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033 - Die Frau aus Grab Nr. 13

033 - Die Frau aus Grab Nr. 13

Titel: 033 - Die Frau aus Grab Nr. 13
Autoren: Dämonenkiller
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schmalen Lippen bewegten sich kaum; in dem schmalen, blassen Gesicht regte sich nichts.
    Die Umgebung wirkte allem Anschein nach beruhigend auf Elke; sie entspannte sich sichtlich, als sie in einem der Besucherstühle vor dem Schreibtisch Platz genommen hatte.
    »Eigentlich wollte ich mit Pfarrer …«, begann Dieter.
    »Du wirst schon mit mir vorlieb nehmen müssen«, unterbrach ihn Thaddäus Schnabl. »Hochwürden liegt mit Grippe zu Bett. Er hat mich gebeten, mich mit dir zu befassen.«
    »Das macht nichts«, meinte Dieter leichthin. »Mit dir zu sprechen, fällt mir ohnehin leichter. Wie hast du erfahren, daß ich hier bin?«
    »Wir sind eine kleine Gemeinde.« Der Küster kramte nervös in seinen Papieren herum, dann verschränkte er die Hände vor sich auf dem Tisch und sah Dieter fest an. »Du hättest nicht fortgehen sollen, Dieter. Deine Mutter hat sich sehr gegrämt deswegen. Sie starb wenige Monate nach deinem Verschwinden.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Dieter heftiger, als er wollte. Er hatte damals selbst mit sich gerungen, und es paßte ihm nicht, diese Vorwürfe nach so vielen Jahren aus anderem Munde zu hören. »Was geschehen ist, läßt sich nicht mehr rückgängig machen, Teddy.«
    »Thaddäus, bitte«, sagte der Küster würdevoll und räusperte sich. »Du weißt, was letzte Nacht vorgefallen ist?«
    »Fünf Kinder sind verschwunden. Das meinst du doch? Alle Dorfbewohner scheinen mich dafür verantwortlich zu machen.«
    »Es ist noch etwas vorgefallen«, sagte der Küster mit gesenktem Blick. »Hat man es dir nicht erzählt?«
    »Nein. Niemand wollte es mir sagen.«
    Thaddäus Schnabl schwieg lange, und es schien fast so, als würde er vorher ein stilles Gebet sprechen, bevor er das Unsagbare auszusprechen wagte. »Das Grab deiner Mutter wurde geöffnet – und ihre Leiche gestohlen«, sagte er schließlich. »Die Leute sehen zwischen beiden Ereignissen einen Zusammenhang – ein Werk des Teufels.«
    »Was?« Dieter war aufgesprungen. »Man hat …« Die Stimme versagte ihm.
    Elke hatte die Augen geschlossen und rührte sich nicht.
    »Setz dich, Dieter!« bat Thaddäus, und als dieser dem Wunsch nachgekommen war, fuhr er fort: »Du weißt so gut wie ich, daß dich deine Mutter über alles geliebt hat. Du warst nach dem Tod deines Vaters ihr ganzer Lebensinhalt. Als du sie verlassen hast, verfiel sie immer mehr, bis sie starb. Das soll kein Vorwurf gegen dich sein. Es steht mir nicht zu, darüber zu richten. Du warst damals noch jung und glaubtest, den rechten Weg zu gehen. Mir wurde Verschiedenes auch erst später klar. Zum Beispiel erfuhr ich nach und nach, daß viele im Dorf deine Mutter für eine Hexe hielten. Es wurde sogar gemunkelt, daß sie Engstiers Sohn Lorenz mit einem Zauber belegt hätte, so daß er debil wurde.«
    »Davon habe ich nie etwas gehört«, sagte Dieter erschüttert.
    »Wir waren damals zu jung. Man weihte uns nicht ein«, erklärte Thaddäus. »Die alten Geschichten wurden erst wieder nach den Geschehnissen der letzten Nacht aufgewärmt. Ich erzähle dir das alles, damit du das Verhalten der Leute besser verstehst. Man erinnerte sich wieder an die alten Verdächtigungen – daß deine Mutter aus Wut über eine Fehlgeburt den neugeborenen Lorenz mit einem Fluch belegte. Und man behauptete, daß deine Mutter aus dem Grab auferstanden sei, um als Wiedergängerin die Kinder anderer Leute zu stehlen, weil ihr Sohn sie im Stich gelassen hat. Verstehst du jetzt, warum man dich so abscheulich behandelt, Dieter?«
    »Ich – ich …«, stotterte Dieter. »Es ist zuviel auf einmal. Die Leiche meiner Mutter geraubt – die Schlüsse, die die Dorfbewohner daraus ziehen … Ich kann es nur damit entschuldigen, daß sie in ihrer Verzweiflung nicht wissen, was sie sagen.«
    Der Küster wiegte den Kopf, so als sei er mit Dieters Worten nicht ganz einverstanden und teile eher die abergläubischen Ansichten der Dorfbewohner. »Es sind alles gläubige Christen. Sie versuchen, die unerklärlichen Dinge auf ihre einfache Art zu erklären. Habe Nachsicht mit ihnen!«
    »Ich kann es nicht ertragen, daß sie den Namen meiner Mutter in den Schmutz ziehen.«
    »Das verstehe ich. Aber es wäre besser für dich und deine junge Frau, wenn ihr aus Striga fortgehen würdet, bis sich die Gemüter beruhigt haben. Wir werden die Kinder bestimmt wiederfinden.«
    »Ich bleibe«, sagte Dieter entschlossen. »Manfred, der Gendarm, sagte mir, daß der Pfarrer den Schlüssel zum Haus meiner Mutter hat.«
    »Willst
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