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039 - Wolfsnacht

039 - Wolfsnacht

Titel: 039 - Wolfsnacht
Autoren: A.F.Morland
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Rodensky rührten sich so lange nicht von der Stelle, bis ich den ersten Schritt machte. Dann folgten sie mir.
    Mit einer Mordswut im Bauch trat ich aus dem Aufzug. Im Moment brauchte die junge Ärztin noch keine Angst zu haben. Leif Stanwyck war auf sie angewiesen. Solange sie sich in seiner Gewalt befand, konnte ihm niemand etwas anhaben. Aber später… Wenn er sich mit ihr in Sicherheit gebracht hatte, würde sie sterben müssen, denn Stanwyck ließ sie mit Sicherheit nicht mehr frei.
    Wenn es eine Chance gegeben hätte, nur eine ganz kleine Chance, hätte ich sie genützt, denn es widerstrebte mir, Stanwyck mit seinem Opfer abziehen zu lassen.
    Aber ich hatte keine andere Wahl, und ich hoffte, daß niemand auf die schreckliche Idee kam, den Mann anzugreifen, denn dann war Dr. Charlene Ford auf der Stelle tot.
    Ich stand links vom Lift. Vicky Bonney befand sich hinter mir, und ich wußte, daß es in ihr ebenso kochte wie in mir. Vladek Rodensky hatte sich auf die andere Seite gestellt, und das war nicht schlecht.
    Wenn der halbe Werwolf darauf hereinfiel, hatten wir ihn. Dr. Ford bot ihm nur nach einer Richtung hin Schutz. Stanwyck mußte also entweder Vladek Rodensky – was wahrscheinlicher war – oder Vicky und mir den Rücken zukehren.
    Das war eine Möglichkeit, ihn anzugreifen!
    Wer würde Leif Stanwyck bezwingen und die Ärztin aus ihrer mißlichen Lage befreien? Vladek Rodensky oder wir?
    Niemand! Denn Leif Stanwyck durchschaute den Trick, erkannte die Falle. Er schrie Vladek an, er solle sich auf unsere Seite stellen, und sobald dies geschehen war, schob er Dr. Ford vor sich her auf den Fahrstuhl zu.
    Er achtete dabei gewissenhaft darauf, daß sich die Frau immer zwischen ihm und uns befand. Wir hatten nicht die geringste Gelegenheit, ihn auszuschalten. Starr vor Wut und Grauen verfolgten wir die werdende Bestie mit den Augen. Er drückte auf den Erdgeschoßknopf. Die Tür schloß sich, der Lift setzte sich in Bewegung, und sofort löste sich die Starre aus unseren Gliedern.
    Noch hatte Leif Stanwyck nicht gesiegt.
    Es kam für uns nicht in Frage, das Handtuch zu werfen. Wir würden alles daransetzen, um das Leben der Ärztin zu retten und Leif Stanwyck unschädlich zu machen.
    Ein junger Mann hetzte den Korridor entlang. »Ich bin Dr. Robert Rich!« keuchte er. »Stanwyck ist mein Patient… Ich fühle mich für ihn verantwortlich …«
    Ich sagte ihm, daß er damit rechnen müsse, Stanwyck nicht wiederzusehen.
    »Mein Gott, was haben Sie mit ihm vor? Wollen Sie ihn abknallen wie einen tollwütigen Hund?«
    Ich gab Rich keine Antwort, dazu war jetzt keine Zeit. Wir mußten hinter Stanwyck her.
    Eines stand fest. Wenn die Metamorphose weiter fortschritt, würde Leif Stanwyck bald viel schlimmer sein als hundert tollwütige Hunde, aber das schien Dr. Rich nicht zu verstehen. Er hatte keine Erfahrung mit Werwölfen. Woher auch?
    Wir jagten die Treppe hinunter. Das Krankenhaus hatte sich in einen brodelnden Hexenkessel verwandelt. Was sich in der sechsten Etage ereignet hatte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer im ganzen Haus.
    Die Menschen reagierten auf die schreckliche Sensation unterschiedlich. Die einen mit Neugier, die andern mit Angst oder mit Panik, Hysterie. Manche schlossen sich in die Toilette ein, andere verkrochen sich unter ihrem Bett. Es gab sogar welche, die in Krankenhauskleidung davonliefen.
    An der Jagd versuchte sich zum Glück keiner zu beteiligen…
    Oder doch! Einer schon: Dr. Rich. Er machte die Sache zu seiner persönlichen Angelegenheit. Weil Leif Stanwyck sein Patient war.
    Als ob das ein triftiger Grund gewesen wäre, daß er sein Leben aufs Spiel setzte. Stanwyck würde nicht zögern, ihn zu zerfleischen, wenn er ihm zu nahe kam.
    Was der Arzt für Stanwyck getan hatte, interessierte diesen nicht.
    Der Mann stand unter bösem Einfluß. Dankbarkeit war von ihm nicht zu erwarten, doch mir fehlte die Zeit, dies dem jungen Doktor begreiflich zu machen.
    In der vierten Etage stießen wir auf Roxane und Mr. Silver.
    »Wo ist er?« wollte der ExDämon wissen.
    »Mit dem Lift nach unten gefahren.«
    »Aber im Aufzug wart doch ihr…«
    »Er hat eine Geisel, mit der er uns unter Druck setzte.«
    »Verdammt.«
    Die Hexe aus dem Jenseits und der Hüne mit den Silberhaaren machten kehrt. Zu fünft jagten wir über die Stufen hinunter. Jeder wollte schneller sein als der andere.
    Und hinter uns hörten wir Dr. Robert Rich keuchen. Wir beachteten ihn nicht weiter. Im Moment war er nicht
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