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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn
Autoren: Peter T. Lawrence
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Wagen alleine gehen. Ich will nicht gestützt werden. Es sind ‚ja nur ein paar Schritte.“
    Getman blickte zu dem Gefängnisarzt, der den Alten mehrmals untersucht hatte. Das Kopfnicken genügte ihm.
    „Also gut“, sagte er leise. „Viel Glück, Mr. Holbers.“
    Die Reporter traten zurück, es bildete sich eine Gasse, durch die der alte Mann mit wackligen Beinen auf den Wagen zuging.

    Mein Gott, bin ich froh, wenn ich meine Ruhe habe! Es waren turbulente Tage. Viel zu hektisch für einen alten, schwachen Mann. Sie fotografieren mich für die Zeitung. Warum, weiß der Teufel. Ich wüßte nicht, was es an mir Besonderes gibt. Aber sollen sie. Aufrecht gehe ich zwischen ihnen hindurch auf den Wagen zu, der am Straßenrand geparkt steht.
    Ein Mann mit einer Schirmmütze steht dort, hält mir den Wagenschlag auf und ist mir beim Einsteigen behilflich. Mein Rücken schmerzt bei dieser Prozedur ein wenig, aber vor all diesen Menschen will ich das nicht zeigen.
    Ächzend lehne ich mich zurück, und als der Wagen anfährt, lächle ich aus dem Fenster hinaus. Ein paar von diesen jungen Naseweisen laufen noch neben mir her, fotografieren, was das Zeug hält, aber dann wird der Wagen zu schnell für ihre Beine, und sie bleiben zurück.
    Neben mir hüstelt jemand. Ich drehe meinen Kopf zu ihm hin, nicke ihm einen Gruß zu, den er lächelnd erwidert. Der Mann sieht vornehm und gescheit aus in seinem dunklen Anzug. Er wird denselben Weg wie ich haben.
    Wieder sehe ich nach vorne. Ich freue mich auf Teanson und auf meine Ruhe und bin gespannt, wann die ersten Häuser des Dörfchens in Sicht kommen.
    Die Hand meines Nebenmannes legt sich auf meine Schulter, und plötzlich wird mir eigenartig heiß an dieser Stelle. Es kommt mir vor, als ströme die Hitze von hier durch meinen gesamten Körper, und als belebe sie mich mit neuer Kraft.
    „Du willst doch frei sein“, höre ich seine sanfte, freundliche Stimme. „Nicht wahr, John, das möchtest du doch?“
    „Ja, Herr“, antworte ich glücklich. „Das möchte ich.“
    „Es ist gut, dann werde ich dir auch dabei helfen. Wir beide werden Großes tun. Die ganze Welt wird uns zu Füßen liegen.“
    „Ja, die ganze Welt“, hauche ich und schließe die Augen. Er sagte etwas, das ich nicht verstehe, aber jetzt fühle ich mich frei, unsagbar frei und glücklich.
    Wieder ist da seine Hand. Kühl und sanft bedeckt sie meine Stirn, und ich spüre deutlich, wie durch sie frische Kraft durch meine Adern pulsiert. Ich sehe meine Hände an. Frisch und mit glatter Haut liegen sie auf meinem Schoß.
    „Es ist schön, daß du wieder da bist“, sagt Doc Lundi zu mir. „Aber ich fühle mich jetzt nach all den Strapazen ein wenig schwach. Auch mein Fuß schmerzt wieder.“
    Besorgt beuge ich mich zu seinen Füßen hinunter, schnüre ihm den Schuh des Klumpfußes auf. Dann beginne ich seinen haarigen Fuß zu massieren, der fast von einem Pferd sein könnte.
    Nach einer Weile frage ich: „Wie geht es dir, Luzifer?“
    Er lehnt sich zurück, genießt mein Streicheln und schließt die Augen. „Viel besser, Elisabeth“, antwortet er zufrieden. „Ich hoffe, auch du bist glücklich in Johns Körper.“
    „Das bin ich“, flüstere ich. „Ich werde mich schon an seinen Körper gewöhnen, Vater.“
    Er streicht mir über den Kopf.
    „Der Körper spielt nie eine Rolle“, sagt er fest. „Ich bin froh, daß du wieder da bist, Elisabeth.“
    Ich sehe aus dem Fenster auf die Straße hinaus. Der erste Schnee fällt auf die Stadt. Dicke, weiße Flocken schweben vom Himmel herab, tanzen eine Weile im Wind und legen sich dann auf die Straßen, die Häuserdächer, Sträucher und Bäume. Schon bald wird ein weißer Mantel die ganze Stadt eingehüllt haben.
    Wir biegen zum Haus ein, halten vor dem Portal.
    „Wir sind da“, sage ich leise.
    Aber mein Vater ist eingeschlafen.
     
     
     
    ENDE
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