte auch Gertrude Ricardis’ Lachen, oder mußte ich schon Petra Schwamborn sagen?
    Als sie fragte: »Willst du mich wirklich aufhalten?« antwortete ich mit einem entschlossenen »Ja.«
    »Dann versuch es!«
    Die Stimme des Mädchens Petra klang in meinen Ohren. Ich sah ihren Körper nicht und wollte von Gertrude wissen, wo er war.
    »Er lieg auf dem Friedhof. Ich habe die Kleine getötet und ihre Seele an mich gerissen. Dabei hat mir der Satan geholfen. Jetzt wohnen zwei Personen in einer.«
    »Sie ist schon tot?« vergewisserte ich mich noch einmal.
    »Ja.«
    Diese Antwort hatte mir gezeigt, daß ich es einfach riskieren mußte. Wenn Petra Schwamborn von diesem Wesen erledigt war, konnte ich sie auch nicht mehr töten und ging bei einer Attacke kein Risiko ein.
    Ich ließ die Beretta verschwinden.
    Sie lachte. »Na, hast du eingesehen, daß du mit einem solchen Wunderding bei mir nicht weiterkommst?«
    »Das habe ich tatsächlich.«
    »Dann gib den Weg frei! Ich werde in den Dom reiten und ihn entweihen.«
    Für einen Moment trafen sich unsere Blicke. Der Wind wehte scharf über den Vorplatz. Papier wirbelte hoch, leere Dosen rollten über die Steine. Immer mehr Zuschauer sammelten sich. Von gegenüber grüßte das WDR-Gebäude, in dem noch zahlreiche Fenster erleuchtet waren, weil dort auch des Nachts gearbeitet wurde.
    Alles war so real, so völlig natürlich, und ich trat zwei Schritte zur Seite, um Gertrude den nötigen Platz zu verschaffen. »Bitte«, sagte ich nur. »Du kannst reiten!«
    »Hast du aufgegeben?«
    »Ja.«
    Sie lachte mich aus und setzte sich in Bewegung. Keinen Laut verursachte der Schimmel, als seine Hufe die Steine berührten. Gertrude Ricardis bedachte mich zudem mit keinem Blick. Sie passierte mich, hatte nur Augen für den Haupteingang des Doms, und genau das hatte ich auch gewollt.
    Ich ließ sie reiten, und meine Hand glitt in die Tasche, um etwas hervorzuholen.
    Jetzt mußte ich die Nerven behalten. Daß mich jemand ansprach und sogar antippte, war mir egal. Einige Leute wollten wissen, was gespielt wurde, aber es war mein Spiel, und das bewies ich ihnen auch.
    Gertrude Ricardis, die lebende Leiche auf dem Schimmel, war vielleicht noch zwei Schritte von der Eingangstür des Doms entfernt, als sie mein Ruf erreichte. »Gertrude!« Ich hatte Glück. Zuerst sah es so aus, als wollte sie gegen die Tür reiten, dann drehte sie sich auf dem Pferd und fragte: »Was willst du?«
    »Tu mir noch einen Gefallen!«
    Sie lachte. »Und welchen?«
    »Fang das!« schrie ich und warf ihr das geweihte Silberkreuz zu!
    ***
    Vielleicht hätte sie noch ausweichen können, aber sie schaffte es nicht, da ich das Kreuz zu hart
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