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0340 - Sinfonie des Schreckens

0340 - Sinfonie des Schreckens

Titel: 0340 - Sinfonie des Schreckens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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feststellen, ob jemand lebt oder tot ist!«
    »Oder scheintot?« murmelte einer der anderen Mediziner.
    »Wie dem auch sei - ich lebe, und ich verlange eine Erklärung, aber die muß verdammt gut sein, oder ich fahre mit ein paar Leuten mitten im Sommer Schlitten!« fauchte Samara aufgebracht.
    »Wissen Sie nicht mehr, daß sie auf der Bühne tot zusammengebrochen sind?« fragte einer der Gehilfen. Samara fuhr herum und starrte ihn an.
    »Was sagen Sie da?«
    Der Mann wiederholte seine Worte.
    »Davon weiß ich nichts!« behauptete Samara. »Ich bin nach der Probe nach Hause gefahren und habe mich kurz aufs Sofa gelegt, weil ich müde war… nicht nach Hause natürlich, sondern ins Hotel«, verbesserte er sich. »Ich bin eingeschlafen, um dann hier unter Ihren verdammten Messern aufzuwachen.«
    »Also, einer von uns beiden spinnt jetzt«, sagte der Arzt kopfschüttelnd. »Und da es genug Leute gibt, die wissen, daß Sie auf der Bühne gestorben sind, müssen Sie der Spinner sein. Okay, Sie leben - und das ist wunderbar. Aber Sie werden verstehen, daß wir zur Klärung der Sachlage darauf bestehen müssen, daß Sie sich einer eingehenden medizinischen Untersuchung unterziehen lassen, Mister Samara.«
    »Nun reden Sie doch nicht so geschwollen daher«, fauchte der Dirigent. »Wo ist meine Kleidung? Wenn die nicht binnen drei Minuten hier auftaucht, erleben Sie Ihre ganz private Hölle, Mister Bauchaufschneider!«
    Doc Narrys seufzte.
    »Sie bekommen erst mal einen von unseren Kitteln«, sagte er. »Um alles andere kümmern wir uns sofort. Himmel, wenn ich mir vorstelle, daß wir Sie um ein Haar wirklich umgebracht hätten…«
    Samara starrte ihn nur finster an.
    »Noch zweieinhalb Minuten, Mister Messerartist«, sagte er drohend. Da wandte sich Narrys ab und verließ den Raum, um zu telefonieren.
    ***
    Das Wiedererwachen des Dirigenten war eine Sensation für die Presse. Die Reporter überschlugen sich förmlich. Ganzseitige Berichte erschienen in den Zeitungen. Der Zusammenbruch auf der Bühne an sich wurde genauso abgehandelt wie Samaras Erwachen im Obduktionsraum des gerichtsmedizinischen Instituts, und die meisten Artikel gipfelten in der anklagenden Frage, ob amerikanische Ärzte neuerdings nicht mehr in der Lage seien, definitiv festzustellen, ob ein Mensch tot sei oder noch lebe. Eine Tageszeitung stellte gar die provokative Frage, wie viele Scheintote schon unter den Messern der Mediziner umgekommen seien, ohne daß jemand auch nur das Geringste davon bemerkt habe.
    Houston, Texas, hatte für ein paar Tage seine Sensation.
    Über weitergehende Untersuchungen wurde berichtet und daß der berühmte Dirigent Samara kerngesund sei und seine Probenarbeit für das bevorstehende Konzert wieder aufgenommen habe. Das Konzert werde planmäßig stattfinden.
    Daß Samara neuerdings sogar am Abend und auf der Bühne eine Sonnenbrille trug, interessierte niemanden sonderlich.
    ***
    Professor Zamorra las nicht nur den Figaro.
    Sein Nationalstolz ging längst nicht so weit, daß er sich auf die Lektüre französischer Zeitungen beschränkte. Er las international, und seine Sprachkenntnisse reichten meist aus, die für ihn interessanten Artikel und Berichte verstehen zu können. Wo das nicht ging, ließ er die Texte übersetzen.
    Das bedeutet nun nicht, daß Zamorra sich den ganzen lieben Tag lang hinsetzte und Zeitung las, um durch den gewaltigen Stapel täglicher Neuerscheinungen hindurchzukommen. Seine Lebensgefährtin und Sekretärin Nicole Duval verzichtete auch dankend auf diese Art von Arbeit, aber im Dorf unterhalb des Château Montagne gab es ein paar Leute, die die entsprechenden Zeitungen für Zamorra »vorlasen« und Dinge herausfilterten, die für ihn interessant sein mochten. Die wenigsten Zeitungen las er selbst -zumal er ja ohnehin meistens auf Reisen war.
    Aber die Leute, die für ihn lasen, wußten, was ihn interessierte und was nicht. Unerklärliche Vorfälle in aller Welt, Berichte über Psi-Forschung, UFOs und dergleichen mehr. Was ernsthaft war oder nicht, wurde dann von Zamorra oder Nicole ausgesiebt.
    Jean-Claude, Posthalter und überzeugter Dämonologe von eigenen Gnaden, betrat gerade schwungvoll den Schankraum des kleinen Gasthauses an der Straße. Er hatte Nicoles Wagen vor der Tür stehen gesehen und sich gesagt, es könne nicht schaden, wieder einmal Zeitungsberichte vorzulegen. Jean-Claude gehörte zu den Leuten, die unaufgefordert für Professor Zamorra lasen. Jean-Claude tat es vorwiegend, um
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