Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn
Autoren: Peter T. Lawrence
Vom Netzwerk:
trommeln.
    „Du mußt sterben“, flüstert eine weiche Mädchenstimme. „Er. hat es gesagt.“
    Aus der oberen Öffnung klettert das Gerippe auf den Boden hinunter. Ein furchtbarer Anblick, aber schlimmer ist die Kälte und der dumpfe Modergeruch, der sich im Raum ausbreitet. Mit einem Aufschrei reiße ich die Maschinenpistole an die Hüften, drücke ab.
    Ein hohles Röcheln dringt aus der Kehle des Gerippes, dann fällt es klappernd zu einem Knochenberg zusammen. Nur das Kind kommt rasselnd näher. Ich drücke wieder ab, dann liegen die beiden still nebeneinander. Mit einem Sprung bin ich am Fenster. Vorläufig bin ich in Sicherheit, denn den Rücken habe ich nun frei. Aber als ich einen Blick hinauswerfe, weiß ich, daß es nur eine Frage der Zeit ist, wann sie es geschafft haben.
    Sie kommen von überall. Strahlenförmig schlurfen sie auf mein Versteck zu, viele können nur über den Boden kriechen, wie ekelhafte, gräßliche Würmer. Andere humpeln, werden gestützt oder getragen. Von ihren Schultern hängen zerlumpte Totenmäntel, zerfressene Hemden. Ein Meer von Toten, und draußen schlagen die ersten schon mit den Fäusten gegen die Tür!
    Viele streben in Gruppen und Prozessionen auf mich zu, andere schlurfen allein, aber über dieser ganzen, schrecklichen Szene schwebt ein dünnes, zittriges Klagelied durch das Heulen des Windes. Mein Gott, etwas Schrecklicheres habe ich noch nie gesehen! Ihre Mäntel wehen im Wind, und das Geräusch ihrer schlurfenden Schritte dringt mir durch Mark und Bein.
    Ich schiebe mit letzter Kraft den Lauf über die Fensterbrüstung und schieße einfach hinein in den Haufen. Es müssen wenigstens tausend Leichen sein, die da herannahen. Warum wehre ich mich überhaupt? Gut zwei Dutzend habe ich schon zusammengeschossen, aber es quillt von überall heran! Ich merke kaum, wie ich ein neues Magazin einlege, weiter schieße. Dutzende von Gerippen liegen bereits auf dem Weg. Andere kommen nach, steigen über sie, gehen wie Maschinen weiter, und dieser gräßliche Sterbegesang wird und wird nicht schwächer.
    An der Tür splittert es, kracht es, dann springt sie auf. Ich fahre herum, schieße auf den Eingang der kleinen Gruft und schieße in die grauenhaften Fratzen hinein, die nur vom Hass vorwärtsgetrieben werden. Trotzdem wirken sie leidenschaftslos und gleichgültig. Sie kommen einfach, brechen unter dem Kugelhagel zusammen und andere folgen.
    Am Fenster höre ich ein Kratzen. Drei Skelette versuchen gleichzeitig hereinzuklettern. Sie behindern sich gegenseitig und schon folgen andere nach. Nach ein paar Schüssen ist das kleine Fensterchen mit Knochen vollgestopft, aber die Maschinenpistole ist leer geschossen.
    Wie eine Flut quillt es durch die Tür, während ich zurückweiche und mit bebenden Händen das letzte Magazin einrasten lasse. Ich höre mich brüllen wie ein Tier in Todesangst, verbrenne mir die Finger an dem glühenden Lauf der MP, schieße aber mit letzter Verzweiflung in den Haufen Toter hinein. Sie kippen übereinander, schweigend und stumm, andere kriechen über den stinkenden, mit Knochen übersäten Boden auf mich zu. Und ich schieße, schieße, schieße …
    Dann ist es aus. Als das Knattern der MP abbricht, dröhnt nur noch das Schlurfen ihrer Schritte, das Schaben der hölzernen Knochen durch den Raum. Und ihr dünner wimmernder Gesang. Sie kommen, heben die Arme, strecken mir die Hände entgegen, und hinter ihnen ein Heer von bleichen Gestalten.
    Die nackte Angst verleiht mir unbändige Kraft. Ich will leben, überleben! Ich will raus, aus dieser verfluchten, winzigen Zelle. Ich will frei sein, nichts als, frei sein. Ich will raus, brüllen meine Gedanken. Weg von dem Grauen, das ich mit ansehen muß.
    Da ist etwas, was meine Gedanken blockiert, was mir einreden will, das ich nicht fort möchte, daß ich hier sterben will, das ich diese schrecklichen, dürren Hände an meinem Hals, meiner Kehle und auf meinem Gesicht spüren will.
    Sie berühren mich jetzt! Jemand auf dem Boden umklammert mein Fußgelenk. Ich will fort. Aber da ist eine Sperre. Der Doc! Meine Güte, ich habe ihn doch schon einmal bezwungen, als er mir befahl, mich zu setzen! Ich schaffe es, schaffe es.
    Die Hand kriecht mir über die Waden nach oben. Etwas anderes beginnt mich zu würgen. Ich stoße es von mir. Rasselnd fällt es gegen die anderen, reißt ein paar mit sich auf den Boden. Aber der Doc hat für Nachschub gesorgt. Sie steigen über die Gefallenen, klettern einfach über sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher