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039 - Wolfsnacht

039 - Wolfsnacht

Titel: 039 - Wolfsnacht
Autoren: A.F.Morland
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Tucker Peckinpah in Erfahrung gebracht hatte.
    »Ein Glück, daß es die nächste Wolfsnacht erst wieder in siebenundzwanzig Jahren gibt«, sagte ich.
    »Also im Jahre 2010«, bemerkte der ExDämon.
    »Sieh einer an, rechnen hat der Bengel auch gelernt.« Es wäre jetzt unsere Pflicht gewesen, die Polizei zu verständigen. Es ging aber auch anders. Ich blickte mich kurz um, entdeckte das Telefon und begab mich zum Apparat. Flink wählte ich Tucker Peckinpahs Nummer. Erst dann fiel mir auf, daß die Leitung tot war.
    Okay, dann wollte ich den Industriellen über mein Autotelefon informieren.
    Als wir Leif Stanwycks Haus verließen, sah ich Charlene Ford. Die junge Ärztin lehnte am Gartenzaun und erholte sich langsam von dem Schock.
    »Danke, Mister…«, hauchte sie.
    »Ballard. Tony Ballard.«
    »Sie haben mir das Leben gerettet.«
    »Gern geschehen. Sollte ich mal einen Blinddarm rauszunehmen haben, können Sie sich revanchieren. Wohin wollen Sie? Zurück ins Krankenhaus? Oder nach Hause?«
    »Krankenhaus…«
    »Sind Sie sicher?«
    »Mein Dienst endet erst um sechs Uhr früh.«
    »Ich bin sicher, Dr. Bolan hätte Verständnis dafür, wenn Sie…«
    »Ich möchte zurück ins Hospital, Mr. Ballard. Dort werde ich gebraucht. Zu Hause käme ich mir unnütz vor. Und vergessen kann ich all die Schrecken auch besser, wenn die Arbeit mich ablenkt.«
    »Das sind Argumente, die ich gelten lasse«, sagte ich.
    »Darf ich Sie in Dr. Richs Wagen zurückfahren, Dr. Ford?« fragte Mr. Silver.
    »Seit wann bist du denn Kavalier?« stichelte ich.
    »Immer schon gewesen. Was man dir mühsam anzuerziehen versucht hat, ist mir angeboren. Frag Roxane.«
    Wir trennten uns. Mr. Silver stieg mit der Ärztin in Dr. Richs Wagen und fuhr los. Ich schwang mich hinter das Steuer meines Peugeot und rief sofort Tucker Peckinpah an, damit er in die Wege leiten konnte, was jetzt noch zu geschehen hatte.
    Zu Hause duschte ich mir den Schweiß, den der Einsatz gefordert hatte, ausgiebig von der Haut. Als ich im Schlafanzug wenig später aus dem Badezimmer kam, traf Mr. Silver ein.
    Ich nahm mir zur Feier des Tages noch einen Pernod. Der ExDämon grinste mich an. »Bei so einer Ärztin tut es mir fast leid, daß ich kein Mensch bin und somit keine ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen brauche.«
    »Pst!« sagte ich. »Laß das ja nicht Roxane hören, sonst zerkratzt sie dir das Gesicht.«
    »War ja nur ein Scherz«, erwiderte der Hüne. »In Wirklichkeit liebe ich Roxane viel zu sehr, als daß mich eine andere Frau interessieren könnte.«
    Ich wußte, daß er die Wahrheit sagte. »Wirst du mit Roxane wieder mit der Suche nach deinem Sohn beginnen?«
    »Kann sein, ich weiß es noch nicht. Ach, Tony, es gäbe so vieles zu tun. Mago hat mir das Höllenschwert gestohlen. Ich möchte es wiederhaben, und wenn ich es wieder besitze, wäre es wichtig, Loxagons Grab zu finden, denn nur wer dieses Grab findet, erfährt den Namen der Waffe… Lance Selby … Fystanat … Lauter ungelöste Probleme …«
    »Wir werden sie alle lösen«, sagte ich optimistisch.
    »Wann?«
    »Du darfst nicht ungeduldig sein, mein Freund.«
    Vladek Rodensky hatte morgen einen schweren Tag, deshalb hatte er sieh zurückgezogen. Roxane wartete im Bett auf Mr. Silver, und Vicky erwartete mich. Ich leerte mein Glas, wünschte dem ExDämon eine gute Nacht und begab mich dann zu meiner Freundin.
    Wie goldener Honig, der aus einem Gefäß fließt, ergoß sich ihr Haar über das Kissen. Ich legte mich neben sie und löschte das Licht. In der Dunkelheit fanden sich unsere Hände.
    »Weißt du, wozu ich Lust hätte, Tony?« sagte sie leise.
    »Wozu?«
    »Ich würde mit dir gern verreisen.«
    »Wohin?«
    »Irgendwohin, wo es schön ist, wo wir allein sind, wo es keine Werwölfe und andere schwarze Wesen gibt.«
    »Einen solchen Ort gibt es auf der ganzen Welt nicht«, sagte ich, obwohl ich wußte, daß ich meiner Freundin damit die Illusion raubte. »Die schwarze Macht kann überall zuschlagen – und sie tut es auch.«
    »Ich weiß«, seufzte Vicky. »Aber laß mich wenigstens davon träumen.«
    Ich wandte mich ihr zu und küßte sie sanft. Meine Hände liebkosten sie zärtlich, und ich hörte, wie ihr Atem schneller ging. Wir blieben in dieser Nacht in London, verreisten nicht, waren aber dennoch sehr weit weg.
    Wir legten eine Entfernung zurück, die nur Liebende überwinden können und tauchten tief hinein in das weiche, warme, wohltuende Rosa einer Dimension, die man den siebten
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