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0306 - Sein Mörder kam im Morgengrauen

0306 - Sein Mörder kam im Morgengrauen

Titel: 0306 - Sein Mörder kam im Morgengrauen
Autoren: Sein Mörder kam im Morgengrauen
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einen dumpfen Fall.
    »Was war das?« fragte Blake.
    »Ich werde mich darum kümmern. Ich komme später noch einmal wieder«, sagte ich hastig und knallte den Hörer auf die Gabel. Mit zwei Sätzen war ich an der Tür.
    An dem weißen Häubchen erkannte ich, daß es eines der Zimmermädchen sein mußte. Sie lag auf dem dicken Teppich, mit dem der Flur ausgelegt war, vor dem Zimmer an der Ecke. Ihre Arme waren weit ausgebreitet. Die Entfernung von meinem Zimmer betrug ungefähr zwölf oder dreizehn Yard.
    Als ich neben ihr kniete, tauchte der Boy auf, der mich auf mein Zimmer gebracht hatte. Aus erschreckten Augen starrte er auf das Mädchen.
    Das atmete schwach, der Puls war nicht kräftig, als ich danach tastete, aber ich erkannte, daß das Girl nur ohnmächtig war.
    Krampfhaft überlegte ich, warum das Mädchen wohl geschrien hatte und dann zusammengebrochen war.
    Als ich durch die halbgeöffnete Tür blickte, wußte ich es.
    Obwohl ich einiges gewöhnt bin, spürte ich bei dem Anblick des Toten ein übles Gefühl. Er sah scheußlich aus. Sie mußten ihn aus allernächster Nähe erschossen haben.
    Ich besah mir die Leiche. Die linke Hand des Toten hatte sich fest in den Teppich verkrallt. Als ich mich bückte, entdeckte ich die breite Narbe, die quer über den Handrücken lief.
    Ein Geräusch an der Tür ließ mich herumfahren.
    Das Mädchen mit dem verschobenen Häubchen hatte sich halb aufgerichtet, starrte mich mit entsetzten Augen an und wollte gerade wieder zum Schreien ansetzen.
    »Halten Sie den Mund und schreien Sie nicht das ganze Hotel zusammen«, herrschte ich sie an und zog sie hoch.
    Sie schluchzte trocken und zitterte am ganzen Körper.
    »Na, beruhigen Sie sich, Kind«, redete ich ihr gut zu. »Ich meine es ja nicht so. Sie sollen sich aber jetzt zusammennehmen. Kommen Sie!«
    Ich brachte sie einige Schritte fort und winkte den Boy herbei.
    Plötzlich schlug das Mädchen die Hände vor die Augen und fing an zu weinen. »Er sah so furchtbar aus«, schluchzte sie. »Die Raubmörder haben ihn schrecklich zugerichtet. Und dabei war er so ein netter Mann.«
    »Wieso Raubmörder?« fragte ich.
    »Das ganze Zimmer ist doch durchwühlt. Und dann…«
    »Was dann?«
    »Na, der Buddha fehlt doch«, sagte sie fast vorwurfsvoll. »Der Buddha. So ’ne Figur mit dickem Bauch. Ich durfte sie nicht abputzen. So ein kostbares Stück war das. Sie stand immer auf dem kleinen Tischchen.«
    Wie kostbar die Plastik tatsächlich war, konnte das Mädchen allerdings nicht ahnen.
    ***
    »Mord?« fragte der Grauhaarige leise.
    Ich nickte. »Wer wohnt alles auf dem Flur, in dem das Zimmer 243 liegt« erkundigte ich mich.
    Der Grauhaarige schlug das Gästebuch auf, das so dick war wie das Hauptbuch eines mittleren Chemiekonzerns. Mit dem Zeigefinger seiner gepflegten Rechten fuhrwerkte er in den Spalten herum und kam dann zu dem Ergebnis:
    »Dort sind zur Zeit nur zwei Zimmer belegt, Sir. Im Augenblick haben wir eine ruhige Zeit, verstehen Sie. Wir versuchen natürlich immer, die leerstehenden Zimmer möglichst zusammenzulassen. Nur Sie und Mister Pink wohnten dort.«
    »Hat er sich tatsächlich unter seinem richtigen Namen eingetragen!« murmelte ich. »Hatte Pink in der letzten Stunde einen Besucher?« fragte ich weiter.
    Der Grauhaarige verneinte. Dann schien er zu überlegen. »Da fällt mir ein, daß sich vor einer guten Stunde ein Mann telefonisch nach der Zimmernummer von Mister Pink erkundigt hat und fragte, ob er im Hause sei.«
    »Besuch hat er also nicht gehabt?« bohrte ich weiter. »Waren sonst Fremde hier, ich meine Leute, die nicht zu Ihren Gästen gehören?«
    Der Grauhaarige zuckte bedauernd die Schultern. »Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, Sir. Obwohl viele Gäste ihr Frühstück auf dem Zimmer einnehmen, war vor einer Stunde viel Betrieb in der Halle. Die Gäste kommen hier vorbei und erkundigen sich nach Post oder holen ihre Zeitung, bevor sie sich ins Frühstückszimmer begeben.«
    Ich sah, daß ich nicht weiterkam. »Hat denn jemand das Hotel in der letzten Stunde verlassen. Vielleicht jemand, der sich auffällig benahm? Wahrscheinlich hat er einen Gegenstand mit sich getragen. Eine Buddha-Plastik. Sie kann allerdings auch verpackt gewesen sein.«
    »Da waren die Herren von der Tabakindustrie, die zu einer Tagung hier sind. Es sind ungefähr zwanzig, und sie wohnen alle im dritten Stock. Das war nach 9 Uhr«, überlegte der Mann. »Dann kam Miß Franklin, die ihren Hund, wie jeden Morgen,
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