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0365 - Im Tempel des Todes

0365 - Im Tempel des Todes

Titel: 0365 - Im Tempel des Todes
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er dadurch verwirrt, daß es seine erste Verwandlung war. Er konnte noch nicht so richtig etwas mit sich als Schlange anfangen. Ich bin auch sicher, daß ihn der Ableger zur Verwandlung gezwungen hat. Das Biest wollte mich wohl lebend für den Tempel.«
    Sie wandte sich um. In der Ferne war das Scheinwerferpaar zu sehen. Fuller hatte wohl wieder menschliche Gestalt angenommen und folgte ihnen mit dem Wagen im alten Tempo.
    »Für ihn ist der Traum vom Dämonenschatz nun vorbei«, sagte Zamorra. »Nummer vier der ersten Expedition. Möglicherweise sogar schon Nummer fünf. Verdammt, wir hätten mißtrauisch sein müssen. Aber nach allem habe ich überhaupt nicht mehr damit gerechnet, daß Ableger in der unmittelbaren Nähe sein könnten.«
    »Ich werde erst einmal unseren Wagen genau untersuchen. Nicht, das uns dasselbe noch einmal passiert«, sagte Nicole.
    »Zu spät«, sagte Tendyke. »Vergiß es.«
    Nicole schreckte hoch, als der Amerikaner eine Vollbremsung machte.
    Vor ihnen war der Weg zu Ende.
    ***
    »Es ist alles bereit«, sagte Sahri.
    »Ich sehe«, erwiderte Mansur Panshurab. Er erhob sich von dem steinernen Thron, auf dem einst wahrscheinlich der Dämon gesessen hatte, wenn seine Anhänger ihm Opfer brachten. Vielleicht war es aber auch der Platz des Oberpriesters gewesen -wie auch immer, es war ein Platz, der Panshurab angemessen war.
    Er trat an den Altarstein heran. Noch war er leer. Die Gefangene wurde in einem Raum des Tempels bereit gehalten und bewacht für den Augenblick der Opferung. Aus der Tiefe des Tempels war der Sakophag mit den verwandelten Resten des Dämons geholt worden. Er stand jetzt zwischen dem Thron und dem Altar. Panshurab ging um den kunstvoll verzierten Sarkophag herum, der aus Stein bestand und mit allerlei schaurigen Szenen geschmückt war. Bilder des Grauens, einem Dämonengrab angemessen.
    Panshurabs Finger glitten über den Stein.
    »Öffnet ihn«, befahl er.
    Vier Ssacah-Diener traten heran. Ihre Gewänder raschelten, als sie zufaßten und an allen vier Ecken die Steinplatte anhoben, die den Sarkophag verschloß. Sie trugen die Platte einige Meter weiter und legten sie dort auf den Boden.
    Panshurab starrte das Innere des Sarkophags an.
    Dort lag der Dämon.
    Er glich einer Mumie aus Gold. Er hatte annähernd menschliche Gestalt, aber eine furchterregende Fratze in einem kantigen Schädel. Die offenstehenden Augen, die wilden Haare und die Nägel an den krallenförmig gebogenen Fingern und Zehen waren gleißende Diamanten. Unwillkürlich zuckte Panshurab zurück. Der erstarrte Gold-Dämon sah aus, als könne er jeden Moment aus seinem steinernen Behältnis aufspringen.
    Aber er rührte sich nicht.
    Panshurab beugte sich über ihn. Seine Finger berührten das Gold des Körpers. Ihm war, als ginge von dem Dämon eine seltsame, lodernde Kraft aus.
    »Kraft, die bald mir gehört, sobald wir miteinander verschmolzen sind…«, murmelte der Inder. Er war willens und bereit, die Veränderung einzugehen. Er verlor ja nichts. Sein menschliches Leben war längst verloschen. Er konnte durch die Verbindung nur gewinnen. Er mußte nur Sorge tragen, daß er tatsächlich die Oberhand behielt.
    Er sah wieder auf. »Nehmt ihn heraus«, befahl er.
    Die Untoten faßten zu und hoben den Dämon, dessen Namen und Fähigkeiten nicht in der alten Sage überliefert waren, die von ihm und dem Tempel berichtete, aus dem Sarkophag heraus. »Dorthin«, wies Panshurab die Sklaven an und ließ sie den goldenen Dämon in einen Drudenfuß tragen, der vor dem Altarstein auf den Boden gezeichnet worden war. Dort wurde die Dämonengestalt aufgerichtet. Sie maß jetzt etwa zweieinhalb Meter und war unglaublich massig. In der Tat - wer sich diesen Goldklotz unter den Nagel riß und ihn einschmolz, um ihn stückweise zu verwerten, hatte für sein ganzes Leben ausgesorgt.
    Sofern der tote Dämon das zuließ…
    Aufrecht mußte der Goldene nun stehen, und zwei Ssacah-Diener hielten ihn fest. Sie wußten nicht, daß es ihre untote Existenz kosten würde. Sie würden die Verschmelzung Panshurabs mit dem Dämon nicht überstehen. Er hatte es bei seinen Berechnungen herausgefunden. Aber es störte ihn nicht. Wichtig war nur das Ergebnis.
    Er selbst nahm seinen Platz ein in einem zweiten Drudenfuß. Die beiden magischen Sterne waren durch Linien eng miteinander verbunden. Eine Unmenge an magischen Symbolen umgab sie. Beschwörungen und Höllenzwänge, die sicherten, daß die Kräfte auch in die beabsichtigten Richtungen
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