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032 - Das Monster aus der Retorte

032 - Das Monster aus der Retorte

Titel: 032 - Das Monster aus der Retorte
Autoren: Larry Brent
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offenbar darauf angelegt hatten,
den menschenscheuen Professor auf Eis zu legen und ihn von hier zu vertreiben.
Yondo war nicht beliebt. Die Gerüchte aber verstummten auch nach dem Besuch der
beiden Polizisten nicht. Im Gegenteil: Man behauptete, die Schreie hätten sich
verstärkt. Irgend etwas Gespenstisches, Unheimliches oder Verbotenes müsse in
dem Haus des Alten vorgehen. Er wohne doch allein darin. Wieso könne man dann
Stimmen hören? Man setzte daraufhin Reima Tanizaki auf die Spur. Er hatte den
Auftrag, die Dinge genau zu studieren. Aus allernächster Nähe, als stummer
Beobachter, sollte er den Dingen auf den Grund gehen. Gab es die
geheimnisvollen Stimmen und Schreie wirklich? Beschäftigte sich der
zurückgezogen lebende Mann mit verbotenen Experimenten, wie von bösen Zungen
behauptet wurde? Ging in diesem Vorort Tokios etwas vor, das man fürchten mußte?
Alle diese Fragen sollte Tanizaki klären...
    Er löste sich jetzt lautlos von den Büschen und hielt
sich im Schatten der Alleebäume auf, die die Straße flankierten. Die Ruhe in
dieser abgelegenen Gegend war ungewöhnlich. Etliche Kilometer weiter spielte
sich jetzt das hektische farbige Leben in den Vergnügungsstätten der
japanischen Hauptstadt ab, schoben sich die Menschen unter den flimmernden
Leuchtreklamen durch und an den hellerleuchteten Schaufenstern der Ginza
vorbei, der Hauptgeschäftsstraße der Metropole. Hier draußen aber wirkte die
Umgebung beinahe ländlich. Es gab größere Grünflächen als in der Stadt, weniger
Geschäfte und um diese Zeit kaum Verkehr. Tanizaki hatte in zwei Stunden ganze
fünf Autos gezählt, die die Straße passierten. Der Japaner duckte sich jetzt,
bewegte sich an der Mauer entlang, die ein Anwesen umgab, und huschte dann über
die düstere Straße.
    Das Haus lag in tiefer Dunkelheit und geheimnisvoller
Stille. Der Zaun, der das Grundstück eigentlich sichern sollte, war eine Farce.
Er war an zahllosen Stellen durchbrochen, und jeder, der hier eindringen
wollte, konnte das eigentlich tun. Yondo war ein alleinstehender, alter Mann,
der nicht mehr die Kraft hatte, Reparaturarbeiten an Haus und Zaun
durchzuführen. Er legte überhaupt nicht viel Wert darauf, daß das Anwesen
gepflegt und sauber wirkte. Die Wege waren mit Unkraut überwachsen, die Büsche
standen verwildert, und die Hecken, die wie eine natürlich gewachsene Mauer
direkt auf das Haus zuwuchsen, hätten längst beschnitten werden müssen. Die
Hausfront selbst war von dichten, grünen Ranken bis an den ausschwingenden
Dachvorsprung überwachsen. Einige Fenster waren schon gar nicht mehr zu
erkennen, und wenn man außerhalb des Zaunes stand, dann kam man unwillkürlich
auf den Gedanken, daß der Komplex hier immer mehr verfiel und daß eigentlich
unmöglich noch jemand darin wohnen konnte. Tanizaki war ein junger,
sympathischer Bursche, fünfundzwanzig Jahre alt. Er verfügte über eine
ausgezeichnete Kombinationsgabe und war seinen Vorgesetzten schon durch die
klare Schilderung komplizierter Vorgänge und durch seinen Intellekt
aufgefallen. Die Dunkelheit und die dichtstehenden Baumreihen nahmen ihn auf.
Tanizaki glaubte nicht an ein Monster. Er dachte mit keinem Gedanken daran. Die
Leute hier redeten viel, wenn der Tag lang war. Diejenigen, die hier lebten,
waren keine Großstädter mehr, sie fühlten sich zum Land gehörig. Und diese
Landbewohner hatten manchmal merkwürdige Ansichten. Sie waren scheu und
abergläubisch und kamen auf die tollsten Ideen, wenn da etwas war, das sie
nicht gleich begriffen. Ein trockener Ast knackte unter seinen Füßen, und der
Beamte verhielt in der Bewegung. Sein Blick war wie in Hypnose auf die düstere,
hinter Pflanzen und wildem Wein kaum wahrnehmbare Hauswand gerichtet. Er
wünschte sich unwillkürlich, er könne jetzt die Wände mit seinen Blicken
durchdringen und sehen, was es in den umfangreichen Kellergewölben des großen
Gebäudekomplexes an Verborgenem und Geheimnisvollem gab. Tanizaki hielt
plötzlich den Atem an.
    Es war ihm, als befände er sich mit einem Mal nicht
mehr allein in dem großen, verwilderten Garten. Jemand befand sich in seiner
Nähe. Tanizaki schluckte. Er verharrte in der Bewegung. Deutlich hörte er jetzt die Stimmen .
     
    ●
     
    „Hallo?“ John Parkinson atmete schwer, während seine
fiebrig glänzenden Augen das Dunkel zu durchbohren schienen. Er glaubte hinter
dem zerfließenden Nebel die Umrisse einer Schrankwand und davor ein breites,
französisches Bett zu erkennen. Er
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