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038 - Der Geistervogel

038 - Der Geistervogel

Titel: 038 - Der Geistervogel
Autoren: James R. Burcette
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neben sie legte und sie umarmte. Sie schlief ruhig weiter.
    Eiskalte Hände huschten über ihren Körper, ein schwerer Körper schob sich über den ihren.
    Davon merkte sie nichts.
    Sie hatte nur einen seltsamen Traum. Sie träumte von einem riesenhaften weißen Vogel, der sie mit seinen Flügeln einhüllte und sich mit ihr vereinte.
    Sie stöhnte leise im Schlaf, und ihr Körper begann sich zu bewegen. Ihr Atem kam rasch, sie wand sich auf dem Bett hin und her.
    Minuten später atmete sie ruhig, drehte sich zur Seite und schlief traumlos weiter.
    Als Erika Burger aufwachte, war es hell im Zimmer. Sie schlug die Augen auf und schloß sie sofort wieder. Das grelle Sonnenlicht war schmerzhaft. Sie hatte Kopfschmerzen, und ihr Mund war ausgetrocknet. Sie fühlte sich, wie man sich nach einem Abend fühlt, an dem man zuviel getrunken und geraucht hat. Sie stand auf und setzte sich sofort wieder. Sie fühlte sich unendlich schwach, und ihr war übel.
    So schwach hatte sie sich noch nie in ihrem Leben gefühlt.
    Sie versuchte nochmals aufzustehen, diesmal ging es. Sie torkelte durchs Zimmer, warf einen Blick in den Spiegel und erstarrte.
    Ihr Gesicht war bleich, die Wangen eingefallen, und dunkle Ringe lasen unter den Augen. Ihr schwarzes Haar war farblos, und die Lippen aufgesprungen.
    Sie wunderte sich, daß sie nackt war. wandte den Kopf zum Bett, sah das Nachthemd am Boden liegen. Das Bett war zerwühlt, und ein fremdartiger Geruch hing im Zimmer.
    Wieder blickte sie in den Spiegel. Ihre Schultern waren mit blauer. Flecken bedeckt, und die Brüste wiesen Bißwunden auf.
    Kopfschüttelnd starrte sie ihr Spiegelbild an.
    Undeutlich konnte sie sich an den Traum erinnern, sie grübelte darüber nach, doch es fielen ihr keine Einzelheiten ein.
    Sie hatte keine Ahnung, daß sie nicht geträumt hatte, daß alles real gewesen war und sie Besuch vom Geistervogel gehabt hatte …
    Aber nicht nur Erika Burger hatte diese Nacht Besuch gehabt, zwei andere Sommergäste, Helga Sommer und Rosi Dannheimer, waren ebenfalls vom Geistervogel besucht worden, konnten sich aber gleich Erika Burger nicht daran erinnern.
    Und beide sahen ebenso ramponiert wie Erika aus.
     

     
    Haike Petersen schien verändert nach dieser Nacht.
    Sie war gereizt und gab nur einsilbige Antworten. Als Jan mittags vorbeikam, reagierte sie ganz anders als sonst. Sie war kühl und abweisend. Als Jan sie küssen wollte, wandte sie den Kopf ab.
    „Was hast du?“ fragte Jan verwundert. doch sie gab keine Antwort und wandte sich ab.
    Jan suchte Haikes Mutter und fand sie schließlich in der Küche.
    „Was ist mit Haike los?“ fragte er.
    Marlies Petersen hob die Schultern. „Ich weiß es nicht“, sagte sie. „Sie ist völlig verändert. Sie verrichtet ihre Arbeit mechanisch, lacht aber nicht, ist abweisend und schlecht gelaunt. Ich kann mir nicht vorstellen, was ihr über die Leber gelaufen ist. Sie beantwortet keine Fragen. Weiß der Teufel, was in sie gefahren ist. Habt ihr Streit miteinander gehabt?“ Jan schüttelte den Kopf. „Nein, alles war gestern noch in bester Ordnung, und heute ist sie wie ausgewechselt. So habe ich sie noch nie erlebt.“
    „Es wird sich schon wieder geben.“
    „Hoffentlich. Ich werde später nochmals vorbeischauen.“ Doch Haikes Laune änderte sich nicht. Sie blieb weiterhin verschlossen und abweisend, als hätte sie einen unsichtbaren Panzer um sich gelegt, den niemand durchdringen konnte.
    Nach dem Mittagessen, als alle Gäste bedient waren, verließ sie grußlos die Gastwirtschaft, ging zwischen den Dünen hin und her und setzte sich.
    Sie blickte übers Meer, entspannte sich und lehnte sich zurück.
    Jan hatte sie im Gasthaus gesucht, nicht gefunden und war sie suchen gegangen. Schließlich fand er sie in den Dünen auf dem Bauch liegend. Er blieb stehen und beobachtete sie. Sie hatte die Hände aufgestützt und den Kopf zwischen den Handflächen vergraben. Unentwegt schaute sie übers Meer.
    Jan schlenderte langsam näher, setzte sich und blickte in Haikes Gesicht. Sie merkte seine Anwesenheit nicht einmal.
    Ihr Blick war starr und in unendliche Weiten gerichtet.
    „Haike“, sagte er leise und legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte zusammen, hob den Blick und schüttelte seine Hand ab.
    „Greif mich nicht an“, fauchte sie. „Greif mich nie wieder an.“
    „Was ist mit dir los?“
    Sie gab keine Antwort.
    „Ist etwas geschehen, Haike?“
    „Ja“, sagte sie böse. „Ich will dich nicht mehr. Es ist aus
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