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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett
Autoren: 2 Romane
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Blick und schaute zum Fenster ihrer Tochter hinauf. Sylvie schluchzte auf, denn sie glaubte, Tränen auf den Wangen ihrer Mutter glitzern zu sehen.
    Sie ließ den schweren Vorhang fallen und schloss die Augen, um den quälenden Kopfschmerz zu vertreiben, den sie verspürte, als die wütenden Worte, die sie sich am Nachmittag hatte anhören müssen, ihr wieder ins Gedächtnis kamen.
    „Du musst heute Abend mitkommen!“, hatte ihre Mutter gesagt. „Lord Rockingham wird gewiss Lady Burdetts Konzertabend besuchen. Du darfst dir diese Gelegenheit, mit ihm unter vier Augen zu sprechen, nicht entgehen lassen. Ich erwarte, dass du dich bei ihm entschuldigst. Er hat deinen Vater noch nicht aufgesucht, um die Verlobung formell wieder zu lösen. Noch ist nicht alles verloren. Oh, ich kann einfach nicht glauben, was du getan hast! Was ist nur los mit dir, Mädchen? Willst du uns alle denn unbedingt mit deinen selbstsüchtigen Allüren beschämen?“
    Sylvie hatte die Schimpftirade niedergeschlagen über sich ergehen lassen und sich gewünscht, es gäbe eine Möglichkeit, ihre Mutter wissen zu lassen, dass sie nicht allein die Schuld an diesem Streit mit Adam trug. Doch um ihr das zu erklären, hätte sie Hugos schändliche Taten offenbaren müssen und auch, dass Adam darüber Bescheid wusste. Daher hatte sie nur etwas von einem Missverständnis gemurmelt und eine Migräne vorgeschützt, um nicht mitkommen zu müssen.
    Der Gedanke, Gast von Adams Mätresse zu sein, bereitete ihr keineswegs Unbehagen, wie June angenommen hatte. Sie spürte, dass Deborah Burdett keine ernste Gefahr darstellte. Falls Adam die junge Witwe liebte, hätte er sie gewiss längst zur Gemahlin genommen.
    Ihr Wunsch zu Hause zu bleiben hatte einen ganz anderen Grund. Auch sie hegte, wie ihre Mutter, die Hoffnung, dass noch nicht alles verloren war.
    Obwohl Adam und sie erneut gestritten hatten, spürte Sylvie, dass er eher verletzt denn ärgerlich war. Ebenso wie sie. Und ihre Intuition sagte ihr, dass er sich ebenso sehr nach einer Versicherung ihrer Liebe sehnte wie sie.
    Dummerweise hatte er die ärgerliche Angewohnheit, immer mitten in einer Auseinandersetzung davonzustürmen, bevor sie ihm erklären konnte, was sie fühlte, oder ihn dazu bringen konnte, dass er sich ihr erklärte. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als ihr bewusst wurde, dass er ihr nicht mehr so fremd war wie einst. Sie verstand ihn inzwischen recht gut. Er würde sich letztendlich daran gewöhnen, dass sie sich nichts von ihm gefallen ließ und ihm ihre Meinung offen sagte, auch wenn er ein vermögender Aristokrat war und alle anderen vor ihm katzbuckelten und ihm ehrfurchtsvoll begegneten.

    Sie hoffte, dass Adam, wenn er entdeckte, dass sie nicht an dem Musikabend teilnahm und demzufolge allein in Grove House weilen musste, sich von Lady Burdetts Gesellschaft verabschieden würde, um die Gelegenheit zu nutzen, sie aufzusuchen. Er sollte derjenige sein, der den ersten Schritt zur Versöhnung tat. Sie hatte ihm großzügigerweise angeboten, dass er seine Freiheit zurückhaben konnte.
    Und er hatte sie beschuldigt, ihn auf niederträchtige Weise zu benutzen und ihn zum Narren zu halten. So hinterlistig würde sie niemals handeln. Sie liebte ihn aus tiefstem Herzen. Aber sie würde nicht mehr vor ihm auf den Knien rutschen wie an dem Tag, als sie ihm zu Lady Burdetts Haus gefolgt war und ihm in der Droschke einen Antrag gemacht hatte.
    Sylvie schaute auf die Standuhr und drehte verstimmt den Ring an ihrem Finger. Der Zeiger schritt immer weiter voran, schließlich schlug die Uhr die neunte Stunde.
    Enttäuscht presste sie die Lippen zusammen. Ihre Hoffnung, dass ihr Verlobter die Seite seiner Mätresse verlassen würde, um die Dinge zwischen ihnen wieder zu richten, schwand allmählich. Hatte sie ihn so falsch eingeschätzt? Möglicherweise konnte Deborah Burdett Adam doch um den kleinen Finger wickeln.
    Während der vergangenen zwei Stunden hatte Sylvie lustlos durch Modejournale geblättert und ein Stiefmütterchen auf ein Taschentuch gestickt, das sie dann zerknüllt und auf den Boden geworfen hatte. Sie hatte sogar versucht, ein Buch zu lesen.
    Jetzt blieb ihr Blick an der Karaffe mit dem Madeira hängen. Wenn ihre Mutter sich über ihren Vater aufgeregt hatte, nahm sie oft einen kleinen Schluck davon, um sich zu beruhigen. Nun, sie hatte inzwischen immerhin einen Verlobten und war ausgesprochen verärgert über diesen nervenaufreibenden Mann. Es konnte sicher nicht
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