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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn
Autoren: Peter T. Lawrence
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gewachsen, aber was zählten schon Körper, wenn es darum ging, die Welt zu beherrschen?
    Der Tod war ein alter Bekannter für ihn geworden, bis er später zur Gesichtschirurgie überwechselte. Seine Arbeit hatte ihn aber nicht befriedigt. Er wollte nicht nur Leben erhalten, Leben verschönern, er wollte auch neues Leben erschaffen. Und von diesem Tag an wurde der Tod wieder zum Gefährten für ihn.
    „Elisabeth!“ rief er leise.
    Das Mädchen im Bett schlug die Augen auf.
    „Es ist soweit“, erklärte er. „Fühlst du dich entspannt und ausgeruht?“ Sie nickte.
    „Aber ich fürchte mich ein wenig, Vater.“
    „Das brauchst du nicht. Der Geist zählt, nicht der Körper. Und auch diesen wirst du zurückbekommen. Und denke daran, daß John Morgan bald hier sein wird. Du liebst ihn doch.“
    „Ja, ich liebe ihn.“
    „Schließe die Augen, mache dich frei von allen Gedanken.“ Seine leise, auffordernde Stimme drang bis tief in ihr Unterbewußtsein, schien ihr zu befehlen, ihren Willen zu unterhöhlen. „Es ist ganz leicht“, raunte die Stimme. „Ganz frei sollst du sein. Ganz frei von deinem Körper, denn den brauchst du nicht. Er ist Ballast, mein Kind. Schüttle ihn ab, komm, komm!“
    Die Stimme lockte, flüsterte. Elisabeth gehorchte, fühlte sich frei und unsagbar leicht.
    „Flieg“, hörte sie die Stimme sagen. „Flieg davon, Elisabeth, bis ich dich wieder rufe. Genieße deine Freiheit.“
    Schlaff lag ihr Körper auf dem Bett. Doc Lundi nahm ihr Handgelenk und fühlte nach dem Puls. Nichts. Ihr Geist hatte sich von ihr entfernt, schwebte nun irgendwo in den Weiten des Alls. Elisabeth war tot.
    Er trat einen Schritt zurück, schloß die Augen und hob beschwörend die Arme in die Höhe. Stille im Raum, die Welt schien für einen Augenblick stehen zu bleiben. Dann kamen leise, seltsame Worte über seine Lippen. Er sprach mit einer Stimme, die er selbst nicht hörte, die fremd klingend in eine andere Welt eindrang. Wiederum tiefe Ruhe um ihn. Er öffnete die Augen, spürte kaum den Schweiß auf der Stirn, fühlte aber wieder die Müdigkeit, die ihn seit Tagen zu erdrücken versuchte. Er blickte wieder zu dem Körper des Mädchens.
    „Wach auf!“ befahl er herrisch. „Ich brauche dich, als meinen Diener!“
    Sie schlug die Augen auf, kam in die Höhe.
    „Wie heißt du?“ fragte er. „Sag mir deinen Namen!“
    „Peter McDoonley“, antwortete das Mädchen mit heller, klarer Stimme. „Was soll ich tun, Herr?“

    Ich stehe am Fenster meiner Totenbehausung und warte. Es ist halb zehn. Jetzt wird der Doc schon um das alte Kriegerdenkmal herumschleichen, weil er glaubt, daß ich mich da mit Elisabeth treffen will. Wenn er merkt, daß ich nicht komme, wird er nach mir suchen. Hier, beim Familiengrab. Und dann wird es von Polizisten nur so wimmeln.
    Nur langsam vergeht die Zeit. Minuten werden zu Ewigkeiten. Meine drei Magazine sind alle nachgeladen, die MP liegt entsichert auf dem Fenstersims. Trotz meiner Pelzstiefel kriecht die Kälte an meinen Beinen hoch. Dunkelheit und Stille. Dann verschwindet die letzte Wolke am Himmel und der klare, runde Vollmond wirft sein fahles Licht auf die Gräber, die Wege, die Steinkreuze und Marmorblöcke. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Ich bin froh, daß der Mond heute Nacht so hell scheint. So werde ich den Doc schon sehr früh sehen, wenn er sich der Familiengruft nähert.
    Ich werfe einen Blick auf meine gestohlene Armbanduhr. Zehn. Jetzt müßte er schon am Denkmal sein, auf mich warten.
    Plötzlich sehe ich eine schlanke, hoch aufgerichtete Gestalt zögernd über den Sandweg daherkommen. Ich greife nach der Maschinenpistole, versuche den Schatten zu erkennen, aber die Person ist noch zu weit von mir entfernt. Zehn, zwanzig Schritte kommt sie näher, bis ich sie endlich erkenne und mit einem erstaunten Ausruf die MP in die Ecke stelle und das Fenster öffne.
    „Elisabeth!“ rufe ich durch das geöffnete Fenster. Sie bleibt stehen, blickt zu mir herüber und kommt rasch näher. Mir scheint, sie ist erleichtert, endlich eine menschliche Stimme in dieser Verlassenheit zu hören. Als sie dicht vor dem winzigen Fenster steht, höre ich sie schüchtern fragen: „John, bist du’s?“
    „Ja, um Himmels willen, was suchst du hier? Ich habe dir doch verboten, zu mir zu kommen! Wo ist der Doc?“
    „Er kommt nicht. Er glaubt, du hast mir das alles nur erzählt, um ihm eine Falle zu stellen, John. Ich konnte ihn nicht überzeugen, glaube ich.“
    „Hat er
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