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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett
Autoren: 2 Romane
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auf die Hand.
    „Würde mir bitte jemand erklären, was hier vorgeht?“
    Der Schein eines großen Leuchters erhellte die Eingangshalle, und Adam trat zu ihnen. Seine Schritte hallten unheimlich von den Steinfliesen wider.
    Die vertraute Stimme hatte Sylvie erstarren lassen. Ein Blick auf den Lakaien zeigte ihr, dass es ihm ebenso erging. Reglos, die Hand immer noch erhoben, stand er da.
    Nun konnte sie ihn auch deutlich erkennen. Er war etwa in ihrem Alter und sah zu Tode erschrocken aus. Sein Gesicht war aschfahl, sein Adamsapfel hüpfte auf und nieder. Sylvie nahm an, dass der junge Lakai zum ersten Mal von dem Herrn des Hauses persönlich angesprochen worden war.
    „Mr. Bartholomew hat eine schlimme Backe, Mylord“, krächzte Hobson. „Tindall hat Bauchschmerzen, sonst wäre er im Dienst und Mrs. Hooper ...“
    „Ersparen Sie mir die Leiden des restlichen Personals“, sagte Adam ungehalten und lehnte sich an die Wand. „Ich verstehe schon, warum Sie die Tür geöffnet haben.
    Mich interessiert aber vielmehr, was Sie getan haben, dass diese Frau Sie geschlagen hat. Wer ist sie?“
    „Ich hab nichts getan, ehrlich, Mylord“, platzte Hobson heraus. „Ich hab sie nur gebeten, reinzukommen, damit ich die Tür schließen kann. Das ist Sandra Riley, die neue Aushilfe, die wir heute Nachmittag schon erwartet haben. Mrs. Hooper kümmert sich normalerweise darum, aber sie musste zu einer Beerdigung.“
    Sylvie holte tief Luft, während sie überlegte. Sie konnte sich wieder aus dem Haus stehlen oder ihre Identität enthüllen und es Hobson ersparen, dafür leiden zu müssen, dass er versucht hatte, Sandra Riley zu helfen, ihre Stelle zu behalten.
    Seufzend schob sie die Haube aus dem Gesicht und musterte den Mann, von dem sie nicht sicher war, ob er noch ihr Verlobter war oder nicht.
    Falls er überrascht war, sie zu sehen – was sie ihm nicht hätte übel nehmen können –
    dann verbarg er dies in bewundernswerter Weise. Vielleicht hatte der Alkohol seine Sinne ebenso benebelt wie der Madeira die ihren. Er hatte ganz offensichtlich getrunken, denn er hielt das Glas mit der goldenen Flüssigkeit noch in der Hand.
    Offensichtlich hatte er es sich auch gemütlich gemacht, denn die Ärmel seines weißen Hemdes waren zurückgerollt und zeigten sehnige gebräunte Arme. Dem Anschein nach hatte er keine Gesellschaft mehr erwartet.
    „So, so. Sandra Riley ... Du gehst grauenhafte Risiken ein, was deinen Ruf betrifft, meine Liebe.“
    „Ich weiß, aber ich sagte dir ja bereits, dass schamloses Verhalten wohl zu meinem Wesen gehört“, gab Sylvie mit leicht bebender Stimme zurück. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Hobson sie erstaunt anstarrte. Die Augen weit aufgerissen, versuchte er, den merkwürdigen Wortwechsel zwischen seinem Herrn und dem neuen Dienstmädchen zu verstehen.
    Sylvie machte einige Schritte in die kühle weiße Halle. „Ich habe angenommen, du seist bei Lady Burdetts Konzertabend. Diesen Brief wollte ich überbringen, solange du außer Haus weiltest.“
    Adam streckte die Hand aus, während er mit der anderen das Glas zum Mund führte.
    Sylvie schloss die Finger fester um das Papier. „Nein, es ist nicht mehr wichtig“, meinte sie leise. „Es ist nur ein weiterer Fehler, den ich begangen habe. Das ist alles.“
    Sie steckte den Brief in die Manteltasche. „Es tut mir leid, dich gestört zu haben.“
    Anmutig drehte sie sich um. „Öffnen Sie mir bitte die Tür“, sagte sie höflich zu Hobson, doch ihre Hand lag bereits auf dem großen Griff. Wenn der Lakai zu lange brauchte, würde sie die Tür selbst öffnen.
    Hobson schaute seinen Dienstherrn unsicher an und wartete auf weitere Anweisungen. Adam deutete leicht mit dem Kopf, worauf der Lakai mit raschen Schritten erleichtert davoneilte.
    Nachdem er sein Glas auf dem Konsoltisch abgestellt hatte, kam Adam zu ihr herüber. Rasch drehte sie am Türgriff. Das schwere Eichenportal öffnete sich einen Spalt, um gleich darauf wieder von starken Händen geschlossen zu werden.
    „Lass mich gehen!“
    „Nein.“
    „Lass mich gehen!“, verlangte Sylvie schrill, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    „Warum weinst du?“, fragte Adam sanft und verhinderte ihren Versuch zu fliehen, indem er sie in seiner Umarmung gefangen nahm.
    Sylvie wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ich weine nicht. Naja, ich weine schon, aber nur weil ich wütend bin.“
    „Auf mich?“
    „Ja, ein wenig“, gab sie ehrlich zu und schniefte. „Aber hauptsächlich
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