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0389 - Der Ghoul und seine Geishas

0389 - Der Ghoul und seine Geishas

Titel: 0389 - Der Ghoul und seine Geishas
Autoren: Jason Dark
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Tode sang.
    Die Fischer hatten uns begleitet. Ihre Gesichter waren ebenso kantig und verwittert wie die grauen Grabsteine, eben von der Landschaft gezeichnet. Und auch der Wettergott hatte sich der herrschenden Stimmung angepaßt. Der helle Sonnenschein war vorbei.
    Jetzt trieben dicke Wolken über den Himmel. Graue, unheimlich wirkende Gebilde, die in jeder Minute neue Muster erzeugten, wenn der vom Meer kommende Wind mit seinen gewaltigen Armen in sie hineinfuhr.
    Obwohl wir uns beide auf London freuten, hatte ich diese Bilder während der Fahrt immer vor Augen. Suko erging es nicht anders.
    In einem Rasthof sprachen wir darüber, und Suko sagte einen sehrtreffenden Satz: »Es trifft immer die besten Menschen.«
    Ich nickte, nippte an meinem Kaffee, der mir überhaupt nicht schmeckte, weil die Bohnen zu stark geröstet waren, und meinte:
    »Wir haben Glück gehabt.«
    »Bis jetzt.« Suko schüttelte den Kopf. Er war nicht wie sonst. Irgendwie kam er mir deprimiert vor, als hätte er zu nichts mehr Lust.
    »Was ist mit dir?«
    Suko lächelte. »Eigentlich könnte ich froh sein, daß wir es so gut geschafft haben, aber ich weiß nicht…« Er preßte die Lippen zusammen und produzierte auf seine Stirn ein Muster aus Falten. »Irgendwie habe ich das Gefühl, daß etwas nicht in Ordnung ist.«
    »Mit uns?«
    »Ja und nein. Ich will ehrlich sein, John.« Er schaute mich direkt an. »Ich fürchte mich ein wenig davor, nach London zu fahren. Wahrscheinlich ist es Einbildung, das hoffe ich sogar. Trotzdem kann ich mir nicht helfen. London hat für mich etwas Bedrohliches an sich. Das ist wie eine Wolke. Je mehr wir uns der Stadt nähern, um so dichter wird sie. Kannst du das verstehen?«
    Ich nahm einen Schluck von der Brühe. »Irgendwie schon. So etwas habe auch ich des öfteren gehabt und verspürt. In diesem Fall habe ich keine Vorahnungen.«
    »Hoffentlich hast du recht.«
    Ich merkte genau, daß Suko es trotz seiner Befürchtungen eilig hatte, nach London zurückzukehren. Deshalb winkte ich dem Kellner zu und beglich die Rechnung.
    Der Mann bedankte sich und wünschte eine gute Fahrt. Eigentlich hatte Suko den Bentley lenken sollen, so war es zumindest ausgemacht. Er wollte aber nicht.
    »Okay, wenn ich dir damit einen Gefallen tun kann.«
    »Das kannst du.«
    Irgendwann fragte ich ihn nach einem konkreten Verdacht. Den hatte er auch nicht.
    »Soll ich telefonieren?«
    »Das mache ich.«
    »Bitte.« Es wunderte mich, und ich sah die Hand meines Freundes zittern, als er zum Hörer griff.
    Diese Tatsache beunruhigte mich sehr, denn ich war so etwas von ihm nicht gewohnt.
    Die Verbindung stand schnell. Suko hatte in unserem Büro angerufen und Glenda an die Strippe bekommen.
    Was er von ihr zu hören bekam, erfuhr ich während des Telefonats nicht, aber Suko gab sich einsilbig und versprach, so rasch wie möglich im Büro zu sein.
    Für mich war die Sache klar. Irgend etwas mußte geschehen sein, und Sukos Unruhe war nicht gespielt gewesen. Aber was hatte es konkret gegeben? Danach fragte ich den Inspektor.
    »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Hat Glenda dich im Unklaren gelassen?«
    »Ja.«
    »Weshalb?«
    »Keine Ahnung.« Er ballte die Hände. »Sir James will unbedingt selbst mit uns reden.«
    »Das soll er mal.«
    Wir sprachen nicht weiter über das Thema. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis Suko meinte: »Weißt du, John, etwas stört mich an der Sache ganz gewaltig.«
    »Und was?«
    »Daß man uns keine Informationen gegeben hat. Da muß einiges schiefgelaufen sein.«
    »Und was?«
    Er lachte bitter. »Das ist die Frage. Ich habe das Gefühl, daß uns der neue Fall irgendwie persönlich betrifft. Deshalb will man nichts sagen. Man hält uns unter Druck.«
    »Möglich.«
    »Und wie bekommen wir etwas heraus?«
    Wir hatten gerade einen kleinen Ort hinter uns gelassen und fuhren durch eine flache Sumpfgegend. Über dem Boden waberten die Schleier wie feuchte Tücher. »Vielleicht sollten wir Bill Conolly fragen.«
    Suko winkte ab. »Wenn Glenda schon nichts weiß, wird Bill ebenfalls nichts wissen.«
    Ich winkte ab. »Das kannst du so einfach nicht sagen, Suko. Nein, Bill hört oft die Flöhe husten und das Gras wachsen.«
    »Okay, ich tue dir den Gefallen.« Suko tippte die Nummer unseres Freundes ein und wurde sehr schnell enttäuscht, da niemand bei den Conollys abhob.
    »Tote Hose!«
    Ich hob die Schultern. »Dann müssen wir eben bis London warten.«
    »Leider.«
    »Wieso bist du so deprimiert?«
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