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0340 - Sinfonie des Schreckens

0340 - Sinfonie des Schreckens

Titel: 0340 - Sinfonie des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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stand sein Entschluß schon fast fest, doch nach Houston hinüber zu fliegen. Diesmal war es Nicole, die andere Pläne schmiedete und die Sache mit dem scheintoten Dirigenten schon wieder fast vergessen hatte.
    »Wie wäre es, Chef, wenn wir eine kleine Einweihungsparty im Beaminster Cottage veranstalten würden? Wir brauchen ja nicht zu viele Leute einzuladen. Aber…«
    »Sparflamme, meine Liebe«, wehrte Zamorra ab. »Das Haus war teuer genug, und wenn wir uns entschließen sollten, nach Texas zu fliegen, kommt uns das sogar noch etwas preiswerter als ein Flug nach England oder eine Fahrt, und die Organisation einer größeren Party.«
    »Du willst nach Texas? Wozu das denn?«
    »Um mir diesen Franco Samara, den Dirigenten, mal näher anzusehen«, erklärte Zamorra.
    »Ach nee - heute mittag sah das aber alles noch ganz anders aus, Chef«, schmunzelte Nicole spöttisch.
    Wenn sie ihn »Chef« nannte, verband sie immer eine bestimmte Absicht damit. Diesmal wurde Zamorra daraus aber nicht so recht schlau.
    Er fragte sie geradeheraus.
    »Unseren Freund Bill Fleming sollten wir uns dann auch mal wieder näher ansehen«, sagte Nicole. »Der läßt nichts mehr von sich hören, und das gefällt mir gar nicht…«
    »Du bist also einverstanden, das Ticket zu ordern?«
    Nicole lachte leise. »Fliegen wir also nach Texas. Wann paßt es dir?«
    »Wann es eine Flugverbindung gibt«, erklärte Zamorra. »Und ausschlafen können wir in der Maschine, die Zeitverschiebung wird uns also kaum interessieren. Verflixt, warum können eigentlich nicht alle Ereignisse schön an einem Fleck gesammelt auftreten? Diese ständige Hetzerei von einem Land ins andere…«
    Nicole lächelte ihn an wie ein satter Werwolf.
    »Sei froh, daß wir nicht im Jahr Zehntausendsiebenundachtzig leben«, sagte sie. »Stell dir vor, wir würden nicht per Flugzeug von Kontinent zu Kontinent düsen, sondern per Raumschiff von Stern zu Stern…«
    »Dann müßte die Technik aber in den einundachtzig Jahrhunderten bis dahin noch sicherer und ausgereifter werden. Ich hasse explodierende Space-Shuttles, wenn ich drin sitze…«
    »Jetzt wird’s makaber«, murmelte Nicole und überfiel das Telefon, um mit dem Flughafen in Lyon Kontakt aufzunehmen.
    ***
    Jim Hawkens war wie ausgewechselt. Er versprühte am nächsten Tag dieselbe Dynamik und Kraft wie sein Freund, der Dirigent. Kaum jemand begriff, daß Hawkens von einem Moment zum anderen ein Energiebündel geworden war.
    Aber noch stärker als zuvor schien die Bindung zwischen Hawkens und Samara geworden zu sein, der dafür gesorgt hatte, daß Manager MacNife seinen nach Samaras Zusammenbruch und dem Streit ausgesprochenen Rausschmiß des Pianisten zurückgenommen hatte.
    Wortlos verstanden die beiden Männer sich, brauchten sich nicht einmal Zeichen zu geben, sei es bei der Arbeit oder bei privaten Diskussionen. Geistig schienen sie Zwillinge geworden zu sein.
    Auch Hawkens trug jetzt eine Sonnenbrille. Ein paar Kollegen spöttelten über diese »Mode«, die Samara anscheinend eingeführt hatte und die jetzt um sich griff.
    Der Streß für das Orchester blieb, und an diesem Abend überlegten schon ein paar Leute mehr, ob sie nicht einfach aufhören sollten. Mochte es Streit geben, mochten jene, die durchhalten wollen, ihnen dann ruhig vorwerfen, die Schuld am Mißerfolg zu tragen. Aber sie wollten sich nicht länger von Samara schikanieren lassen.
    Jeder von ihnen wußte, daß er nicht nur gut, sondern äußerste Spitzenklasse auf seinem jeweiligen Instrument war. Jeder wußte, daß er überall eine neue Stellung als Berufsmusiker bekommen würde. Die Leute, die Samara ausgesucht und zusammengeholt hatte, waren erste Garnitur, und das war ihnen allen auch klar. Aber Samara wollte sie noch besser machen! Er wollte das Unmögliche schaffen. Er wollte ein schier unerreichbares Optimum.
    Das Orchester war so gut wie nie zuvor. Und doch fehlte Samara immer noch der letzte winzige Schliff, den wohl nur er herauszuhören vermochte.
    Und Hawkens, der gestern noch als Freund zu ihm gesprochen und ihn gewarnt hatte, vertrat jetzt vollkommen Samaras Linie. Er zeigte Symptome der gleichen Besessenheit, von der auch Franco Samara beherrscht wurde.
    Hin und wieder stand ein unauffälliger Mann, der seine Lider halb geschlossen hielt, in der Nähe des probenden Orchesters und sah zu. Zuweilen wechselte er auch Blicke mit Samara und Hawkens. Aber niemand achtete sonderlich auf diesen Mann.
    ***
    Mit über einer Million
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