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0317 - Das Todeslied der Unterwelt

0317 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0317 - Das Todeslied der Unterwelt
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (2 of 2)
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Ferien«, sagte Phil und winkte Haverkoop fröhlich zu. »Wenn wir Ihrem Bruder wieder mal einen Gefallen tun können - jederzeit!«
    Die Rückfahrt legten wir im schwarzen Cadillac zurück. Der Portier in der Phantasieuniform eines Admirals aus einem Musical hatte keinen anderen Wagen vor dem Eingang parken lassen. Als wir kamen, sah er geflissentlich weg.
    Er verwechselte uns mit den beiden Gestalten, die wir gerade bei Haverkoop abgeliefert hatten.
    Erst als wir ausstiegen, wurde ihm der Irrtum klar.
    Wir blieben vor den Tafeln mit dem Bewohnerverzeichnis stehen, weil wir die richtige Appartementsnummer nicht auswendig wußten. Die Tafel gab uns Auskunft. Wir fuhren mit einem der Lifts hinauf.
    »Na ja«, sagte Phil seufzend. »Wer sich so einen Wagen leisten kann, der kann auch eine solche Miete bezahlen.«
    Dabei zeigte er auf den dicken Teppich, der den Flur ausfüllte und eine Atmosphäre von Hochnäsigkeit ausstrahlte. Man traute sich kaum, richtig draufzutreten.
    Die Türen rechts und links sahen nach sehr teurem Edelholz aus, obgleich ich mich darin nicht auskenne. Sie machten aber einen solchen Eindruck. Namen gab es nicht. Dazu waren die Bewohner zu vornehm. Die Nummern der Appartements waren in so kleinen Ziffern an den Türen angebracht, daß auch das wieder sehr vornehm aussah.
    »Manchmal glaubt man kaum, wieviel Dreck sich hinter einer teuren Fassade versteckt«, brummte Phil, als wir vor der richtigen Tür standen.
    »Augenblick, Alter«, erwiderte ich. »Wir sollten ein bißchen weniger formell aussehen.«
    Obgleich ich bis auf den heutigen Tag nicht begriffen habe, warum manche Leute selbst im Hochsommer den Rockkragen im Genick ein kleines bißchen hochstellen, tat ich haargenau dasselbe mit dem Mantelkragen. Und den Hut schob ich ziemlich weit ins Genick.
    Phil grinste und schob sich die Krawatte schief, während er den Hut sehr schräg aufsetzte. Wir wollten nicht allzu seriös aussehen.
    »Fertig?« fragte Phil.
    Ich spürte, wie sich in meinem Magen ein kleiner Klumpen bildete. In einer Minute würden wir dem Mann gegenüberstehen, der Morde ausführen ließ, der eine weitverzweigte Organisation Skrupel- und gewissenloser Gangster befehligte und der über unseren Besuch bestimmt nicht erfreut sein würde.
    Ich holte tief Luft.
    »Fertig«, sagte ich.
    Phil legte den Finger auf den Klingelknopf.
    ***
    Wenn sie in dem Stil weiterlebt, dachte Norman Pitterley, wird sie von den vierzigtausend nicht mehr lange etwas haben. Es sei denn, sie angelt sich in der Zwischenzeit einen, der noch mehr hat und dumm genug ist, auf sie hereinzufallen.
    Ein Kellner trat auf leisen Sohlen an ihn heran. Man sah es seinem Gesicht an, daß er Pitterleys Anwesenheit hier zutiefst mißbilligte. Norman gehörte eben nicht zu den Auserwählten, denen es vergönnt war, dieses Snob-Hotel zu betreten.
    »Nun«, fragte Pitterley leise, aber scharf. »Ist sie da?«
    »Ja, Sir. Sie hat ihr Dinner beendet und wird gleich kommen.«
    Der Kellner wollte sich umdrehen und verschwinden. Norman hielt ihn respektlos am Ärmel fest.
    »Beschreiben Sie sie«, forderte er. »Damit ich sie erkenne.«
    »Ich weiß nicht, ob…«, fing der Kellner hochnäsig an.
    »Regen Sie mich ja nicht auf«, warnte Pitterley. »Ich habe noch eine Menge zu tun, und ich werde leicht ärgerlich, wenn mich jemand unnötig Zeit kostet.«
    Im Gesicht des Kellners verzog sich keine Miene. Seine ganze Verachtung für Pitterley stand in seinen Augen. Ein Mann, der sich nicht einmal einen Gesellschaftsanzug anzog, wenn er abends um neun das Hotel betrat, war für den Kellner kein Mensch, sondern allenfalls etwas, das zufällig wie ein Mensch aussah.
    »Die Dame ist blond, schlank und mittelgroß«, verkündete er würdevoll.
    »Davon laufen vermutlich zwanzig oder dreißig hier ’rum«, erwiderte Norman ungerührt. »Gehen Sie mal ein bißchen in die Einzelheiten.«
    »Sie trägt ein grünes Kleid, das mit Goldfäden durchwirkt ist.«
    Der Kellner rauschte empört von dannen. Norman steckte sich die nächste Zigarette an und wartete.
    Sie nahm sich Zeit. Als sie endlich aus dem Speisesaal kam, war sie nicht allein. Ein geschniegelter Jüngling von etwa zweiundzwanzig Jahren befand sich bei ihr.
    Er hatte ein schwammiges, verweichlichtes Gesicht, einen unsteten Blick und das betont forsche Auftreten eines Mannes, der sich in seiner augenblicklichen Umgebung unsicher fühlt und es auf keinen Fall spüren lassen will.
    Norman Pitterley ging auf die beiden
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