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0393 - Der Vampir von London

0393 - Der Vampir von London

Titel: 0393 - Der Vampir von London
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sonst niemand mehr hierher kommen würde.«
    »Versprochen«, sagte Terence Brody.
    »Gut. Mit diesem Zimmer stimmt etwas nicht, da haben Sie recht. Wenn man sich längere Zeit darin aufhält… geschieht etwas.«
    Sie verstummte wieder, biß sich auf die Lippen.
    »Was geschieht?« fragte Gryf.
    »Nun… ich kann es nicht beschreiben. Ich habe es auch selbst noch nicht erlebt. Aber Menschen, die früher in diesem Zimmer lebten, berichteten davon. Vielleicht… vielleicht will er nur nicht, daß ich auch dieses Zimmer vermiete. Aber ich brauche doch das Geld.«
    Gryf widerstand der Versuchung, die Gedanken der Frau zu lesen, um schneller an die Hintergründe heran zu kommen. Aber durch seinen etwas abwesenden Gesichtsausdruck wäre er aufgefallen, und außerdem konnte er nicht schneller forschen, als die Wirtin sich detailliert erinnerte.
    »Von wem reden Sie? Wer will es nicht?«
    »Mein Mann«, sagte sie leise.
    »Aber Sie sagten, Ihr Mann ist tot«, warf Sheila überrascht ein.
    Mrs. Ceteby sah plötzlich sehr unglücklich aus. »Ja«, sagte sie brüchig. »In diesem Zimmer ist er gestorben.«
    »Oh«, machte Sheila. Ihre Hand fuhr an den Mund, als könne sie ihre vorhin ausgesprochenen Worte wieder einfangen. »Das tut mir leid… ich wollte nicht…«
    Mrs. Ceteby schloß die Augen.
    »Schon gut«, sagte sie. »Schon gut. Ich glaube, sein Geist lebt hier noch. Er will nicht, daß ich das Zimmer vermiete. Er will es für sich behalten.«
    Gryf sah sich um.
    »Nein«, sagte er. »Das kann es nicht sein. Wenn der Geist Ihres Mannes hier wäre, müßte ich ihn spüren.«
    »Sie wollen sich über mich lustig machen«, fuhr Mrs. Ceteby auf.
    »Nein, bestimmt nicht, Madame«, sagte Gryf. »Es ist nur so, daß ich… sagen wir mal, gelernt habe, Schwingungen dieser Art wahrzunehmen. Ich spüre es, wenn der Geist eines Toten irgendwo ist. Es gibt sogar Menschen, die sie nicht nur spüren, sondern sogar sehen können.« Robert Tendyke zum Beispiel, dachte er. Er wünschte plötzlich, der Abenteurer wäre hier, um sich ebenfalls umzusehen.
    »Es muß etwas anderes sein«, fuhr Gryf fort. »Auf keinen Fall der Geist eines Verstorbenen. Was ist es, was hier passierte? Was haben Ihre… wenigen Gäste Ihnen darüber erzählt? Wurden sie plötzlich ohne erkennbaren Grund aggressiv?«
    »Ja«, sagte die Wirtin leise. »Sie… sie träumten von Blut. Von… Vampiren. Diese Blutsauger, wie man sie im Kino sieht…«
    »Hm«, machte Sheila Brody. Ihr Mann sah sie an. »Du wolltest beißen«, flüsterte er. »Und vorhin… waren deine Zähne…«
    »Ja«, stieß Sheila hervor. »Jetzt weiß ich es wieder.«
    Sie sprang auf. »Ich erinnere mich. Ich träumte… ich könnte fliegen, ich wäre ein Vampir… ich wollte Blut trinken. Ich wollte…«
    Ihre Stimme veränderte sich plötzlich, wurde fast eine ganze Oktave tiefer. Jäh fühlte Gryf, wie die Ausstrahlung des Vampirs wieder hervorbrach. Sheilas Körper straffte sich. Er veränderte sich irgendwie, verlor das Weibliche, wurde männlich, ohne seine Gestalt zu ändern. Es war die Art, wie Sheila sich bewegte. Härter, raubtierhafter…
    »Vorsicht!« schrie Gryf auf.
    Sheila fauchte und knurrte. Gryf sah wieder die langen, spitzen Vampirzähne hervortreten, die nur eine Illusion waren. Aber auch mit ihrem normalen Gebiß konnte Sheila jemanden verletzen. Drüben in London hatte sie es an diesem Vormittag doch bewiesen…
    Mit einem bösen Knurrlaut warf sie sich auf Mrs. Ceteby.
    Die Wirtin schrie gellend auf. Sie versuchte die Arme schützend vor dem Gesicht zu kreuzen, aber Sheila schlug sie ihr einfach zur Seite.
    Gryff hob die Hand.
    Seine Augen flammten wieder in hellem grünen Leuchten. Sein Gesicht verhärtete sich. Eine unsichtbare Faust packte Sheila und riß sie zurück. Sie wand sich, schlug wild um sich und versuchte den unsichtbaren Gegner anzugreifen.
    Gryf bewegte die Hand.
    Sheila flog förmlich durch die Luft, landete wieder federnd auf dem Bett. Gryf hielt sie dort fest. Aber er fühlte, wie seine Konzentration nachließ. Er hatte sich durch die vielen Sprünge dieses Tages schon zu sehr verausgabt. Er konnte seine Para-Kraft nicht mehr so einsetzen, wie er es eigentlich wollte. Sheila kämpfte mit einer Urgewalt dagegen an, die nicht aus ihr selbst kam. Diese Kraft floß ihr von anderswoher zu.
    Gryf erhob sich. Schweiß begann auf seiner Stirn zu perlen. Er fühlte, daß er Sheila nicht mehr lange halten konnte. Dieser Kampf unsichtbarer Kräfte gegeneinander
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