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0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0389 - Der Tote mit meinem Gesicht
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (2 of 2)
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Cassidy.«
    »Natürlich. — Wer ist denn euer Käufer?«
    Er gab mit keiner Reaktion zu verstehen, daß er diese Frage vernommen hatte.
    ***
    Jos Felton. hatte nicht viel Skrupel. Chas Kormans ehemaliger Komplice lebte davon, sein Publikum zu betrügen. Felton trat als Wahrsager und Gedankenleser auf, hatte einen schmierigen, rattengesichtigen Burschen als Hilfe und arbeitete mit einem einfachen Trick.
    An diesem Augusttag gab Felton um 19 Uhr die erste Vorstellung. Sie fand auf dem Rummelplatz im nördlichen Los Angeles an den Ausläufern des San Fernando Valley statt. Auf dem großen, freien Platz vor der Kulisse der dunklen, waldigen Berge drehten sich Karussells, knallten die Kleinkaliber-Gewehre an den Schießständen, wimmelte das Publikum zwischen den Buden, hing der Geruch von Hot Dogs und gebrannten Mandeln in der Luft, dröhnten die Trommelfelle vom Lärm der Lautsprecher, dem Kreischen der Musik-Automaten, den Worten der Anreißer.
    Feltons Bude trug den Namen »Tempel der Zukunft«, war groß genug, um fünfzig Personen auf primitiven Bänken Platz zu bieten und einem weiteren halben Hundert auf Stehplätzen, war von außen mit schreiend buntem Flitter behängen und starid am Ende einer Budenstraße.
    Hinter der Kasse saß ein blondes Girl und verkaufte Eintrittskarten.
    Das vergnügungshungrige Publikum strömte herein. Bald hatte sich der »Tempel der Zukunft« mit Leuten gefüllt, von denen keiner an den Humbug glaubte, den Felton ihnen über Lautsprecher verkündet hatte, von denen aber jeder den Wunsch hatte, den Trick zu durchschauen.
    Kurz nach 19 Uhr öffnete sich der Vorhang der kleinen Bühne, und Jos Felton trat in das kärgliche Rampenlicht.
    Er war ein großer, schlanker Mann. Er steckte in einem nachtblauen Abendanzug und wirkte elegant mit dem braunen, adlerhaften Gesicht und den grauen Schläfen. Trotz des schäbigen Rahmens gah Felton nicht nach Talmi aus, und er benahm sich lässig und sicher.
    Nachdem er seinem Publikum einige Zaubertricks gezeigt hatte, die man in jeder anderen entsprechenden Bude für weniger Geld sehen konnte, kam er zu der Attraktion seiner Vorstellung.
    Er trat ans Mikrofon und verkündete mit sonorer Stimme:
    »… und jetzt, Ladies and Gentlemen, werden ich Ihre Gedanken lesen, Ihre geheimsten Wünsche offenbaren — soweit man sie aussprechen kann —« einige Backfische im Publikum lachten und hielten erschreckt inne, als sich Blicke auf sie richteten, »und ich werde Ihnen zeigen, daß ich das, was Sie aufschreiben ind in einem Kuvert verschließen, durch die Berühung meiner Hand erfahre.«
    Ein Raunen lief durchs Publikum. In einer Ecke sagte jemand: »Unsinn.« Als sich in den vorderen Reihen einige Köpfe drehten, wollte es niemand gewesen sein.
    »Dort auf dem- Tisch, Ladies and Gentlemen, liegen Zettel, Umschläge und Bleistifte. Bitte, bedienen Sie sich. Bitte, schreiben Sie auf die Zettel Ihren sehnlichsten Wunsch. Irgend etwas. Es kann etwas Gegenständliches, etwas Ideelles sein. Stecken Sie die Zettel in die Umschläge, verkleben Sie diese! Ich komme zu Ihnen, hole mir die Kuverts und werde Ihnen sagen, welcher Wunsch notiert ist — b e v o r ich den Umschlag öffne.«
    Ein Dutzend Leute machte von dem Angebot Gebrauch.
    Jetzt war der Augenblick gekommen, bei dem Feltons rattengesichtiger Gehilfe, ein Mensch namens Milton Rubber, in Aktion trat.
    Er hatte sich unters Publikum gemischt und wartete auf sein Stichwort. Er füllte zunächst einen Zettel aus, schrieb aber nichts weiter darauf als »Hallo, Boß!« Er hielt das für einen Witz und langweilte Felton jeden Abend damit. Dann steckte Rubber den Zettel ms Kuvert und verschloß es.
    Felton war inzwischen von der kleinen Bühne herabgestiegen und sammelte beim Publikum die verschlossenen Umschläge ein. Zuletzt ging er zu Rubber und nahm dessen Umschlag entgegen, Unauffällig knickte Felton diesen Umschlag etwas an, um ihn nicht mit anderen zu verwechseln. Felton steckte den Umschlag zuunterst, so daß er als letzter für die Vorführung in Frage kam. Dann stieg der Schausteller auf die Bühne zurück, hielt das Päckchen empor, nahm das oberste Kuvert in die Linke und verkündete:
    »Der Schreiber dieses Briefchens wünscht sich…«, er legte die Stirn in Falten, als müsse er sich gewaltig konzentrieren, »… er wünscht sich einen neuen Wagen. Einen Sportwagen. Moment, er wünscht sich einen Plymouth Baracuda.«
    »Stimmt genau«, brüllte Milton Rubber begeistert. »Genau das habe ich
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