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035 - Das Dorf der Kannibalen

035 - Das Dorf der Kannibalen

Titel: 035 - Das Dorf der Kannibalen
Autoren: Dämonenkiller
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dem Handtuch? Sonst springe ich so, wie ich bin.«
    Sie lief aufgeregt ins Zimmer zurück und warf ihm gleich darauf ein Handtuch zu. Dorian schlang es um seine Lenden und hechtete hinüber in das rettende Zimmer. Von dort aus sah er in das Badezimmer zurück. Das Wasser in der Badewanne kochte noch immer, doch der Kachelboden schien sich bereits etwas abgekühlt zu haben.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte die junge Dame entsetzt. »Sie hätten ja umkommen können.«
    »Ich würde an Ihrer Stelle mal mit dem Installateur reden«, schlug Dorian vor. »Der Mann scheint ein paar wichtige Leitungen verwechselt zu haben.«
    »Daß so etwas in unserem Haus passieren konnte!« Sie schüttelte wieder ratlos den Kopf. »Ich weiß gar nicht, wie ich mich entschuldigen soll.«
    »Dann versuchen Sie's erst gar nicht. Die Sache ist ja noch einmal gut ausgegangen.«
    »Bitte, Sir, hängen Sie diesen Vorfall nicht an die große Glocke!« bat sie ihn eindringlich. »Eben ist ein Bus mit Touristen eingetroffen.«
    »Auch ein Feinschmecker-Klub?« Er lächelte ironisch.
    »Nein, ganz gewöhnliche Touristen. Der Busfahrer hat sich einfach verfahren.«
    »Warnen Sie die Leutchen vor den Badezimmern!«
    »Sie werden schweigen, Sir? Bitte!«
    »Nur unter einer Bedingung: Sie lassen mir sofort einen Bourbon bringen.«
    »Ich bin Ihnen ja so dankbar!«
    »Und ich Ihnen erst!« Er zeigte auf die Tür. »Ohne Sie wäre ich jetzt wahrscheinlich schon halbgar.«
    Sie huschte nach draußen. Dorian zündete sich eine Zigarette an und ging zurück zur Badezimmertür. Das Wasser in der Wanne kochte nicht mehr; die Dampfschwaden lösten sich auf. Die Hitze in dem Raum aber war noch enorm. Er trocknete sich ab und kleidete sich an. Als er aus Gewohnheit den Inhalt seiner Taschen nachprüfte, durchfuhr es ihn heiß.
    Seine Dämonenbanner waren verschwunden! Er mußte bestohlen worden sein.
    Automatisch wurde sein Mißtrauen wach. Wer konnte sich schon für diese Dinge interessieren? Ein normaler Zimmerdieb gewiß nicht. Waren ihm Mitglieder der Schwarzen Familie gefolgt?
    Ohne seine Dämonenbanner stand er ihnen ziemlich hilflos gegenüber.
    Es klopfte an die Tür. Die junge Dame trat ein, ein Tablett in der linken Hand. Sie lächelte ihn verlegen an. »Ihr Bourbon, Sir«, sagte sie und setzte das Tablett auf einem Beistelltisch ab. »Jetzt weiß ich auch, wieso die Touristen ausgerechnet in dieses Motel gekommen sind.«
    »Lassen Sie hören!«
    Dorian sah sich die junge Frau sehr genau an. Hatte sie ihm die Dämonenbanner gestohlen?
    »Der Bus hatte eine Motorpanne«, berichtete sie unbefangen. »Zwei Meilen weit sind die Reisenden zu Fuß gegangen, bis sie endlich Witchcraft erreichten.«
    »Ist Ihr Hauspersonal zuverlässig?« fragte er, als sie ihre Geschichte beendet hatte.
    »Natürlich. Ist etwa schon wieder etwas passiert?«
    »Ich bin bestohlen worden.«
    »Geld, Sir?« Sie zeigte wieder diesen hilflosen bestürzten Ausdruck.
    »Kein Geld.« Sollte er dieser jungen Frau von seinen Dämonenbannern erzählen? Sie wußte wahrscheinlich überhaupt nicht, wovon er redete.
    »Was denn sonst, Sir?«
    »Ein paar Gegenstände, an denen ich sehr hänge«, sagte er ausweichend. »Na, es wird mich hoffentlich nicht gleich umbringen.«
    »Das ist mir alles so schrecklich peinlich«, entschuldigte sie sich noch einmal. »Ich muß gehen, Sir. Die Touristen müssen abgefertigt werden. Hoffentlich passiert jetzt nichts mehr.«
    »Lassen wir uns beide überraschen.« Er lächelte. »Mit der Zeit gewöhnt man sich wahrscheinlich daran.«
    Er sah ihr nach und fragte sich, ob sie tatsächlich so naiv war, wie sie sich gab.

    Der Geschäftsführer des Motels meisterte souverän die Lage. Er war groß und hager und hatte eine imponierende Glatze und Ohren, die oben spitz zuliefen und abstanden. Seine Manieren waren so tadellos wie sein Anzug. Er trug dunkelgestreifte Hosen, einen schwarzen Zweireiher und ein weißes Hemd. Der Mann wirkte ein wenig antiquiert, paßte aber in die Atmosphäre des Hauses. Sein knochiges Gesicht lächelte freundlich, die stechenden Augen glänzten. Sie musterten fast liebevoll die Touristen, denen er jetzt die Zimmer zuwies.
    »Darf ich Sie aber vorher noch ins Kaminzimmer bitten?« sagte er mit einer etwas hohen Stimme, die so gar nicht zu seinem Aussehen paßte. »Die Zimmer müssen noch hergerichtet werden. Mit diesem plötzlichen Besuch hatten wir natürlich nicht gerechnet. Unser Haus erlaubt sich, Ihnen eine kleine Erfrischung
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