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032 - Das Monster aus der Retorte

032 - Das Monster aus der Retorte

Titel: 032 - Das Monster aus der Retorte
Autoren: Larry Brent
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Sack mit dem Geld. Vorsichtig paßten sie die Steine
wieder ein.
    Was dann geschah, konnte Reima Tanizaki noch weniger
verstehen, und ihm wurde bewußt, wie raffiniert die beiden Räuber ihren Coup
vorbereitet hatten. Wochen zuvor schon mußten sie dieses Versteck beobachtet
und dann für ihre Zwecke hergerichtet haben. Yondos altes Haus war ein ideales
Versteck. Und daß die beiden Männer einen Schlüssel für dieses Haus hatten, war
die nächste Überraschung, die Reima Tanizaki zu verdauen hatte. Ein Nachschlüssel!
    Das kam auch eindeutig durch die Bemerkung eines
Gangsters zum Ausdruck, der sich darüber lustig machte, daß der alte Professor
so wenig zu Hause war. Das war für Tanizaki eine weitere Neuigkeit. Auf der
einen Seite hieß es, daß Yondo ein zurückgezogenes Leben führte, und hier nun
mußte er erfahren, daß der alte Herr sehr oft außer Haus war. Was stimmte?
Offenbar das letztere, denn sonst wäre es den beiden Geldräubern wohl kaum
möglich gewesen, während der letzten Zeit frei und unbeschwert ihre Vorbereitungen
durchzuführen. Die beiden Männer verschwanden in dem dunklen Haus. Die schwere
Holztür verschlossen sie nicht hinter sich. Sie lehnten sie nur an.
    Auf Zehenspitzen huschte der Beamte näher, warf einen
Blick durch den Spalt der Tür und verbreiterte ihn dann ein wenig, um die
beiden Burschen durch den tunnelähnlichen Korridor zu verfolgen.
    „Ich fühle mich hier schon wie zu Hause“, bemerkte
Jonka mit seiner weichen Stimme. „Es ist herrlich, wenn man sich irgendwo frei
und ungezwungen bewegen kann, findest du nicht auch?“ Da Omuru keine Antwort
gab, fuhr er einfach fort: „Peinlich wäre es, wenn er ausgerechnet heute nacht
zu Hause geblieben wäre...“ Jonka kicherte, dann erzählte er, daß der einsame
Bewohner dieses stillen Hauses seit zehn Tagen regelmäßig abends nach Einbruch
der Dunkelheit ausgeflogen war.
    Durch den keineswegs leisen Dialog der beiden Räuber
erfuhr Tanizaki mehr über das seltsame Leben des geheimnisumwitterten
Professors, als die Männer im Revier überhaupt ahnten.
    Danach verhielt sich Yondo im Prinzip wie eine
Fledermaus, die nach Einbruch der Dunkelheit aufbrach und erst im Morgengrauen
wieder in den Bau zurückkehrte. „Ob er eine kleine Freundin in der Stadt hat?“
meinte Jonka scherzend. „Zuzutrauen wäre es ihm“, erwiderte Omuru. „Er sieht
zwar schon etwas klapprig aus, aber der äußere Eindruck scheint zu täuschen.“
Die Stimmen wurden leiser, als die beiden Männer eine Gangbiegung passierten.
    Reima Tanizaki hatte sich diese Nacht anders
vorgestellt. Er hatte nicht damit gerechnet, dem Haus einen Besuch abzustatten,
das sprach auch gegen den Auftrag, den er hatte. Außerdem hätte er gegen das
Gesetz verstoßen, wäre er unangemeldet oder ohne ordentlichen
Hausdurchsuchungsbefehl hier eingedrungen. Reima hielt sich an das Gesetz, das
er vertrat. Jeder Polizist kannte seine Vorschriften. Wenn man das Gesetz
vertreten wollte, mußte man es selbst schützen und respektieren. Aber dieser
besondere Umstand hatte die Situation verändert. Es kam nun nicht mehr darauf
an, Professor Yondos Haus zu beobachten, sondern die beiden Männer nicht aus
den Augen zu verlieren, deren abenteuerliches Vorgehen in den Extra-Ausgaben
der Abendzeitungen Furore gemacht hatte. Ganz Tokio hatte seit heute abend nur
ein einziges Gesprächsthema: den raffinierten Überfall auf den Geldtransport.
Der Verfolger setzte sich den beiden Räubern auf die Spur. Tanizaki passierte
den schmalen Korridor.
    Nach etwa zehn Metern machte der Gang einen Knick.
Tanizaki sah danach sofort die beiden Männer wieder, die den Rest des Geldes
nun an einem Ort innerhalb des Hauses verbergen wollten. Offenbar wußten sie,
daß hier ein Platz war, an den Yondo nie oder nur selten hinkam.
    Es war ein ausgedehnter, mit Unrat und Abfall
überfüllter Kellerraum. Ratten huschten zwischen altem Gestänge, Kisten und
Kästen herum, als die Räuber in einem vorbereiteten Loch die beiden Geldsäcke
verschwinden ließen und dann den Unrat über der Bodenöffnung aufzuschichten
begannen.
    Sie vermieden es dabei, geräuschvoll zu Werke zu
gehen. Immerhin gab es in der unmittelbaren Nähe einige Nachbarhäuser.
    „Das wäre geschafft“, sagte Omuru. Er reckte sich und
stieß Luft durch die Nase. „Den ganzen Kram lassen wir hier liegen, so lange
wie nötig. Wir leben in der nächsten Zeit unser Leben weiter und machen uns
nicht durch übermäßige Geldausgaben verdächtig.
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