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038 - Der Geistervogel

038 - Der Geistervogel

Titel: 038 - Der Geistervogel
Autoren: James R. Burcette
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ihre Schritte, schließlich rannte sie, so schnell sie konnte. Sie war barfuß, der Sand war kühl unter ihren Füßen, doch sie merkte es nicht.
    Sie erreichte den Leuchtturm, die Tür stand offen, rasch huschte sie hinein, und die Stimme trieb sie weiter.
    Haike rannte die Stufen hoch und blieb kurz stehen.
    Ein seltsamer blauer Lichtschein drang aus Brockenhausens Arbeitszimmer. Zögernd kam sie näher.
    Die Tür war nur angelehnt. Sie öffnete sie ganz und trat ein.
    Der blaue Lichtschein ging von einer kleiner.
    Schreibtischlampe aus, die auf einem riesigen Schreibtisch stand, der mit Büchern und Papieren übersät war. Die Wände waren ringsum mit Regalen bedeckt, in denen unzählige Vogelskelette standen. Neben dem Schreibtisch stand auf einem Holzsockel das Gerippe eines mannsgroßen Vogels.
    Langsam löste sich die geheimnisvolle Erstarrung von Haike. Sie blickte sich verwundert um, und es dauerte Sekunden, bis sie erfaßte, wo sie sich befand.
    Die unzähligen Skelette flößten ihr Angst ein. Zitternd wandte sie sich ab und wollte zur Tür hinaus.
    Sie stieß einen spitzen Schrei aus. als sie Brockenhausen erkannte, der ihr den Weg grinsend versperrte.
    „Du bist gekommen, mein Täubchen“, flüsterte er zufrieden.
    Brockenhausen wirkte so verändert, daß ihn Haike fast nicht erkannt hätte. Sein Gesicht war eingefallen, die durchscheinende Haut spannte sich über den Backenknochen, der Mund war klein und häßlich wie der einer Vogelspinne. Aber am entsetzlichsten fand Haike das böse Grinsen, einem Zähnefletschen ähnlicher als einem Lächeln. Er musterte Haike mit einem gierigen Wolfsblick, der sie erstarren ließ.
    Er schlug die Tür zu, sperrte ab und wandte sich wieder Haike zu. Sie wich angstvoll zurück.
    „Du bist mir in die Falle gegangen, meine Schöne“, sagte er kichernd. „Aber noch habe ich keine Zeit für dich. Du mußt dich noch ein wenig gedulden.“
    „Was haben Sie mit mir vor?“ schrie Haike entsetzt. Seine Worte hatten ihr eine Gänsehaut verursacht.
    „Ich mache dich zu meiner Gefährtin.“ sagte er und griff nach ihr. Sie war vor Angst wie gelähmt. Seine Hände waren eisig. Sie zuckte zusammen, wollte weiter zurückweichen, doch sie stand gegen ein Regal gepreßt und konnte sich nicht bewegen.
    „Es dauerte lange, bis ich meine Fähigkeiten richtig anwenden konnte“, sagte Brockenhausen. Seine Augen leuchteten dunkelrot. „Anfangs ging einiges schief. Aber jetzt bin ich am Höhepunkt angelangt. Ich weiß über meine Fähigkeiten Bescheid und kann sie so verwerten, wie ich es will. Und auf dich habe ich schon lange ein Auge geworfen, mein Täubchen.“
    Er fuhr mit beiden Händen unter ihr Kleid und verkrallte sich in ihre Schultern. Eine eisige Kälte durchraste ihren Körper, fraß sich in ihr Inneres. Sie glaubte erfrieren zu müssen.
     

     

Jan hatte Haike im Leuchtturm verschwinden sehen. Er hatte ihr nachgerufen, doch sie hatte nichts gehört.
    Schwer atmend blieb er stehen, öffnete die Tür und trat ein.
    Es war ruhig im Leuchtturm. Kein Licht brannte. Er zog die Taschenlampe hervor, nahm sie in die linke Hand, seine Rechte umklammerte das Gewehr.
    Vorsichtig öffnete er die Küchentür. Die Küche war leer.
    Er blickte in das Wohnzimmer, dann öffnete er die Schlafzimmertür.
    Er konnte einen Entsetzensschrei nicht unterdrücken.
    Ihm gegenüber auf einem Stuhl saß Frau Brockenhausen.
    Sie trug ein schwarzes Kleid und einen schwarzen Schleier.
    Die knochigen Hände hatte sie im Schoß verschränkt.
    Der Schein der Taschenlampe huschte über die reglose Gestalt.
    Es stank unbeschreiblich im Zimmer.
    Jan strahlte den Kopf der Reglosen an. Der Schleier war so dicht, daß er das Gesicht nicht erkennen konnte.
    „Frau Brockenhausen“, sagte er leise, doch die Frau bewegte sich nicht.
    Jan fühlte sich unbehaglich. Die reglose Gestalt flößte ihm Furcht ein, endlich überwand er sich und kam näher.
    Vorsichtig klopfte er der Gestalt mit dem Gewehrlauf auf die Schulter. „Frau Brockenhausen“, sagte er nochmals.
    Er hängte sich das Gewehr um die Schulter und streckte zögernd die rechte Hand aus. Er ergriff den Saum des Schleiers, zögerte wieder, dann hob er ihn hoch.
    Er blickte in das Gesicht einer Toten. Einer Frau, die einmal Frau Brockenhausen gewesen war. Das Gesicht war mumifiziert, die Haut durchlöchert, an vielen Stellen schimmerten die Knochen durch. Die Augenhöhlen waren leer.
    Entsetzt ließ er den Schleier fallen. Seine Hände
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