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033 - Die Frau aus Grab Nr. 13

033 - Die Frau aus Grab Nr. 13

Titel: 033 - Die Frau aus Grab Nr. 13
Autoren: Dämonenkiller
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Spiegel und griff nach dem Abbild Cocos. Ihre Arme verschwanden in der flimmernden Fläche und verzerrten sich durch die Lichtbrechung. Und dann wurde ihr Körper von einem Sog in die Welt hinter dem Spiegel gezerrt.
    Dieter Houlkmann war verstummt.
    Dorian starrte gebannt auf den Spiegel, in dem die Untote wie in einem Aquarium schwamm. Das Bild verzerrte sich, aber plötzlich gab es Dorian einen Stich. Er konnte sehen, wie sich die knöchernen Hände der Untoten um den Hals von Cocos Spiegelbild schlossen.
    Coco röchelte und verlor die Besinnung. Dorian ließ sie los und stürzte zu dem Spiegel, in dem das Bildnis der Untoten verblaßte. Die Oberfläche des Spiegels wurde milchig, verlor ihre Transparenz, bis sie stumpf und blind war. Der Dämonenkiller ließ sich aber nicht beirren. Er nahm den Spiegel von der Wand und hob ihn hoch über den Kopf, um ihn auf dem Boden zu zerschmettern.
    »Nicht!« Dieter war mit wenigen Sätzen bei ihm.
    Dorian zögerte.
    »Das dürfen Sie nicht tun!« flehte Dieter beschwörend. »Es wäre … Damit würden Sie so viel zerstören. Meine Mutter kann ohnehin niemandem mehr etwas anhaben. Lassen Sie mir den Spiegel! Bitte! Seien Sie nicht grausam!«
    Dorian zögerte noch immer; dann ließ er die Arme sinken und überreichte Dieter den Spiegel.

    Nachdem Dorian Coco aus dem Spiegelzimmer gebracht hatte, erlangte sie schnell das Bewußtsein wieder. Auf die Frage nach ihrem Befinden nickte sie nur. Sie war noch etwas schwach auf den Beinen, und ihr Gesicht hatte eine ungesunde Blässe, aber Dorian glaubte ihren Beteuerungen, daß ihr nichts fehle.
    Während sie im Schein der Fackel dem Ausgang des Stollens zustrebten, starrte Dieter Houlkmann unablässig in den Spiegel, den er vor sich hielt. Vielleicht konnte er sogar in die Welt hinter dem Spiegel sehen?
    »Verzeih mir, Mutter, daß ich damals fortgelaufen bin«, sagte er und blickte in unendliche Fernen. »Nun bin ich bei dir. Wir werden immer beisammenbleiben.«
    Elke lächelte ihm zu. Er würde sie nicht mehr auslachen, wenn sie ihm von ihren Wahrträumen erzählte und den Dingen, die jenseits des menschlichen Fassungsvermögens lagen. Sie brauchte auch keinen Schutzschild mehr, hinter dem sie sich verbarg. Von nun an konnte sie auch den transzendenten Schrecken ins Auge sehen – so wie Dieter.

    Die Mutter weinte vor Glück und Freude, daß ihre vierjährige Tochter unbeschadet zurückgekommen war. Auf einmal waren die sechs vermißten Kinder auf dem Marktplatz von Striga aufgetaucht, als sei nichts geschehen. Jetzt schlief Rosa. Sie hatte einen unruhigen Schlaf, und die Mutter hoffte, daß sie die schrecklichen Ereignisse bald vergessen haben würde und nichts zurückblieb. Sie hatte das Kind nicht einmal zu fragen getraut, wo es gewesen war.
    »Mutti?« klang es aus dem Kinderzimmer.
    Die Mutter hatte die Tür offengelassen. »Ja?«
    »Soll ich dir nicht erzählen, wo ich war?«
    »Morgen. Jetzt ruh dich aus.«
    »Agnes hat auf uns aufgepaßt. Kennst du sie?«
    »Ja.«
    »Sie versprach uns, daß wir bei der Märchenhochzeit auf dem Schloß dabeisein dürften. Aber dann erlaubte sie es uns doch nicht. Oder hat sie gelogen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du Don gesehen, Mutti?«
    »Nein. Wer ist das?«
    »Er hat uns zurückgebracht. Er ist so klein und macht dauernd Späße. Einen solchen Puppenmann wünsche ich mir zum Geburtstag.«
    »Ja, Schatz. Du bekommst ihn.«
    »Aber er muß so sein wie Don. Er muß Purzelbäume machen können … und Handstände … und über meinen Kopf springen können und sprechen und …« Das Kind war eingeschlafen.
    Jetzt ließ die Mutter ihren Tränen freien Lauf.
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