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0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

Titel: 0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht
Autoren: Staatsfeind nur für eine Nacht
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krachte mit seinem Kleiderschrankkreuz auf die Tischplatte. Die Whiskybecher fielen auf den Fußboden und zerbrachen klirrend.
    Der Tisch schien auf massiven Füßen zu stehen. Ehe sich der Gorilla von seinem Schrecken erholt hatte, sprang mich der Bursche mit den asiatischen Gesichtszügen an. Er hielt ein kurzes Stück Bambusrohr zwischen den Fingern, eine äußert gefährliche Waffe, die ich mehrmals im Chinesen-Viertel kennengelernt hatte.
    Ich wich an die Wand zurück, ließ den Asiaten näher kommen und steppte zur Seite, als er mit dem Bambusstock zuschlug. Er traf die Wand. Ich nutzte meine Chance und landete einen Boxhieb am Kinn, der voll traf, weil der Kerl keine Deckung hatte.
    Die Drei, die übrig blieben, wollten es mit ihren Fäusten nicht mehr versuchen. Sie hatten ihre Pistolen auf mich gerichtet und warteten auf den Catcher, der sich aufrichtete und vom Tisch rutschte.
    »Steckt eure Kanonen weg, den Burschen mache ich so klein!«, brüstete sich der Kleiderschrank. Er setzte seine hundertfünfzehn Kilo Lebendgewicht in Bewegung und stieß mit dem Fuß einen Stuhl gegen meine Kniescheibe. Obwohl es stark schmerzte, bückte ich mich, packte den Stuhl und schleuderte ihn gegen die Deckenbeleuchtung.
    Die elektrische Birne, die an einer langen Schnur von der Decke baumelte, spritzte in tausend Splittern durchs Zimmer. Jetzt kam es auf die besseren Augen an. Vor allen Dingen würden die Brüder nicht mehr zu schießen wagen.
    Ich sprang geräuschlos zur Seite und ging in die Hocke. Der Gorilla stürzte sich mit unveränderter Geschwindigkeit in die alte Richtung, wo er mich noch vermutete. Er raste mit dem Schädel gegen die Wand, stöhnte jämmerlich, brach dann plötzlich ab und wurde in den nächsten Minuten nicht mehr gehört.
    Ich beugte mich über ihn und tauchte meine Hände in seine Taschen, um den Türschlüssel herauszufischen.
    Aber dazu kam ich nicht mehr. Eine Taschenlampe blitzte auf. Der Strahl traf mein Gesicht.
    »Reck die Pfoten in die Höhe, Bursche. Drei Kanonen sind auf deinen Kopf gerichtet. Du hast uns schon genug Scherereien gemacht«, zischte eine eiskalte Stimme, die ich bisher noch nicht gehört hatte. Ich schraubte mich langsam in die Höhe und verschränkte meine Hände über dem Kopf.
    Die Burschen zogen den Catcher aus meinem Bereich, legten ihn an die Wand, ohne ihn ausgezählt zu haben, und beschäftigten sich mit mir. Einer stieß mir von hinten einen Stuhl in die Kniekehlen. Ich sackte auf den Sitz. Dann spürte ich nur noch, wie man mir mit einem Pistolenknauf den Scheitel gerade zog.
    ***
    Sie waren gerade fertig geworden, mich mit Nylonstricken zu verschnüren, als ich wieder zu mir kam. Und auch das Licht brannte wieder. Schließlich gab es ja Ersatzbirnen.
    Sie trainierten Sandsackboxen mit mir, bis sich der Kleiderschranktyp vom Boden aufrappelte.
    Meine Nase blutete leicht, und das rechte Auge würde morgen ein Veilchen sein. Trotz dieses Handicaps erkannte ich die Reaktion auf dem Gesicht des Catchers, den ich ins Land der Träume geschickt hatte. Er saß auf dem Boden, schüttelte den Kopf und wischte sich mit seiner Pranke die Haare aus der niedrigen Stirn. Als er sah, dass ich gut versorgt wurde, ließ er sich Zeit mit dem Aufstehen, griente und zauberte den Türschlüssel aus der Tasche.
    »He, Kleiner, den hast du wohl gesucht, wie?«, meinte er.
    »Ich bin überzeugt, dass ihr Archie Long restlos missverstanden habt«, sagte ich schnell. »Archie gab mir eure Adresse, weil ich was von dem Zeug kaufen wollte, das ihr Joanne Witby eingetrichtert habt. Die Kleine hat mich an Archie verwiesen. Ihr habt doch den Stoff bei Joanne abgeliefert und bei Archie Long kassiert, war es nicht so?«
    Der Catcher starrte seine Kollegen an, die sich nicht einig waren, ob sie meine Vermutungen bestätigen sollten.
    »Was könnt ihr mir bieten, und in welchen Mengen? Ich bin zahlungskräftig«, prahlte ich.
    »Du und zahlungskräftig«, meldete sich die eiskalte Stimme, die ich noch in unangenehmer Erinnerung hatte. Sie gehörte einem kleinen, drahtigen Kerl, der ausdruckslose, wässrige Augen hatte.
    Er riss meine Geldbörse auf, die ich beim Kampf verloren hatte, und schüttete den Inhalt auf den blanken Holztisch.
    »Das reicht nicht einmal für eine anständige Whiskyrunde«, knurrte der Bursche, »vielleicht hast du in deiner Brieftasche mehr von der Sorte.«
    »Ich gehe nie mit prall gefüllter Brieftasche spazieren. Wer wird schon sein Vermögen auf dem Leib
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