Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0340 - Sinfonie des Schreckens

0340 - Sinfonie des Schreckens

Titel: 0340 - Sinfonie des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
letzten Tagen. Wem das nicht paßt, der kann gehen - jederzeit.«
    Hawkens legte ihm die Hand auf den erhobenen Unterarm. »Und wenn einer von uns geht oder alle - mit wem willst du dann das Konzert machen? Wenn wir jetzt schon seit einem Monat verzweifeln, wie willst du dann einen Ersatzmann innerhalb einer Woche oder noch kürzerer Zeit einarbeiten?«
    »Ich wiederhole es«, sagte Samara laut und eiskalt. »Jeder von euch kann jederzeit seine Sachen zusammenpacken und gehen. Ich kann euch nicht zwingen. Aber im gleichen Moment erlöschen eure Ansprüche, eure Verträge. Und die, die das Konzert gern machen und ihre Millionen verdienen möchten - die können sich dann bei den Jammerlappen bedanken, die aufgegeben haben, weil sie glaubten, die geforderte Leistung nicht erbringen zu können! Was glaubt ihr wohl, warum ich gerade euch zusammengeholt habe? Warum ich gerade euch Traumgagen besorgt habe? Weil ich Vertrauen in eure künstlerischen Fähigkeiten, Vertrauen in euer Können und eure Kraft, in eure Leistung hatte! Wollt ihr uns alle im Stich lassen? Oh, ich weiß, daß ihr noch mehr könnt als das, was ihr bis heute gebracht habt. Und ihr werdet es bringen! Ich weiß es!«
    »Da sei dir mal nicht so sicher«, murmelte Hawkens. »Weißt du, daß du dir in diesem Moment wenigstens ein Dutzend Todfeinde gemacht hast?« Er flüsterte es nur.
    »Jim, willst du mir auch in den Rücken fallen?« flüsterte Samara zurück. »Du auch? Wir werden das Optimum bringen, da Beste an Musik, was jemals auf diesem Planeten gespielt worden ist, und wir werden reich! Wer will uns diesen Traum zerstören?«
    »Mütterchen Natur«, sagte Hawkens leise. »Irgendwann kippen wir nacheinander um. Und dann?«
    »Macht, was ihr wollt«, sagte Samara düster. Er wandte sich um und verließ die Bühne mit hallenden Schritten.
    »Dieser Mann ist ein Fanatiker«, sagte Duncan brüchig. »Ich glaube, ich höre auf.«
    »Dann bist du der Mann, der uns anderen alles kaputt macht«, sagte ein anderer. »Mann, reiß dich zusammen! Wir lassen uns doch nicht bangemachen. Es sind jetzt ein paar Tage, in denen Samara ausflippt. In einer Woche ist Premiere, okay! Diese Woche überstehen wir doch auch noch, und wenn es erst einmal geklappt hat, sieht alles viel lockerer aus! Dann beruhigt sich auch Samara wieder, wetten?«
    »Ich bin mir da nicht sicher«, sagte Duncan leise. »Seit er neulich umgekippt ist, ist er wie ausgewechselt. Ich verstehe das nicht. Woher nimmt dieser Mann seine Kraft?«
    Das fragte sich auch Jim Hawkens. Er hatte nicht nur für die anderen Musiker gesprochen. Auch für sich selbst. Lange hielt er diesen Streß, den Samara ihnen allen aufzwang, nicht durch.
    Seufzend machte er sich auf den Weg zur Garderobe.
    ***
    Der unauffällig neben einer Tür im Gang stehende Mann, auf den niemand achtete, sah Franco Samara an. Fragend, wie es schien. Seine halb geschlossenen Lider verdeckten stumpfschwarze, pupillenlose Augen.
    Samara deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Tür zu Jim Hawkens’ Garderobe. Dann verließ er selbst das große Theatergebäude und winkte draußen auf dem Vorplatz einem Taxi, um sich zu seinem Hotel bringen zu lassen.
    Der Unauffällige mit den halb geschlossenen Augen, der auf dem Gang gestanden hatte, setzte sich in Bewegung und betrat ohne anzuklopfen Hawkens’ Garderobe. Hawkens, der gerade nach seinem Mantel griff, zuckte zusammen, als er den Fremden sah.
    »Wer sind Sie? Wer hat Sie hereingebeten?« fragte er ungehalten. Imerhin war es alles andere als normal, daß jemand ohne anzuklopfen einfach hereingestürmt kam.
    Der Fremde öffnete die Augen jetzt ganz und fixierte Hawkens.
    Der brach tot in seiner Garderobe zusammen.
    Der Fremde verließ den kleinen Raum wieder und schritt davon. Niemand achtete auf ihn.
    ***
    Einige Stunden später erwachte Jim Hawkens wieder.
    Niemand hatte sich um ihn gekümmert, niemand ihn entdeckt, weil niemand auf die Idee gekommen war, nach ihm zu suchen.
    Das große Gebäude war nahezu leer. Hier und da schlenderten ein paar Wachmänner über die Korridore. Hawkens schüttelte verständnislos den Kopf. Was war geschehen? Er konnte sich nicht erklären, warum er hier in der Garderobe war. Er war sicher, das Theater verlassen zu haben. Wie Samara wohnte er in einem Hotel, und er meinte, das auch betreten zu haben. Jetzt aber erwachte er kurz vor Mitternacht hier?
    Da stimmte doch etwas nicht.
    Er schüttelte sich heftig und suchte nach seinem Mantel. Der lag auf dem Boden.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher