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0340 - Sinfonie des Schreckens

0340 - Sinfonie des Schreckens

Titel: 0340 - Sinfonie des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nur noch sehr selten.
    »Weißt du was?« fragte er Nicole. »Wir rufen auf Anglesey an. Gryf und Teri und meinethalben auch der Wolf sollen herüberkommen und die Angeln mitbringen. Was hältst du von einem Angelnachmittag an der Loire?«
    »Die armen Fische«, murmelte Nicole. »Aber da ihr sowieso nichts fangt, weil ihr Männer einfach zu dumm dazu seid, kann’s mir nur recht sein. Ich sage Raffael, daß er den Picknickkorb fertig macht, ja?«
    Zamorra warf ihr eine Kußhand zu. »Du bist ein Schatz«, versicherte er und bemühte sich um ein Auslandsgespräch zu einem Anschluß, den es offiziell nicht gab und der nur von Druiden-Magie aufrecht gehalten wurde.
    ***
    »Danke, meine Herren - das war’s für heute«, sagte Franco Samara zufrieden lächelnd. Er klopfte mit dem Taktstock auf sein kleines Pult. Einige der Musiker seufzten erleichtert. Hawkens, der Pianist, schloß seinen Flügel und erhob sich. Er reckte sich, daß die Gelenke knackten, dann ging er etwas schwerfällig auf Samara zu.
    »Sag mal, Franco, wirst du eigentlich überhaupt nicht mehr müde? Seit du von den Toten auferstanden bist, bist du ein kraftstrotzendes Energiebündel.«
    »Und? Ist doch besser als eine müde Träne«, lächelte Samara.
    »Vielleicht vergißt du dabei aber, daß andere Leute nicht so leistungsfähig sind wie du im Moment. Okay, du bist in Topform. Warum, weiß ich nicht. Du erreichst deine persönliche Bestleistung jeden Tag aufs Neue und versuchst Rekorde aufzustellen. Aber wir alle, Franco, wir sind keine gottbegnadeten Genies und Energiebündel wie du. Wir sind ganz normale Menschen, und wir schaffen das so nicht! Nicht auf Dauer! Mein Gott, du gönnst uns kaum eine Pause, du denkst so gut wie gar nicht an Feierabend. Das geht nicht so weiter.«
    Samara sah ihn durch seine Sonnenbrille an.
    »Jim, wir müssen weiter proben und üben. Es sitzt alles noch längst nicht so, wie ich es haben will, und wir haben in einer Woche Premiere! Jim, in nur noch einer Woche müssen wir halten, was die Werbung und die Vorab-Kritik verspricht! Unsere Konzertpremiere muß eine Sensation werden, unerreicht und einzigartig.«
    Jim Hawkens schüttelte den Kopf.
    »Franco, hör mir einen Moment lang zu«, verlangte er. »Deine hochfliegenden Träume in allen Ehren. Aber es geht so nicht. Wir halten das nicht durch. Wenn wir nach Hause kommen, taumeln wir ins Bett! Schau dir Duncan an, wie seine Hände manchmal flattern. Ich glaube, er nimmt schon Aufputschmittel, um es zu schaffen. Das geht nicht gut. Wie willst du mit einem Orchester brillieren, das in einer Woche zum Streichquartett geschmolzen sein wird, weil dir einer nach dem anderen schon bei den Proben umkippt?«
    »So wie ich umgekippt bin, Jim? Willst du das sagen?«
    »Ich will nur sagen, daß du dir etwas anderes einfallen lassen mußt«, sagte Hawkens.
    Er sah, wie Samara blasser wurde. Er wußte auch, daß er der einzige war, der es dem Dirigenten in dieser Form klarmachen konnte. Auf niemanden sonst würde Franco Samara hören. Samara und Hawkens waren lange Jahre befreundet und hatten von Anfang an immer irgendwie zusammen auf der Bühne gestanden. Franco war Dirigent geworden und hatte ein Orchester um sich geschafft. Er bereitete ein Konzert vor, das Maßstäbe setzen sollte. Moderne Klassik in einer Form, wie es sie nie zuvor gegeben hatte. Er hatte Manager dafür begeistern können, Theaterbosse, Großveranstalter. In einer Woche würde in Houston die Premiere stattfinden, und dann begann eine zweimonatige Tournee durch die gesamten USA. Die Vorverträge waren abgeschlossen, die Karten auf Wochen im Voraus ausverkauft. Samara hatte mit sicherer Hand und MacNifes geschäftstüchtiger Skrupellosigkeit dafür gesorgt, daß sein Orchester die höchsten Vorschüsse bekam, die jemals von Veranstaltern bezahlt worden waren. Und das machte er Hawkens jetzt auch laut und deutlich klar, so laut, daß es jeder der erschöpften Künstler mitbekam, die gerade ihre Instrumente zusammenpackten.
    »Jim — wir sind nicht irgendein verrückter Haufen von Allerweltsmusikern! Wir sind das Samara-Orchester! Jeder von euch bekommt so hohe Gagen, wie sie noch nie bezahlt worden sind. Wenn die Tournee erfolgreich abgeschlossen ist, ist jeder einzelne von uns, Jim, jeder einzelne mehrfacher Millionär! Dafür kämpfe ich unter anderen auch! Dafür verlange ich aber auch Leistung! Und das, was bis jetzt erbracht worden ist, reicht dafür noch nicht. Wir werden so weitermachen wie in den
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