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032 - Das Monster aus der Retorte

032 - Das Monster aus der Retorte

Titel: 032 - Das Monster aus der Retorte
Autoren: Larry Brent
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das warme Blut, das über sein Handgelenk spritzte. Dann taumelte der
Schatten vor ihm und überschlug sich. Dumpf krachte der Körper auf die morschen
Stufen, rollte nach unten und blieb reglos auf dem schmalen Treppenabsatz
liegen. Stöhnend kam Parkinson hoch. Wie im Krampf hielt er den klebrigen
Dolchgriff umfaßt. Der Amerikaner stand zitternd auf den Beinen und taumelte an
der rauhen, schmutzigen Wand entlang. Seine blutigen Finger hinterließen lange,
rote Spuren auf dem graugelben Verputz.
    Parkinson sah und bemerkte es nicht. Er rutschte mehr,
als daß er ging. Der Boden unter ihm gab nach wie eine Schaumgummimasse, und es
wurde dem Schwerverletzten nicht bewußt, daß er stürzte und sich mühsam wieder
aufrichtete. Schon schalteten seine Sinne langsam ab; er war geschwächt durch
den starken Blutverlust, den er erlitten hatte.
    Ich brauche Hilfe ,
hämmerte es in seinem Gehirn. Einen Arzt... und die Polizei... In
seinem fiebernden Bewußtsein machte sich der Gedanke breit, daß dies alles nur
ein furchtbarer Traum und niemals Wirklichkeit war. Parkinson lag neben der
Leiche und schaffte es nicht mehr, sich zu erheben. Durch den zähen, dunklen
Nebel, der über seinen Augen wallte, erkannte er die Umrisse einer Tür. Es war
die Tür, durch die der Vermittler ihn führen wollte, bevor sein Mörder ihn zu
Boden streckte.
    Parkinson ließ den Dolch fallen. Mühsam streckte der
Amerikaner sich. Seine Kräfte ließen nach. Aber trotz allem glaubte er nicht
daran, daß dies das Ende war. Er hoffte, noch einmal davonzukommen, wenn er
bald in ärztliche Behandlung kam. Solange er noch so denken konnte, war er noch
nicht verloren!
    Er erreichte mit der rechten Hand die Türklinke und
zog sie mit seinem ganzen Körpergewicht herab.
    Er machte sich keine Gedanken darüber, daß die Tür
sofort quietschend zurückschwang und nicht verschlossen war.
    „Kommen Sie, rasch...!“ murmelte Parkinson. Es gelang
ihm nicht, die Worte laut auszusprechen. Ein dünner Blutfaden lief aus seinen
Mundwinkeln, und der Amerikaner wischte ihn mit dem Handgelenk ab. „Ich brauche
Hilfe – es ist etwas Furchtbares passiert!“
     
    ●
     
    Der Mann, der in dieser stillen Stunde nach
Mitternacht genau am entgegengesetzten Punkt von Tokio hinter einer Buschgruppe
am Rande der Stadt wartete, war niemand anders als der Polizeibeamte Reima
Tanizaki. Seit zwei Stunden hielt er sich in dieser Gegend auf. Nachbarn, die
die Häuser dem alten, baufälligen Gebäude gegenüber bewohnten, hatten sich in
der letzten Zeit zunehmend darüber beschwert, daß dort, wo ein gewisser
Professor Yondo wohnte, zu später Stunde immer wieder seltsame Geräusche,
Stöhnen und unterdrückte Schreie zu hören wären.
    Die Eingaben waren zunächst von einem einzelnen Mann erfolgt,
der als Außenseiter galt und nicht ganz ernstgenommen wurde.
    Dann aber hatte sich das Revier doch mit der
Angelegenheit beschäftigen müssen, weil auch andere Leute behaupteten, etwas
gehört zu haben. Zwei Beamte nahmen sich zunächst der Sache an und machten
einen Besuch bei Professor Yondo, der als eigensinniger und menschenscheuer
Arzt galt. Die Polizisten waren die ersten Menschen seit langer Zeit, die Yondo
in sein Haus ließ. Man hatte als Tarnung ein paar Fragen parat, um angeblich
eine Mordsache zu klären. Dieses fingierte Verbrechen war zurechtgelegt worden,
um überhaupt einen Grund zu haben, dem Professor in seinem abgelegenen Haus
einen Besuch abzustatten. Angeblich hätte ein junger Mann in der Nähe des
verwilderten Parks, der das einsame Haus Yondos umgab, einem Mädchen Gewalt
angetan und es danach ermordet. Yondo hatte mit gutem Gewissen behaupten
können, daß ihm nichts aufgefallen war und er weder etwas gesehen noch gehört
hatte. Bei der Begegnung mit dem alten, weißhaarigen Mann, der älter wirkte,
als er in Wirklichkeit war, hatten sich die beiden Beamten unmerklich im Haus
umgesehen und mit gespitzten Ohren aufmerksam auf die angeblichen Geräusche
gelauscht, die es hier nach den Aussagen der Nachbarn und einiger Passanten
geben sollte. Es war auch kein Zufall, daß die beiden Männer vom 9. Revier zur
Abendstunde in Yondos Haus gekommen waren. Denn nach Einbruch der Dunkelheit
sollten sich die unheimlichen Geisterstimmen und Geräusche am deutlichsten
entfachen. Doch den Polizisten fiel nichts auf. Unverrichteter Dinge zogen sie
wieder ab.
    In ihrem nachfolgenden Bericht war dann auch von den Hirngespinsten
der umliegenden Bewohner die Rede, die es
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