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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn
Autoren: Peter T. Lawrence
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zu handeln. Komisch. Wie, zum Donnerwetter, sollte ein Fleischbrocken in seine Wohnung kommen?
    Kopfschüttelnd ging er in die Küche, um Kehrblech und Besen zu holen. Wieder stieß er gegen ein Stück herumliegendes Fleisch. Rasch kehrte er es auf die Schaufel und trat zum Fenster, um sich das Stück näher zu betrachten. Er bemerkte sofort, das jemand von draußen das Fenster eingeschlagen hatte. Einbrecher also! Aber die Sache mit dem Fleisch begriff er nicht.
    Er hob die Schaufel in die Höhe, roch an dem Stück aus der Küche und ließ angewidert die Schaufel fallen. Er kannte diesen Geruch von unzähligen Graböffnungen her, denen er als Richter beiwohnen mußte. Dieses Fleisch roch nach Verwesung und Grab. Und er war sicher, daß es sich hierbei um Menschenfleisch handelte. Fauliges Menschenfleisch!
    So schnell es seine Beine zuließen, lief er ins Arbeitszimmer hinüber, griff nach dem Telefon und wählte die Nummer der Polizei.
    „Richter Mackson hier“, meldete er sich hastig, als am anderen Ende jemand den Hörer abhob. „Hören Sie, ich habe die Abendzeitung gelesen über die rätselhaften Vorfälle. Nun bin ich eben nach Hause gekommen und – und …“
    Er hörte plötzlich ein Krachen in der Küche, als jemand die Kellertür aufstieß. Schlurfende Schritte näherten sich und eine dumpfe Stimme ertönte. „Rache!“ drang es zu ihm ins Zimmer.
    „Hallo?“ fragte der Beamte am Telefon. „Warum reden Sie nicht weiter, Sir?“
    „Ich habe verweste Fleischstücke in meiner Wohnung gefunden“, flüsterte der Richter von Angst gepackt. „Menschenfleisch. Überall liegt es herum. Und nun schlurft etwas über den Flur auf mein Arbeitszimmer zu. Bitte, kommen Sie rasch.“
    Das Ding bog um die Ecke. Es hatte keinen Kopf, keine Hände, aber es wurde trotzdem vorwärtsgetrieben. „Rache!“ dröhnte die dumpfe Stimme durchs Zimmer. „Ich bin unschuldig.“
    Es kam auf ihn zu. Wie ein Roboter, eine Maschine, vom Wunsch nach Rache getrieben.
    „Sir!“ schrie der Polizist am Telefon. „Was geht da vor?“
    Plötzlich wurde der Richter ruhig. Alles in ihm entspannte sich. Nein, er würde diesem Ding nicht entkommen, das ihn töten wollte. Er schöpfte tief Luft, wobei er versuchte, den scheußlichen Verwesungsgestank zu ignorieren, der das Zimmer erfüllte. Das Ding war jetzt höchstens noch sechs Schritte von ihm entfernt.
    „Bleib stehen!“ sagte er ruhig. „Ich will mit dir reden.“
    Das Monstrum schien zu zögern, machte noch einen Schritt nach vorne und blieb dann stehen.
    „Wer bist du?“ fragte Richter Mackson und wunderte sich darüber, wo er plötzlich diese Ruhe hernahm. Vielleicht war er froh zu sterben, endlich bei Dorothee zu sein.
    „Jacubeck“, antwortete ihm die dumpfe Stimme. „Ich werde dich töten! Ich bin unschuldig. Rache für meinen Tod!“
    Das Ding machte wieder einen Schritt nach vorne. Mackson glaubte seinen Augen nicht recht zu trauen, als bei dieser Bewegung ein Fleischstück von der Brust des Ungeheuers abfiel und zu Boden plumpste.
    „Bleib stehen“, sagte er zum zweiten mal. „Ich glaube dir, und ich habe auch keine Angst vor dem Tod. Doch vorher will ich dich von allem freisprechen. Ich glaube zu begreifen. Die Rache läßt dich nicht ruhen. Und wenn man so haßt, muß man tatsächlich unschuldig sein. Jacubeck, man hat dich gemordet, nicht verurteilt. Dir wurde großes Unrecht getan.“
    Plötzlich begann die dumpfe Stimme ein Gebet zu murmeln, dann fiel die Gestalt wie eine Marionette in sich zusammen, und es wurde still.
    „Jacubeck hat seinen Frieden gefunden“, murmelte er ins Telefon. „Sie können ihn holen kommen. Aber jetzt brauchen Sie sich nicht mehr zu beeilen.“
    Er legte den Hörer fast sanft auf die Gabel zurück, dann lief er hinaus in den Garten, um sich zu übergeben.

     
    Ich habe mir eine Abendzeitung gekauft und die Artikel gelesen, die über den Vorfall auf dem Friedhof berichten. Mir scheint, ich habe gute Arbeit geleistet, wenn auch eine Kreatur entkommen ist, um im Green-Park ihr Unwesen zu treiben. Jedenfalls hoffe ich, daß es nur diese eine ist. Wenn nicht, wird man früher oder später die anderen auch töten.
    Man hat die Waffe nicht gefunden, sonst stünde das bestimmt auch in der Zeitung. Ich brauche mir also keine neue zu besorgen für heute Nacht, wenn ich den Doc töte. Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache, aber jetzt, wo ich Elisabeth auf meiner Seite habe, fürchte ich mich nicht mehr so vor dem Doc. Es ist gut,
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