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0340 - Sinfonie des Schreckens

0340 - Sinfonie des Schreckens

Titel: 0340 - Sinfonie des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Genau da, wo Hawkens ebenfalls gelegen hatte.
    Ich habe auf dem Boden gelegen? wunderte er sich. Wie konnte das geschehen?
    Er entsann sich an Samaras Zusammenbruch. Sollte ihm, Hawkens, dasselbe zugestoßen sein? Aber warum? Er war kerngesund, nur etwas erschöpft von dem Streß der Proben gewesen…
    »Auch Franco war und ist kerngesund«, murmelte er verblüfft. »Na, das ist aber seltsam. Ob das eine neue Krankheit ist, die hier grassiert? Eine Art Scheintod-Syndrom? Na, Freunde… das kann mir aber gar nicht gefallen!«
    Er zog den Mantel an und verließ die Garderobe. Seine Schritte hallten über den leeren, nächtlichen Korridor. Plötzlich wurde er angerufen.
    »He, Mister! Warten Sie mal! Was machen Sie hier?«
    Hawkens blieb stehen. Eine Doppelstreife der Wachmänner in ihren schwarzen Uniformen näherte sich ihm. Die Männer trugen schwere Revolver in offenen Gürtelholstern.
    »Ich gehöre zum Orchester«, sagte Hawkens und stellte sich vor.
    »Ist ein bißchen spät für die Proben, finden Sie nicht auch, Mister?« wurde er gefragt. »Sie haben doch bestimmt so etwas ähnliches wie einen Ausweis in der Tasche, ja? Aber greifen Sie ganz langsam zu.«
    »Sie halten mich für einen Einbrecher?« Hawkens lächelte. »Kann ich mir denken. Aber ich hatte mich in der Garderobe etwas hingelegt und ein paar Stunden geschlafen. Nach dem Streß, den Samara uns allen auferlegt, war ich einfach nicht mehr fähig, noch heimzufahren. Ich wäre wahrscheinlich schon im Lift eingeschlafen.« Er präsentierte seine Ausweiskarte.
    »Na gut, Mister Hawkens. Entschuldigen Sie, daß wir Sie ein wenig rauh angesprochen haben. Aber…«
    »Sie haben Ihre Pflicht erfüllt«, sagte Hawkens. »Das ist lobenswert. Sind die Türen noch offen oder schon verriegelt?«
    »Wahrscheinlich verriegelt«, sagte der Wachmann, der seinen Ausweis kontrolliert hatte. »Ich gehe mit und mache Ihnen auf. Sonst sitzen Sie die ganze Nacht hier drin…«
    Er begleitete Hawkens nach unten. An der Tür stutzte er. »Sagen Sie mal, Sir, was ist denn mit Ihren Augen los? Die sind ja ganz dunkel…«
    »Wahrscheinlich die Anstrengungen«, sagte Hawkens. »Eigentlich müßte ich mal fünfzig Stunden rund um die Uhr ausschlafen. Aber Samara läßt uns ja nicht… wünsche Ihnen noch eine gute Nacht, Sir.«
    »Kommen Sie heil nach Hause, Mister Hawkens!«
    Hawkens ging zu seinem Wagen, der noch einsam auf dem Großparkplatz stand. Im Fahrzeug rutschte er auf die Beifahrerseite und klappte den beleuchteten Kosmetikspiegel in der Sonnenblende auf, um seine Augen zu betrachten.
    Sie waren pupillenlos und schwarz.
    ***
    Franco Samara schlief nicht.
    Er benötigte keinen Schlaf. Warum das so war, interessierte ihn nicht. Er nahm es als gegeben hin. Er blätterte durch Zeitungen und las in Büchern, um die Nachtstunden hinter sich zu bringen. Zäh und langsam verstrichen die Stunden. Zeit, die Samara nutzlos vergeuden mußte.
    Einmal blieb er im Bad des luxuriös ausgestatteten Hotelzimmers vor dem großen Spiegel stehen. Er nahm die Sonnenbrille ab und betrachtete seine Augen.
    Die schwarzen Flächen wurden von unzähligen winzigen Linien durchzogen, anthrazitgrau und stumpf. Sie bildeten eine feines, regelmäßiges Musi er von sechseckigen Wabenfeldern, jede Wabe kaum größer als einen Millimeter im Durchmesser.
    Mit seinen Facettenaugen konnte Franco Samara bei Nacht fast so gut sehen wie am Tage.
    Nur Wolken nahm er nicht mehr wahr. Aber die hatten ihn noch nie interessiert.
    ***
    Zum Angel-Nachmittag an der Loire waren die Druiden Gryf und Teri nicht erschienen. Am magisch installierten Telefonanschluß in Gryfs einfacher Hütte auf der Insel Anglesey meldete sich niemand. So hatten Zamorra und Nicole die Fische allein gefüttert. Während des nervenberuhigenden Angelns ging Zamorra die Geschichte mit dem scheintoten Dirigenten nicht mehr aus dem Kopf. Er erinnerte sich, daß sie vor längerer Zeit schon einmal mit einem dämonischen Orchester zu tun gehabt haten. An den Namen jenes teuflischen Dirigenten konnte er sich nur noch schwach erinnern - Hatte der nicht Marcello d’Oro geheißen? seine symfonie diabolique hatte er auf Plakaten gar so ankündigen lassen, daß er selbst mit Teufelshörnern abgebildet war.
    Aber Zamorra war sicher, daß d’Oro nicht von den Toten wiederaufgestanden sein konnte. Zweimal dasselbe Vorgehen - das war auch für die Dämonischen zu einfallslos. Wenn etwas dahinter steckte, dann war es diesmal ganz anders.
    Gegen Abend
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