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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett
Autoren: 2 Romane
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schaden, wenn sie es ihrer Mutter gleichtat. Entschlossen schenkte sie sich ein Glas ein und trank einen Schluck. Die brennende Wärme des Alkohols ließ sie husten, dennoch nahm sie gleich darauf einen weiteren Schluck.
    Nach einigen Augenblicken der beschwingten Entspannung entschied sie, dass sie sich nichts vergab, wenn sie sich großherzig zeigte, ihren Stolz hinunterschluckte und Adam eine Nachricht schrieb. Die Zeilen sollten ihn darüber aufklären, dass John nie mehr als ein guter Freund für sie gewesen war. Schon bildeten sich die Sätze in ihrem Kopf. Sie füllte sich noch ein Glas Madeira ein und nahm es mit zum Schreibtisch in die Bibliothek.
    Er wird von meinem großen Opfer beeindruckt sein, dachte Sylvie, als sie auf unsicheren Beinen in eine Droschke stieg. Während er sich vergnügte und die Damen ihm zweifellos zu Füßen lagen, hatte sie sich aus Grove House geschlichen und erneut ihren Ruf aufs Spiel gesetzt, um ihrem Liebsten einen Liebesbrief zu überbringen.
    Seufzend lehnte sie sich ins Polster und dachte über ihren Wagemut nach, während sie mit den Händen die Wangen umfasste, um die heiße Haut zu kühlen.
    Bevor sie das Haus verließ, hatte sie sich den einfachsten Mantel angezogen, den sie besaß, weil sie sich dachte, dass eine bescheiden gekleidete Frau, die abends allein unterwegs war, weniger Aufmerksamkeit erregen würde als eine elegant gekleidete junge Dame. Sorgsam zog sie die Ränder ihrer dunklen Haube weit ins Gesicht, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen, ehe sie durchs Kutschenfenster hinaus in die Dunkelheit schaute.
    Als sie die Upper Brook Street erreichten und die Fassade von Adams herrlichem Stadthaus in Sicht kam, begann ihr Mut indes zu schwinden. Der Nebel in ihrem Kopf löste sich auf, und ernüchternde Gedanken sorgten dafür, dass ihr ganz flau im Magen wurde. Nun fühlte sie sich töricht und keineswegs mehr unbekümmert. Ihr wurde klar, welch verwegenes Unterfangen die einsame Fahrt nach Mayfair war. Sie hätte diese auch nie unternommen, wenn sie ihre Sorgen zuvor nicht im Madeira ertränkt hätte.
    Nachdenklich verweilte ihr Blick auf den Zeilen, die sie ihm geschrieben hatte. Dann aber hob sie den Kopf und blickte entschlossen zum Haus. Nein, nun war sie so weit gekommen, nun würde sie den Brief auch überbringen, sonst wäre all diese Mühe nutzlos gewesen. Ihr Unbehagen unterdrückend, stieg sie aus der Kutsche und eilte die Steinstufen hinauf, um an die Tür zu klopfen.
    Ein Lakai in prächtiger mit Goldtressen verzierter Livree öffnete ihr. Bevor Sylvie auch nur ein Wort äußern konnte, winkte er sie herein und zischte: „Sie hätten die Hintertür benutzen sollen! Schnell, kommen Sie rein, bevor Mr. Bartholomew merkt, dass Sie zu spät dran sind. Sie haben Glück, dass er heute Abend nicht wohlauf ist.
    Seine Backe ist so dick angeschwollen wie ein Ei.“ Der redselige junge Mann blies eine Backe prall auf, um ihr die Beschwerden des Butlers vorzuführen.
    Sylvie reichte ihm stumm den Brief, viel zu nervös, um einen Versuch zu unternehmen, einen Sinn aus dieser seltsamen Begrüßung herauszulesen. „Würden Sie bitte dafür sorgen, dass dies überbracht wird?“
    „Sie müssen Ihren Lebenslauf Mr. Bartholomew schon selber geben“, sagte der Lakai, ohne das Kuvert entgegenzunehmen. „Mrs. Hooper würd’ ihn ja normalerweise nehmen, sie ist die Haushälterin, wie Sie wissen, aber sie ist heute nicht hier, sie musste zu einer Beerdigung.“
    „Nein, bitte, verstehen Sie doch ...“
    Unvermittelt griff der Lakai sie am Arm und zog sie über die Schwelle. „Kommen Sie um Himmels willen rein“, sagte er verstimmt. „Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie sich nicht wenigstens ein bisschen selbst helfen. Mr. Bartholomew nimmt’s mit der Pünktlichkeit sehr genau. Wenn er jetzt runterkommt, wird er wissen, dass Sie viel zu spät aufgetaucht sind. Und wenn Mrs. Hooper erst Wind davon bekommt, wird man sie nicht einstellen. Dann stehen Sie wieder vor der Tür.“
    Sylvie schüttelte seine Hand ab, hin- und hergerissen zwischen Verzweiflung und Empörung. Sich in altmodischer Kleidung auf die Straße zu wagen, war eine Sache, für eine Aushilfe gehalten zu werden, eine völlig andere.
    „Ich bin übrigens Hobson“, sagte der Lakai und neigte den Kopf, um unter den Rand ihrer Haube zu lugen. „Sie müssen nicht schüchtern sein, lassen Sie sich einmal ansehen.“ Er griff nach der Haube, um sie ihr vom Kopf zu schieben.
    Sylvie schlug ihm
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