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0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

Titel: 0394 - Die Unheimliche vom Schandturm
Autoren: Jason Dark
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Stirn.
    »Klar, ich hatte das nur vergessen, verdammt.«
    Oberkommissar Herkner half mir dabei, den bewußtlosen Will Mallmann auf die Füße zu stemmen. Er stand tatsächlich da wie ein schwankendes Rohr im Wind und wäre gefallen, hätten wir ihn nicht von zwei Seiten gestützt. Dann wuchtete ich ihn mir auf die Schulter.
    Will brachte zwar kein Übergewicht auf die Waage, er wurde aber auf dem Weg zum Wagen für mich zu einer Last. Trotzdem hielt ich durch und schaffte es auch, ihn in dem Zweitürer auf den schmalen Rücksitz zu legen.
    Auf dem Weg zum Parkplatz hatte sich Armin Herkner immer wieder umgeschaut, aber nichts gesehen. Weder etwas von Petra Schwamborn noch von einer dämonischen Verfolgerin.
    »Fahren Sie?« fragte ich den Deutschen.
    »Natürlich.«
    Kaum rollten wir los, als wir beide das Stöhnen vom Rücksitz her vernahmen. Will meldete sich.
    Ich drehte mich um. »Na, wieder unter den Lebenden?«
    »Kaum. Aber wie komme ich hierher?«
    »Du hast dich ja tragen lassen. Warst mal wieder zu faul zum Laufen.«
    »Hör auf, Mensch, mein Kopf…«
    »Ist noch dran.«
    Er stöhnte wieder. »Ja, mit verdammt viel Glück, denn es hätte auch anders kommen können…«
    Dann begann er zu berichten, und Will hatte in uns sehr gute Zuhörer…
    ***
    Irgendwie gleichen sich die Dienstzimmer aller Polizisten. Ob ich New York, London, Paris, Tokio oder Köln nehme. Sie alle sind karg eingerichtet.
    Will Mallmann war von einem Arzt behandelt worden. Er hatte Tabletten geschluckt und ein dickes Pflaster bekommen sowie einen hellen Verband. Fast sah er aus wie ein Scheich.
    Herkner, Mallmann und ich berieten uns. Viel war nicht dabei herausgekommen. Wir wußten nicht, wo wir anpacken sollten.
    »Wir wissen also nur, daß Petra Schwamborn verschwunden ist«, faßte ich zusammen, »und sich diese Gertrude Ricardis zusammen mit ihrem zweiten Pferd auf freiem Fuß befindet. Ist das richtig?«
    Beide stimmten mir zu.
    Ich fuhr fort. »Sie wird irgendwann einmal in Erscheinung treten müssen, um ihre Pläne zu realisieren.«
    »Aber was sind das für welche?« fragte Herkner und hatte damit den springenden Punkt getroffen.
    Das wußte ich auch nicht.
    Wir schwiegen uns an, nahmen hin und wieder ein Schluck Kaffee, bis Will, der gegen eines der beiden Bürofenster schaute, eine Idee hatte. »Die Ricardis gibt es noch in Köln. Vielleicht ist sie die Zielscheibe ihrer Ahnherrin…«
    Mallmann hatte die beiden Sätze nur locker dahingesprochen, aber wir horchten auf.
    »Das kann sein«, flüsterte ich.
    Herkner nickte auch.
    »Sie kennen die Familie?« fragte ich.
    »Ja, hier in Köln ist sie bekannt. Das sind Kaufleute, sie haben Geschäfte.«
    »Dann rufen Sie an!«
    Herkner zögerte noch. »Meinen Sie wirklich?«
    Jetzt drängte Will. »Ja, Armin, es ist unsere einzige Chance. Tu, was mein Freund gesagt hat.«
    »Okay.« Er suchte die Nummer heraus. Leider war die telefonische Verbindung zum Privathaus nicht angegeben worden, und so dauerte es etwas, bis man ihm in der Firma die Auskunft erteilte.
    Und das auch erst nach einem Rückruf.
    Ziemlich sauer wählte der Beamte noch einmal. Er schaltete die Anlage ein, so daß wir über einen Lautsprecher mithören konnten.
    »Hier bei Ricardis!«
    Die Stimme hörte sich so verschnupft an, als hätte ein Butler gesprochen. Der Oberkommissar stellte sich vor und hörte eine nicht gerade begeistert klingende Antwort. »Was kann ich für Sie tun, mein Herr?«
    »Mich mit Herrn Ricardis verbinden.«
    »Sofort?«
    »Ja.«
    »Das tut mir aber leid«, erklärte der Diener. »Die gesamte Familie befindet sich außer Haus.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Und wo kann ich sie finden?«
    Der Diener gab sich verschlossen. »Ich weiß nicht, ob die Herrschaften gestört werden wollen…«
    »Hören Sie zu«, Herkner reagierte sauer. »Ich bewundere Ihren Eifer, rufe aber nicht zum Spaß bei Ihnen an. Das ist kein Spiel, sondern unter Umständen eine Sache auf Leben und Tod. Wo, zum Henker, finde ich die Familie Ricardis?«
    Der Butler war geschockt. Er schnaufte zweimal, bevor er sich zu einer Antwort herabließ. »Man feiert Ferdy Ricardis’ 50. Geburtstag. Und zwar in der Altstadt. Dort hat man ein Lokal gemietet, das den…«
    Er nannte auch den Namen, den Herkner rasch mitschrieb, bevor er auflegte, ohne sich bedankt zu haben.
    Dafür schaute er uns an. »In der Altstadt«, hauchte er. »Verdammt, ausgerechnet. Wißt ihr, was da heute abend los ist?«
    »Der Bär vermutlich«,
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