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0343 - Der Satan schickt seine Rechnung

0343 - Der Satan schickt seine Rechnung

Titel: 0343 - Der Satan schickt seine Rechnung
Autoren: Der Satan schickt seine Rechnung
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überstehen«, brummte ich und zog mir das Telefon heran.
    »Darf ich mal?«
    »Natürlich. Mister Cotton!«
    Ich rief das Fernamt in Ocean City an In den Großstädten ist das Telefonwesen ja vollautomatisch und außer der Gebührenabrechnung läßt sich nachträglich nichts über die Gespräche sagen. Ocean City dagegen mit feinen achttausend Einwohnern war noch nicht so weit. Jedenfalls hoffte ich das.
    Ich hatte mich nicht getäuscht. Das Telefonfräulein mit der Samtstimme konnte mir nach kurzer Zeit sagen, wohin das Gespräch geführt worden war.
    »Havre de Grace, Sir! Maryland. Und der Teilnehmer ist…«
    »Ich weiß«, sagte ich, »Samuel Hamish!«
    ***
    Wir fuhren durch New Jersey Richtung Wilmington Baltimore. Bis Vineland war die Strecke dicht befahren, dann ließ der Verkehr nach, und der Jaguar schoß heulend dahin.
    »Es sieht alles ziemlich einfach aus«, sagte ich zu Phil. »Meine Theorie ist jedenfalls fertig. Der alte Samuel war unheilbar krank, und Morris, sein Leibarzt, wußte das. Als Mann, der offenbar auf Geld scharf ist, dachte er an seine Zukunft. Von den Erben hat er nichts zu erwarten. Die sind gegen Samuel, und da steht er auf der falschen Seite. Die werden ihn an de Luft setzen, so bald sie können. Der einzige, auf den er sich einen gewissen Einfluß ausrechnen konnte, ist Orville!«
    »Klingt alles sehr schön«, sagte Phil und drückte seine Zigarette aus. »Weiter!«
    »Morris machte Orville klar, daß er der einzige Mann sei, der ihn aus der Anstalt herausholen könnte. Er ließ durchblicken, daß er das tun würde. Dann teilte er Orville mit, daß Samuel nicht mehr lange leben würde.«
    »Das alles setzt voraus, daß Orville geistig durchaus fit ist.«
    »Bis zu einem gewissen Grade, ja!« Ich überholte einen Thuinderbird, setzte mich wieder nach rechts und fuhr fort: »Für Morris kam es wohl darauf an, daß Orville amtlich seine Zurechnungsfähigkeit zurückbekam. Nur dann kam er als Erbe, der über seinen Anteil verfügen kann, in Frage. Und nur dann hatte Morris eine Chance, weiterhin am Hamishs Vermögen teilzuhaben — indem er sich an Orville hing.«
    »Okay, aber Orville verstand anscheinend nur Bahnhof. Sein Gedankengang war etwa — Samuel stirbt, und die anderen raffen sich das Vermögen zusammen, während ich in der Anstalt sitze. Deshalb brach er aus und beschloß, auf eigene Faust die Erbengemeinschaft zu verkleinern.«
    »Was beweist, daß er nicht ganz normal ist.«
    »Ja, ganz sicher. Damit hatte Morris natürlich nicht gerechnet. Jedenfalls sieht es ganz so aus, als hätte Orville gestern abend in Havre de Grace angerufen. Irgend jemand hat ihm mitgeteilt, daß Samuel gestorben ist. Diesen Jemand müssen wir finden.«
    »Sollte mich nicht wundem, wenn es Morris ist!«
    »Schnelldenker«, brummte ich.
    Den Rest der Fahrt schwiegen wir. Bei Wilmington taten wir das, was der alte George Washinton schon vor fast zweihundert Jahren getan hat und was seitdem in allen amerikanischen Schulbüchern nachzulesen ist. Wir überquerten den Delaware. Über die gut ausgebaute US Route 40 erreichten wir kurz darauf Havre de Grace.
    Es ist eine Hafenstadt, an der Mündung des Susquehanna River in die Chesapeake Bay gelegen. Die Namen stammen noch von den Indianern. Mir gefiel der Ort nicht besonders, aber Samuel Hamish war offenbar anderer Ansicht gewesen.
    Sein Haus lag etwas außerhalb der Stadt, auf einer Anhöhe, von der aus man einen weiten Blick über die Bay hat. Wir schraubten uns den schmalen Privatweg hinauf, stoppten vor einem riesigen schmiedeeisernen Tor und sahen uns erst einmal an.
    »Beim guten alten Edgar Hoover — das darf doch nicht wahr sein«, murmelte Phil verblüfft.
    Das Haus — nein, es war kein Haus. Es war eine Burg, ein finsteres Raubritterschloß mit Türmchen, Erkern, mit Wehrgängen und Spitzbogenfenstern, in riesiger, grauer Koloß. In der Mitte ragte ein Schornstein von Fabrikdimensionen empor und daraus quoll dicker, schwarzer Rauch, stieg empor, wurde immer dünner, verlor sich in dem grauen Oktoberhimmel »Der hat ja einen mächtig fortschrittlichen Architekten gehabt«, knurrte ich.
    Im Tor war eine Sprechanlage eingebaut. Nach kurzem Palaver schwang es automatisch auf.
    Wir gingen über einen gewundenen Kiesweg, kamen an Goldfischteichen, Zierbrunnen und Statuen vorbei, alles reich mit Unkraut überwuchert, das im Schatten mächtiger Hickory-Eichen ein kränkliches Aussehen angenommen hatte — und erreichten das Hauptportal.
    Der Eingang
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