Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn
Autoren: Peter T. Lawrence
Vom Netzwerk:
hinweg und kommen zu mir.
    Ich trete gegen den Kopf des Gerippes, das sich an mir aufrichten will, und es fliegt gegen eine Wand, wo es knirschend zerbricht.
    „Ich will fort!“ brülle ich. „Weg von hier! Du wirst es nicht schaffen, Doc! Ich bin stärker!“
    Sein gellendes Gelächter dringt durch das Geheul des Windes zu mir. Ich bäume mich gegen seine Kraft auf, gegen diesen unbändigen, starken Willen, der die Toten geweckt hat. All meine Energie raffe ich zusammen, dann schreie ich meinen Wunsch heraus: „Ich hasse dich, Doc! Ich will raus!!!“
    Plötzlich ist es still. Gräßlich still, herrlich still. Und dunkel ist es um mich herum. Die Finsternis beklemmt mich. Wo bin ich? In einem Sarg, einer Gruft? Und warum ist es so still um mich herum? Vielleicht bin ich nur taub und stumm vom Wahnsinn geworden.
    „Ich will raus!“ brülle ich wieder und meine Stimme dröhnt in meinem Ohr. Ich zucke zusammen, ich bin also nicht taub. Hinter mir höre ich ein Geräusch, ich drehe mich herum, jemand ruft: „Halten Sie den Mund, Morgan! Gehen Sie in sich. Sie wissen doch, das Sie morgen gehenkt werden.“
    Dann entfernen sich die hinkenden Schritte Crowlys wieder.
     

Ich stehe da, benommen, todmüde. Meine Güte, das war doch Corwlys Stimme, aber Crowly mußte längst tot sein! Er und der Direktor waren doch gestorben, als ich das Gefängnis verlassen hatte. Ich konnte doch dies alles unmöglich geträumt haben.
    Ich rufe mir seine Stimme ins Gedächtnis zurück, seinen schleppenden Gang. Kein Zweifel, es war Crowly eben. In meinem Kopf dreht sich alles. Nichts begreife ich mehr. Erst einmal muß ich mich ausruhen. Ich sehne mich nach Schlaf, Sicherheit und Ruhe.
    Kaum liege ich im Bett, da fallen mir auch schon die Augen zu. Ich bin müde, nur müde.

    Als ich erwache, ist es immer noch dunkel. Auf dem Gang nähern sich Schritte, und ich höre Stimmen. Schließlich wird das Licht in meiner Zelle angeschaltet, und ich bin augenblicklich hellwach, obwohl ich mich noch schlafend stelle.
    Jemand hüstelt, dann höre ich Crowlys Stimme: „Mike Holbers, es ist in einer Stunde soweit. Wachen Sie auf, der Pfarrer ist da.“
    Der Pfarrer! Was, um alles in der Welt, soll ich mit einem Pfarrer? Es gibt noch eine Menge zu klären. Ohne mich umzudrehen, brumme ich verschlafen: „Wie komme ich hierher zurück? Ich denke, ich bin frei.“ Crowly kicherte.
    „Sie wirkten in den letzten drei Tagen zwar ein wenig abwesend, so, als wären Sie nur zur Hälfte zugegen, Morgan – eh, Mike Holbers. Aber Sie sind immer noch hier und warten auf Ihre Hinrichtung.“
    „Hinrichtung?“ Ich erhebe mich mühsam, denn ich fühle mich schwach nach allem, was ich mitgemacht habe. Als ich Crowly ansehe, reißt er entsetzt die Augen auf, dann rennt er schreiend nach draußen. Die Tür kracht ins Schloß, die Riegel werden vorgeschoben. Ich höre ihn wirres Zeug plappern, dann rennt er davon.
    Ich sitze auf meiner Pritsche und begreife nichts mehr. Das Licht brennt noch. In meiner Zelle hat sich nichts verändert. Ich trage sogar noch die graue Gefängniskleidung. Was hat das alles zu bedeuten? Eigentlich müßte ich hier in einer Pelzjacke und mit gestohlenen Stiefeln sitzen. Dann fällt mein Blick auf meine Hände und ich zucke entsetzt zusammen.
    „Nein“, stammle ich fassungslos. „Das kann doch nicht sein.“

    Crowly rannte, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Ein, zwei Biegungen noch ein langer, schmaler Flur, dann stieß er die Tür auf und stürzte in das Büro des Direktors.
    „Sir“, keuchte er. „Ich, ich muß Ihnen eine Meldung machen! Morgan, ich meine, der, der sich immer Morgan nennt, also Mike Holbers, mein Gott …“
    Er brachte keinen vernünftigen Satz zustande, sank ohne Aufforderung auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch des Direktors und versuchte, das was er gesehen hatte, zu verdauen.
    „Was für eine Meldung wollen Sie mir machen?“ Direktor Getman sprang in die Höhe und war trotz der frühen Morgenstunde wacher als sonst. „Zum Teufel, Crowly, nun reden Sie endlich!“
    „Morgan ist, ist steinalt geworden, Sir!“ keuchte Crowly. Noch immer stand der Schrecken in seinem Gesicht. „Die Angst vor dem Tod hat ihn altern lassen, glaube ich. So was habe ich noch nie gesehen. Einer, der ihn nicht kennt, würde ihn auf mindestens fünfundneunzig Jahre schätzen. Er sieht furchtbar aus.“
    Sie rannten hinaus, Direktor Getman vorneweg. Fassungslos fanden sie den Pfarrer vor, der inzwischen ebenfalls
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher