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0389 - Der Ghoul und seine Geishas

0389 - Der Ghoul und seine Geishas

Titel: 0389 - Der Ghoul und seine Geishas
Autoren: Jason Dark
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einer nahezu entwaffnenden Offenheit.
    »Chinesen oder Japaner?« fragte Suko.
    »Weiß ich doch nicht. Ihr seht alle gleich aus.«
    Es hatte keinen Sinn und half auch der Sache nicht, wenn wir ihre Aussage korrigierten. Wir ließen sie lieber reden und erfuhren, daß sie Shaos stummen Blick nach Hilfe durchaus bemerkt hatte. Zuerst hatte sie sich dabei nichts gedacht. Erst am nächsten Tage stellte sie fest, daß sie dieser stumme Hilferuf regelrecht verfolgte, deshalb wandte sie sich an die Polizei.
    Mittlerweile war Shaos Wagen gefunden worden. Das Räderwerk der Polizeimaschinerie geriet in Bewegung, und so kam es, daß sich zwei Spuren trafen, die dann zu einer wurden.
    Wir hatten die Informationen bekommen, standen nicht mehr bei Null, und es lag an uns, daraus etwas zu machen.
    »Sonst weiß ich nichts«, hörten wir Rosa Redford sagen. Sie drückte zum Zeichen, daß sie wirklich gewillt war, uns nicht mehr zu helfen, die Zigarette aus und erhob sich. Mit beiden Händen strich sie flach über ihre breiten Hüften.
    »Sonst noch was?« fragte sie und schaute uns der Reihe nach an.
    »Nein«, erwiderte ich. »Wenn Sie nichts mehr wissen.«
    »Ich bin leer.«
    »Besser als voll«, rutschte es mir heraus.
    »Mann, Bulle, wir müßten mal zusammen einen heben. Bin gespannt, wer länger auf den Beinen steht.«
    Ich lachte. »Bestimmt Sie.«
    »Das meine ich auch.«
    Sir James spielte den Kavalier und begleitete die Zeugin zur Tür, wo er sich noch einmal ausdrücklich bei ihr für die Informationen bedankte, so daß selbst Rosa sprachlos wurde.
    Suko und ich blieben vorerst allein zurück. Ich ließ meinem Freund noch etwas Zeit, über die Sachlage nachzudenken, bevor ich eine Frage stellte. »Es waren deine Landsleute, Suko. Was kann dahinter stecken?«
    »Frag mich nicht.«
    »Doch, du müßtest es ebenso wissen wie ich.«
    »Und was sagst du?«
    »Kataya…«
    Suko zuckte zusammen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß er ebenfalls daran gedacht hatte, es aber nicht auszusprechen wagte.
    Kataya war gefährlich, Kataya war das Böse, es war nicht zu packen, es existierte, ohne daß wir es zu fassen bekamen. Wir hatten es in Hong-Kong erlebt, wo Shao zu einer Geliebten des Dämons geworden war, denn tief in ihr schlummerte ein gefährliches Erbe. [1]
    Das der Sonnengöttin Amaterasu!
    Shao war der letzte Nachkömmling der alten Gottheit, das wußte sie, und sie wußte auch, daß es gefährlich war, mit diesem Wissen zu leben. Shao wurde von der Vergangenheit stets eingeholt. Das geschah nicht periodisch, immer plötzlich und unerwartet.
    Konnte es auch in diesem Fall so gewesen sein?
    Wenn man näher darüber nachdachte, war dies nicht abzustreiten. Es gab durchaus einen Grund, Shao unter Druck zu setzen, da die Sonnengöttin Amaterasu nicht nur Freunde gehabt hatte, auch Feinde, die sehr mächtig und gefährlich waren.
    Sie selbst war verbannt worden und konnte erst wieder erweckt werden, wenn sie ihren geheimnisvollen Fächer besaß.
    Zudem hatte sie noch gegen ihren Bruder Susanoo zu kämpfen, der ebenfalls auf eine Erlösung wartete.
    Dies alles basierte auf Mythen und Legenden, die in grauer Vorzeit entstanden waren, sich aber in unserer Gegenwart zu Tatsachen entwickelt hatten, denen wir nicht ausweichen konnten oder durften.
    Ob die Entführung Shaos aber mit ihrer Vergangenheit direkt zusammenhing, wußten wir nicht, konnten aber davon ausgehen, wenn wir die Ereignisse der Vergangenheit in Betracht zogen.
    Sir James kam zurück. An der Tür blieb er stehen und schaute uns an. »Nun?« fragte er.
    Ich hob die Schultern. »Eine Spur haben wir.«
    »Ja, die japanische oder chinesische.« Er wandte sich an Suko.
    »Was meinen Sie?«
    »Hat die Frau nicht das Nummernschild des Wagens erkannt?«
    »Nein, nur den Typ. Ein Cadillac war es.«
    »Der müßte doch zu finden sein«, sagte ich.
    »Wir bemühen uns bereits darum.«
    »Und ich werde mich auch bemühen«, erklärte Suko mit fester Stimme. »Ich denke da an meine zahlreichen Vettern und Verwandten, die ich habe. Es gibt nichts, was man in diesen Kreisen nicht erfährt.«
    Ich wollte mitgehen, aber Suko schüttelte den Kopf. »Nein, John, das mache ich allein…«
    ***
    Zuerst hatte Shao den Schmerz verspürt, dann war der Malaie zerplatzt. Der Schmerz war die Folge eines blitzschnell ausgeführten Nadelstichs gewesen. Das in der Nadel sitzende Gift hatte für diese unheimliche Veränderung gesorgt. Wie ein Ballon, in den jemand mit einer Nadel sticht, war
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