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039 - Wolfsnacht

039 - Wolfsnacht

Titel: 039 - Wolfsnacht
Autoren: A.F.Morland
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nicht für möglich gehalten, daß es solche Bestien wirklich gab. Es waren dankbare Figuren für Horror-Filme und -Bücher, auf die die Autoren immer wieder gern zurückgriffen, weil es so einfach war, mit Hilfe dieser Monster Gänsehaut zu erzeugen.
    Aber Filme, Bücher… Das war nicht die Realität, das war Phantasie, manchmal besser und packend, manchmal schlechter, langweilend in Szene gesetzt, jedoch immer nur Phantasie.
    Doch diesmal…
    Wo bin ich überhaupt? fragte sich Leif Stanwyck gehetzt. Was ist das für ein Park?
    Neben dem Stamm einer alten Eiche bewegte sich etwas. Sofort schnürte sich Stanwycks Kehle zusammen. Dort ist er! schoß es ihm durch den Kopf. Der Wolf! Obwohl er spürte, daß seine Kräfte stark nachließen, lief er weiter, so schnell er konnte.
    Er gab sein Letztes und flehte den Himmel an, ihm beizustehen.
    Warum hatte sich der Wolf ausgerechnet ihn ausgesucht? Aus welchem Grund trachtete die Bestie gerade ihm nach dem Leben?
    Mit langen Sätzen rannte Leif Stanwyck auf eine dunkle Buschwand zu. Er warf sich kraftvoll in das Blattwerk. Zweige kratzten ihn, peitschten ihm ins Gesicht.
    Den Schmerz spürte er kaum. Er biß die Zähne zusammen und wühlte sich durch das Gewirr von nebelfeuchtem Laub. Hinter ihm hechelte das Ungeheuer. Der Werwolf hatte aufgeholt.
    Als Stanwyck sich dieser erschreckenden Tatsache bewußt wurde, war er nahe daran, aufzugeben. Wozu noch fliehen, wozu sich noch verausgaben? Es hatte ja doch alles keinen Sinn mehr.
    Er kriegt dich! schrie es in ihm. Du entkommst ihm nicht!
    Sein Selbsterhaltungstrieb geißelte ihn weiter. Die Buschwand ließ ihn durch, gab ihn frei. Die Bestie schlug mit der Pranke nach ihm, riß Blätter und Zweige ab, verfehlte den Mann aber knapp.
    Wütend knurrte der Wolf.
    Das setzte in Leif Stanwyck die allerletzten Kraftreserven frei. Er schnellte an einem Maschendrahtzaun hoch und überkletterte ihn.
    Der Wolf folgte ihm. Das Gitter wackelte so sehr, daß Stanwyck Mühe hatte, sich daran festzuhalten. Er sprang, federte sein Körpergewicht in die Hacke gehend ab, richtete sich gleich wieder auf und rannte auf eine Straße, die beiderseits mit Autos verparkt war.
    In seiner Kehle brannte ein heißes Feuer, sämtliche Muskelfasern schienen zu glühen.
    Ich kann nicht mehr! dachte er verzweifelt. Ich bin am Ende! Es ist aus!
    Er wankte noch einige Schritte weiter, dann mußte er aufgeben.
    Sein Kraftpotential war erschöpft. Mit Tränen der Angst in den Augen, drehte er sich um.
    Der Werwolf starrte ihn gierig an. Stanwyck ergab sich in sein unvermeidbares Schicksal.
    »Tu’s schnell«, flehte er. »Damit es rasch vorbei ist. Ich will nicht leiden!«
    Da duckte sich das Ungeheuer und sprang ihn an…
    ***
    Vladek Rodensky hatte telegrafiert. Seine Nachricht befand sich in meiner Tasche, und ich befand mich auf dem Weg zum Heathrow Airport, der 22 Kilometer westlich vom Hyde Park Corner liegt.
    Mein weißer Peugeot 504 TI rollte gemächlich über die Nationalstraße A 4, ich lutschte ein Lakritzenbonbon und hörte Radio. Man hätte mich für einen rundum zufriedenen Menschen halten können, doch das war ich nicht. Ich war davon sogar meilenweit entfernt.
    Das Schicksal verwöhnte mich in letzter Zeit nicht gerade besonders. Erfolge waren rar geworden. Ich hatte das Gefühl, in einem Tief zu hängen, und es schien sehr schwierig zu sein, da wieder herauszukommen.
    Zwei meiner besten Freunde hatte ich nun schon verloren. Das waren Schicksalsschläge, die verdammt weh taten.
    Frank Esslin war zum Söldner der Hölle geworden, und wie es aussah, mußte ich ihn abschreiben. Ich sah keine Möglichkeit, ihn auf die Seite des Guten zurückzuholen.
    Anfangs hatte er unter Rufus’ Schutz gestanden. Zum Glück gab es den Dämon mit den vielen Gesichtern nicht mehr.
    Aber nun hatte Yora, das Mädchen mit dem Seelendolch, die dämonische Totenpriesterin, die Patronanz über Frank übernommen.
    Wo er sich im Augenblick herumtrieb, entzog sich meiner Kenntnis.
    Viel stärker bewegte mich das Schicksal meines zweiten Freundes – weil diese Wunde noch ganz frisch war. Deshalb schmerzte sie besonders.
    Der Parapsychologe Lance Selby, mein Freund und Nachbar, war in unserem immerwährenden Kampf gegen das Böse nun auch auf der Strecke geblieben. Er war einem gewissenlosen Schurken namens Professor Kuli in die Hände gefallen.
    Kull… Mortimer Kull … Ein Teufel in Menschengestalt. Ein Genie. Aber auch ein Wahnsinniger. Ein Wissenschaftler, immens reich
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