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0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0389 - Der Tote mit meinem Gesicht
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (2 of 2)
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auf den Zettel geschrieben.«
    Alle Augen richteten sich auf ihn. »Sie gestatten, Sir, daß ich mich überzeuge«, meinte Felton und riß einen Umschlag auf. Es war nicht der von Rubber, sondern der eines Mannes aus dem Publikum, der sich eine Ferienreise nach Hawaii wünschte.
    »Hier steht’s«, verkündete Felton, »ein Plymouth Baracuda.«
    Das Publikum applaudierte.
    Rubber wurde von seinem Nebenmann gefragt, ob er das wirklich geschrieben habe. Milton nickte begeistert und schnitt ein so erstauntes Gesicht, daß einige Leute über ihn lachten.
    Felton hatte anzwischen den Zettel mit dem »Hawaii-Reise-Wunsch« zerknüllt und in die Tasche geschoben.
    »Hier wünscht sich jemand«, er hielt einen zweiten Brief empor, »eine Reise nach Hawaii.«
    »Stimmt. Stimmt tatsächlich.« Der junge Mann aus der zweiten Reihe, der es bestätigte, hatte eine dünne Stimme und sah verlegen aus. Aus den hinteren Reihen fragte' jemand; »Warum fährt er eigentlich nicht hin?«
    »Sie gestatten, Sir, daß ich mich überzeuge«, sagte Felton höflich und riß das zweite Briefchen auf, in dem sich jemand eine »neue Freundin« wünschte.
    So ging es, bis Felton nur noch Rubbers Umschlag in der Hand hielt. Er schwenkte ihn und verkündete folgerichtig den Wunsch jener Person, deren Umschlag er als vorletzten aufgerissen hatte. Es handelte sich um eine echte Perlenkette mit dazu passenden Ohrringen. Diesen Wunsch hatte ein blondes Mädchen aufgeschrieben, dem man ansah, daß es eine echte Perlenkette vermutlich nie besitzen würde.
    Felton riß den letzten Brief auf, las »Hallo, Boß«, sagte: »Jawohl, hier steht’s. Perlen und dazu passende Ohrringe!« schob den Zettel in die Tasche und erklärte, daß die Vorstellung beendet sei.
    Um 20 Uhr fand die nächste statt. Alles verlief wie gehabt, bis zum vorletzten Umschlag. Als Felton ihn öffnete und den Wunsch las, wäre der Schausteller beinahe aus dem Konzept gekommen. Auf dem grauen, billigen Papier stand in steiler energischer Schrift:
    »Ich wünsche mir ein Bankkonto mit sechs Nullen. Das dürfen Sie dem Publikum verkünden. Außerdem wünsche ich. Sie zu sprechen. Nach dieser Vorstellung — in Ihrem Wohnwagen. Ich, bin gekommen, um die TV-100-Pläne abzuholen. Ich habe viel Geld für Sie. Versuchen Sie keine Tricks. Es könnte sonst Ihre letzte Vorstellung gewesen sein.«
    Eine Unterschrift trug die Mitteilung nicht, aber Felton ahnte, daß Chas Kormans Mörder im Publikum saß. Felton wußte jetzt,-claß Korman ihn vor seinem Tode verraten hatte.
    Der Schausteller ließ den Blick über die etwa hundert Gesichter wandern, die ihm aus d6m Halbdunkel des Zuschauerraums erwartungsvoll entgegenstarrten.
    Wo saß der Mörder?
    Welches Gesicht gehörte ihm?
    Felton spürte, wie seine Hände feucht wurden. Aus den Knien wich die Kraft. Ein Kloß schien in Feltons Hals zu sitzen. Der Mann mußte sich räuspern, bevor er heiser verkündete:
    »Und der Herr, der diesen Wunsch aufgeschrieben hat, wünscht sich ein Bankkonto mit sechs Nullen.«
    Das Publikum wartete auf die Bestätigung. Aber diesmal blieb sie aus.
    Felton blickte umher. Er konnte sich nicht mehr entsinnen, welchen Leuten er die Umschläge vprhin aus der Hand genommen hatte, als er unten gewesen war und die Kuverts eingesammelt hatte. Felton achtete nicht mehr auf die Gesichter, längst nicht mehr. Er arbeitete mit seinem Trick seit Jahren.
    »Der Herr hat Hemmungen«, sagte Felton. »Er möchte nicht zugeben, daß er sich Geld wünscht, viel Geld. Dabei ist das doch ein ganz begreiflicher Wunsch. Möchte nicht jeder von uns Geld, viel Geld. Ich auch.« Er lachte gezwungen und fügte hinzu: »Vielleicht werde ich noch heute nacht um eine Million reicher.«
    ***
    Seit fast zwölf Stunden wurde Norma Bartole beschattet. Aber die Frau hatte sich bislang völlig unverdächtig benommen, und die G-men hatten Phil nichts Außergewöhnliches gemeldet.
    Um Mitternacht fuhr Phil zur Hawaii-Bar. In dieser Nacht war das Lokal überfüllt. Ein Touristen-Bus aus dem Mittleren Westen hatte ein halbes Hundert junger Leute abgeladen. Auf der Tanzfläche wogte es nach südlichen Rhythmen, und die Theke war belagert wie eine Kaufhaus-Eingangstür an den »Billigen Tagen«.
    Mein Freund quetschte sich in eine Menschentraube, wurde von einer nach Gin duftenden Lady versehentlich umarmt und auf die Wange geküßt.
    Phil erreichte die Theke. Er sah auch die grünäugige Schöne vom Vorabend. Aber er hatte keine Chance, mit ihr ein paar
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