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0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

Titel: 0394 - Die Unheimliche vom Schandturm
Autoren: Jason Dark
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Anfall von Panik gerieten.
    Jeder sah sie, jeder starrte sie an, und keiner sprach ein Wort, denn die Familie war durch das Auftauchen dieser unheimlichen Gestalt geschockt worden.
    »Das kann doch nicht wahr sein«, flüsterte plötzlich eine ältere Frau. »Soll das Gertrude sein?«
    »Quatsch«, sagte ein anderer. »Die haben sich einen Scherz erlaubt und ein Hologramm an den Himmel gezaubert.«
    »Was ist das schon wieder?«
    »Weiß ich auch nicht.«
    Ob Scherz oder nicht, das konnten nur wir beurteilen oder Will Mallmann, der diese Gestalt schon in Aktion erlebt hatte. Herkner flüsterte mir zu: »Wir müssen die Leute hier wegschaffen. Noch ist Zeit.«
    »Dafür bin ich auch«, sagte Will.
    Plötzlich wurden wir angesprochen. Ferdy Ricardis drehte sich um. Seine Stimme klang scharf. »Gut, die Überraschung ist Ihnen gelungen. Sie haben uns unsere Ahnherrin gezeigt. Jetzt will ich ungestört weiterfeiern.« Er zeigte ein Haifischgrinsen. »Ein toller Scherz.«
    Bevor irgend jemand etwas erwidern konnte, hatte ich das Wort ergriffen. »Es ist kein Scherz, verdammt!«
    »Was dann?«
    Ich brauchte keine Erklärung mehr abzugeben, denn Gertrude Ricardis bewies uns, weshalb sie überhaupt gekommen war. Das schrille Wiehern fiel wie eine trompetenstoßartige Warnung auf uns nieder. Es war gewissermaßen das Startzeichen, denn die Gestalt auf dem Pferd wurde plötzlich schnell. Fast senkrecht jagte sie in den Innenhof hinein, um sich ein Opfer auszusuchen. Dabei hörten wir kreischend ausgestoßene Worte. »Ihr kommt alle an die Reihe, alle…«
    »Mein Gott!« schrie Herkner dagegen, denn die Gestalt hatte mit einer Stimme gesprochen, die wir kannten.
    Sie gehörte Petra Schwamborn!
    ***
    Leider blieb uns keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, da sich die Ereignisse überschlugen. Gertrude Ricardis bewies, daß sie nicht ohne Grund erschienen war, und sie bewegte sich schneller als ich.
    Deshalb kam ich nicht zum Schuß. Zudem wurde ich von den Mitgliedern der Familie behindert, die irgendwie begriffen hatten, daß sie in einer Gefahr schwebten und aufgesprungen waren.
    Natürlich standen sie nicht am gleichen Fleck. Sie bewegten sich, sie wollten wegrennen, sie stießen sich an, Stühle kippten um, und auch ich wurde angerempelt.
    Ein erschrecktes Augenpaar schaute mich an und sah auch die Waffe, die ich auf die Erscheinung anlegen wollte.
    »Der hat eine Pistole!«
    Wie der Klang einer Sirene kreischte die Stimme. Und das hörte sich schon nach Panik an. Die Frau hängte sich plötzlich an meinen rechten Arm, so daß ich ihn nicht in die Höhe bekam und folglich auch nicht schießen konnte.
    Gertrude Ricardis fand beste Verhältnisse vor. Wieso sie mit Petra Schwamborns Stimme gesprochen hatte, darüber konnten wir uns nicht den Kopf zerbrechen, denn das Chaos war perfekt.
    Sie fiel nach unten.
    Genau auf dem runden Tisch landete sie. Die Hufe des Pferdes schleuderten die Speisen und Getränke von der Platte, der Kopf des Tieres drehte sich, und ein gefährlich klingendes Wiehern übertönte sogar noch die Schreie der Menschen.
    Mir war es endlich gelungen, mich von der Frau zu lösen und sie zurückzustoßen. Sie fiel zwischen andere, wurde von ihnen aufgefangen und mitgeschleift.
    Dann hörte ich einen fürchterlichen Schrei. Ausgerechnet den Dandy hatte es erwischt. Er taumelte zurück und drehte den Kopf.
    Sein Gesicht war von einem Tritt getroffen worden. Der Huf hatte die Nase zerschmettert. Unter den Händen hielt er einen blutigen Klumpen verborgen.
    Ich sah dies alles am Rande, weil ich unbedingt in die Nähe der Reiterin gelangen wollte, die ihre Aktionen sogar noch kommentierte. »Ich bin Gertrude Ricardis. Ich werde mir alle holen, die mit mir verwandt sind. Einen nach dem anderen. Ich bin es dem Satan schuldig. Alle Ricardis sollen ihm geopfert werden…«
    Und abermals hatte sie mit Petras Stimme gesprochen. Gern hätte ich mich näher mit ihr über dieses Phänomen unterhalten, doch sie ließ mir nicht die Zeit dazu. Gertrude Ricardis war gekommen, um sich zu rächen. Das führte sie auch durch.
    Blitzschnell packte sie zu.
    Ich hatte das Gefühl, als wäre sie eine Schlange, die auf ihr Opfer gewartet hatte, denn der zielsichere Griff galt dem Geburtstagskind, das sich hatte verdrücken wollen und dabei in die Nähe des Oberkommissars geraten war. Herkner hatte auch noch zugreifen wollen, aber seine Hände rutschten an dem schweißnassen und angstverzerrtem Gesicht des Mannes ab, genau in dem
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