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0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht

Titel: 0393 - Staatsfeind nur für eine Nacht
Autoren: Staatsfeind nur für eine Nacht
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dort nicht sehen lassen? Und warum war er noch nicht zurück?
    Ich griff zum Telefonhörer und bestellte ein Gespräch mit LE 5-7700, dem Anschluss des New Yorker FBI.
    Im gleichen Augenblick, als sich unsere Telefonistin meldete, schoss Phil zur Tür herein.
    Ich ließ überrascht den Hörer auf die Gabel sinken, als mein Freund im Türrahmen stand. Er trug ein breites Heftpflaster auf der linken Wange. Ein zweites Pflaster klebte unter seinem Kinn.
    »Na, den Boxkampf gut überstanden?«, fragte ich und grinste. »Du siehst ganz danach aus, als seist du auf Sugar Ray Robinson gestoßen.«
    »No, daneben«, antwortete Phil lakonisch und ließ seine Story vom Stapel.
    Ich hörte aufmerksam zu und teilte ihm dann von dem neuen Anruf und der neuen Frist mit.
    »Der Gangster hat eingesehen, dass es zu gefährlich ist, sich am helllichten Tag auf solche Späße einzulassen. Deshalb hungert er lieber noch einige Stunden und wartet bis zum Abend«, kombinierte Phil. »Was die versteckten Bomben angeht, so hat er zweifellos recht. Sie können hier in dem Kasten so versteckt werden, dass man sie in vierundzwanzig Stunden nicht finden wird.«
    »Die Sprengstoffspezialisten haben bereits das Kellergeschoss und vier Etagen durchgekämmt«, meldete sich Buster zu Wort, »ich habe vorhin den Anruf von Gibbins, der die Truppe leitet, entgegengenommen.«
    »Und - Erfolge?«, fragte Phil.
    »Nicht eine einzige Konservendose, die mit Dynamit gefüllt ist«, antwortete Buster.
    »Eines ist natürlich jetzt gewiss«, folgerte ich, »wenn der Bursche uns acht Stunden Zeit gibt, dann ticken im Augenblick die Zeitzünder noch nicht. Er ist also auf Helfershelfer angewiesen, die die Dinger in Gang bringen.«
    Nachdem Buster sich verabschiedet hatte, erzählte ich Phil von dem Mord an Joanne Witby. »Der Chef ist der Meinung, dass wir uns die beiden Fälle teilen sollen, und wenn einer von uns Unterstützung braucht, soll er sich an Buster wenden«, erklärte ich. »Ich habe fünf Namen, aber nur eine Adresse der Männer, die Joanne kannten. Und ich möchte zumindest diese eine Adresse ausnutzen. Zurzeit bleibt hier sowieso nur Warten übrig.«
    »Okay, Jerry. Ich werde mich in der Zwischenzeit von Garneys Sekretärin verwöhnen lassen. Ich könnte einen Mokka gebrauchen. Und Mister Garney wohl auch«, fügte mein Freund mit einem Seitenblick auf den Hotelboss hinzu, der völlig apathisch in seinem Sessel saß und in eine Zimmerecke starrte.
    Während Phil den ersten Ansatz machte, von einem hübschen Girl verwöhnt zu werden, stürzte ich mich fast blindlings in ein Abenteuer, das mich um ein Haar Kopf und Kragen gekostet hätte.
    ***
    Das Büro von Archie Long befand sich auf der 130. Straße West im Puertorikanerviertel. Ich stieg aus dem Taxi und betrat ein fünfstöckiges Haus, in dem sich vom Keller bis zum Dach nur Geschäftsräume befanden.
    Archie Long war Vermögensverwalter und Häusermakler. So war es auf einem verschmutzten Messingschild neben dem Hauseingang zu lesen. Ich hatte mir von Billy Wilder, einem Kollegen im Distriktgebäude, Unterlagen über den »Makler«, vorlegen lassen, und danach hatte ich einen ganz besonderen Plan ausgedacht, nach dem ich bei Archie vorgehen würde.
    Einen Aufzug gab es in dem Kasten nicht. Er war zu einer Zeit gebaut worden, als die Menschen notgedrungen auf Bewegung mehr Wert legten als auf Bequemlichkeit.
    Im vierten Stock fand ich ein weiteres Messingschild, das kundtat, dass hinter der Tür Archie Long, der Makler, sein Geschäft betrieb. Ich klingelte. Nach zwei Minuten erschien ein Girl im Türrahmen. Die kupferroten Haare hingen etwas unordentlich um den Kopf.
    »Hallo, was wünschen Sie?«
    »Ich möchte Mister Long sprechen«, antwortete ich.
    »Sind Sie Kunde bei uns?«
    »No, Miss, ich wünsche es erst zu werden.«
    »Da müssen Sie sich vorher telefonisch anmelden«, piepste sie.
    »Mister Long wird es bereuen, wenn ihm mein Geschäft an der Nase vorbeigeht«, sagte ich bedächtig.
    Bevor die Rothaarige antworten konnte, erschien ein Mann auf der Bildfläche. Er war einen halben Kopf kleiner als ich, mit einer Hose ohne Bügelfalten und mit einem unmodernen Oberhemd bekleidet. Konfektionsanzüge werden für Leute seiner Figur nicht hergestellt, dachte ich, denn er brachte mindestens zweihundertfünfzig Pfund auf die Waage. Diese Pfunde konzentrierten sich in der Mitte: der Bauch hatte einen kolossalen Umfang. Das Gesicht war dem eines ausgeknockten Boxers nicht unähnlich:
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